Details

Provenienz:
Nachlass Hugo Kauffmann, verso 2x mit dem Nachlassstempel;
Privatbesitz, Süddeutschland;
durch Erbfolge (2015) in Privatbesitz, Bayern.

Beschreibung

Expert’s choice

Reich abgestufte Grün- und Brauntöne kennzeichnen den kleinen Landschaftsausschnitt, der eine unberührte Natur zeigt. Mit lockerem Pinselstrich und breitem Farbauftrag hält Hugo Kauffmann die Stimmung eines luftigen Sommertages in einem nahsichtig wiedergegebenen Waldstück fest, das von hellem Sonnenlicht durchschienen ist und dem alle Nuancen von Licht und Schatten vielfältiges Leben verleihen. In radikalem Anschnitt reichen die Stämme der Bäume auf steil abfallendem Terrain nur bis an den oberen Rand des Bildes. Es sind keine knorrigen alte Bäume, sondern schlanke, hoch aufragende Stämme, zwischen denen in der Ferne das Laub der weiter entfernten Bäume durchschimmert. In Bodennähe ist man auf Tuchfühlung mit der Vegetation. Die bemoosten Felsen, das feuchte Erdreich und einzelne das Licht reflektierende Partien gibt Kauffmann mit mehreren übereinanderliegenden und kontrastreichen Farbschichten in Olivgrün, Hell- und Dunkelbraun sowie Schwarz wieder. 
 
In der Reduktion des Motivischen ist diese Arbeit nicht typisch für das Werk des Hugo Kauffmann, dessen Ruhm sich zu Lebzeiten auf seinen Genreszenen aus dem bayerischen Volksleben mit treffend gespiegelter Situationskomik gründete. Die Themen seiner Bilder waren Bauern und Jäger, Burschen und Dirndl, Kartenspieler und Biertrinker, die er mit scharfer Beobachtungsgabe individuell charakterisierte und mit feinem Kolorit ausstattete. Uns erscheint er heute in seinen den unmittelbaren Zugang zur Natur suchenden Ölskizzen viel moderner und aufregender. 
 
Das kleine Format und der spontane, den Malprozess offenlegende Duktus weisen darauf hin, dass es sich um eine Studie handelt, die der Künstler unmittelbar sur le Motif im Freien gemalt hat. Es ist ein virtuoses Stück Malerei, das der Künstler nur für sich selbst erschafft: mit einem Abhang, Bäumen, Sträuchern und Felsen, an die er sich studierend herantastet. Eine kleine, unbedeutende Situation wird als bildwürdiges Thema erkannt und auf die Leinwand gebannt – auch sie ist ein Teil der Schöpfung. Hier rezipiert ein Maler nicht überkommene Landschaftsvorstellungen, sondern sucht jenseits einer traditionellen, akademischen Landschaftsauffassung mit fast schon fotografischem Interesse, das zu ergründen, was er wirklich vor sich hat.
 
Die entscheidenden Impulse hierfür hatte er während eines anderthalbjährigen Paris-Aufenthaltes empfangen, den er 1870 wegen des Deutsch-Französischen Krieges abbrechen musste. Hier hatte er sich intensiv mit der Malerei Courbets und der Barbizon-Künstler auseinandergesetzt. So übernahm er ihre Eigenart, das durch die Baumstämme hindurchscheinende Blau des sonnenlichten Himmels erst zum Schluss aufzutragen, um den optischen Effekt zu erhöhen. Es ist nicht bekannt, ob sich Kauffmann zu Studienzwecken auch in Fontainebleau oder Barbizon aufgehalten hat. Sofern er die Maler der Schule von Barbizon nicht auch persönlich kennengelernt hat, könnte er deren Werke auch auf Ausstellungen oder in den Salons von Paris gesehen haben.  
 
Dass Kauffmann vorliegende Studie als authentisches Kunstwerk ernst nimmt, zeigt seine Signatur, die er als Zeichen seiner Wertschätzung auf diesem Bild unten links angebracht hat. Dass sie ihm wichtig war und er sie zeitlebens nicht aus seinem Atelier herausgab, belegen die Nachlassstempel auf der Rückseite des Bildes. 
Heike Birkenmaier
 

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