Francisco de Goya

Stierkämpfe in einer geteilten Arena (La division de la place)

Details

Delteil 289; Harris 286 II/II.

Provenienz:
Marcel Louis Guérin (1873–1948), Paris (unten links mit dem Stempel Lugt 1872 b);
Hôtel Drouot, Paris, „Estampes du XIXe siècle“ (Experte L. Delteil), 9.12.1921, Los 128;
Maurice Gobin (1883–1962), Paris;
M. Knoedler & Co., New York.

Beschreibung

Blatt 4 aus der Folge: Die Bullen von Bordeaux. Hervorragender, stellenweise tiefschwarzer Druck des 2. Zustands. Von den 1824 von Goya im Exil in Bordeaux gestalteten fünf Stierkampfdarstellungen wurden bei C. M. N. Gaulon vier in einer Auflage von 100 Exemplaren gedruckt, davon haben sich nur wenige erhalten, die heute zu den bedeutendsten Lithographien des Künstlers zählen.

„Ich glaube, dass der Stierkampf heutzutage das kultivierteste Fest der Welt ist“ – diesem Statement des andalusischen Dramatikers Federico García Lorca (1898–1936) würde man heute nicht mehr vorbehaltlos zustimmen, auch in Spanien nicht, wo 2010 in den vier katalanischen Provinzen ein Verbot des Stierkampfes ausgesprochen wurde. 2013 wurde der Stierkampf allerdings zum Kulturgut erklärt, weshalb 2016 vom spanischen Verfassungsgericht das Verbot in Katalonien aufgehoben wurde – mit der Begründung, nur der spanische Staat könne über ein Verbot der Corrida entscheiden.
Was wie ein Menetekel für die aktuelle Auseinandersetzung um die Unabhängigkeit Kataloniens anmutet, markiert die Fallhöhe, um die es beim Stierkampf geht: Es geht um nicht weniger als die Identität Spaniens, zu der der Stierkampf unabkömmlich gehört – und das seit über 200 Jahren. Es war Goya, der nach 1800 gleichsam identitätsstiftend war, als er mit seiner „Tauromaquia“ einen Zyklus schuf, in dem er den Kampf zwischen Mensch und Tier zu Kunst und zum Theater des Lebens machte. Goya, selbst leidenschaftlicher „Aficionado“ der Corrida, zeigte wie kein anderer in dem Zyklus und wenig später, bereits im Exil in Bordeaux, in seinen vier seltenen Lithographien „Toros de Burdeos“, dass die Nähe des Todes die Lust am Leben steigert. Der fast 80–jährige schuf mit den Bullen von Bordeaux in der noch neuen Technik der Lithographie eindringliche Bilder dieses existenziellen Spektakels, von Leid und Entsetzen, von Leidenschaft und Passion. – Mit der geglätteten Mittelfalte und einem breiten, teilweise minimal unregelmäßig beschnittenen Rand, dort stellenweise mit kleinen Knickspuren und einzelnen Fleckchen und einigen sorgsamen Papierausbesserungen. Verso mit einer Bleistiftskizze von fremder Hand, ansonsten sehr schön. Von großer Seltenheit!

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