Mädchen als „Flora“ vor Schloss Ammerland

Details

Ausstellung:
Johann Georg von Dillis 1759-1841. Landschaft und Menschenbild, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München 1992, S. 132, Kat. Nr. 41, Farbabb.

Provenienz:
Privatbesitz, Süddeutschland.

Beschreibung

Schüchtern steht am Ufer des Starnberger Sees ein junges Mädchen, das sich dem Betrachter zuwendet. Sie trägt ein antikisch anmutendes, weißes Gewand im modischen Empiregeschmack, das sie als Mitglied einer vornehmen Familie ausweist. Sie hält blühende Rosen, die sie frisch vom Strauch links gepflückt hat. Haltung und Gewandung orientieren sich an Darstellungen der Flora, jener Personifikation der blühenden Natur, des Sinnbildes des Frühlings und der Verkörperung der Jugend.
Rechts hinter dem Mädchen erscheint Schloss Ammerland, heute bekannt als „Pocci-Schloss“, das sich 1796 im Besitz des Grafen Joseph von Baumgarten befand. Dillis hatte im Hause Baumgarten Zeichenunterricht erteilt und den jungen Grafen Karl wiederholt porträtiert, weshalb es sich bei dem Mädchen zweifellos auch um ein Mitglied der Familie Baumgarten handelt. Wahrscheinlich ist Sophy Gräfin von Baumgarten dargestellt, die 1798 zehn Jahre alt war. Sie war die uneheliche Tochter des Grafen von Rumford und aus einer Affäre mit Maria Josepha Gräfin Baumgarten hervorgegangen. Im Herbst 1798, im Entstehungsjahr des Aquarells, beendete Rumford sein Engagement in München und kehrte nach London zurück. Hinrich Sieveking hat im Katalog der Dillis-Ausstellung 1992 vermutet, dass Dillis seinem Mentor Rumford das Aquarell zum Abschied schenkte – eine plausible Annahme, für die auch die repräsentative, im englischen Geschmack ausgeführte Komposition sprechen würde. – Leicht stockfleckig, an den Rändern mit kleineren Einrissen und verso fleckig, sonst gut erhalten.