Deutsch, 1814

Die Hl. Cäcilie (nach Stefano Maderno)

Beschreibung

Unwillkürlich denkt man bei dem Zeichner des eindrucksvollen Blattes an den viel zu jung verstorbenen Johann Scheffer von Leonhardshoff (1795-1822), der zu Beginn der 1820er Jahre im Kreis der Nazarener mit seinem „Tod der hl. Cäcilie“ (Wien, Österreichische Galerie Belvedere) die bemerkenswerteste Adaption von Stefano Madernos frühbarocker Skulptur geschaffen hatte. Tatsächlich erinnern einige Merkmale des Blattes – etwa die Verwendung des blauen Papiers und der sensibel gesetzten Weißhöhungen – an frühe Zeichnungen Scheffers, doch kam dieser erst Ende 1814 mit einem Stipendium seines Gönners Fürstbischof Franz Xaver Salm-Reifferscheid nach Rom – unsere Zeichnung hingegen datiert bereits vom 14. Juli 1814. Scheffer von Leonhardshoff scheidet deshalb wohl als Autor unserer Zeichnung aus; es ist bisher nicht gelungen, den Zeichner zu bestimmen, doch dürfte er im unmittelbaren Umfeld Friedrich Overbecks zu finden sein. Dieser hatte nach seiner „Flucht“ aus Wien nach Rom seit 1810 im Kloster San Isidoro einige Künstler um sich geschart, mit denen er sich um die Erneuerung der Kunst im Geist des Christentums bemühte. In der als „Nazarener“ in die Kunstgeschichte eingegangenen Künstlergruppe war die Geschichte der hl. Cäcilie als Exempel christlichen Wirkens sicher bekannt: Die der Legende nach aus einer alteingesessenen römischen Familie stammende Cäcilie war zum Tod durch Enthauptung verurteilt worden, doch konnte der Henker nicht ihr Haupt vom Körper trennen, so dass sie halbtot noch drei Tage den Glauben gepredigt, Heiden bekehrt und sich von Papst Urban I. hatte taufen lassen. Auch die Umstände, die 1600 zur Anfertigung von Madernos Skulptur führten, dürften den Nazarenern bekannt gewesen sein: Anlässlich von Restaurierungsarbeiten in der Kirche Santa Cecilia in Trastevere war der Sarg 1599 geöffnet worden, in dem der unversehrte Leichnam der Heiligen zum Vorschein kam – in ein antik anmutendes langärmliges Tunikagewand gehüllt auf der rechten Seite liegend. Sofort wurde Maderno beauftragt, eine Skulptur für den Hochaltar zu schaffen, die dieses Wunder dokumentiert. Von Philipp Veit, der sich 1815 dem Lukasbund in Rom anschloss, stammt eine Zeichnung, die die Skulptur in dem heute noch existierenden, mit schwarzem Marmor ausgekleideten und nach vorne offenen Kasten unterhalb des Altars zeigt. Unser Zeichner hingegen konzentriert sich ganz auf die Skulptur, ohne Angabe des räumlichen Umfelds: Auf der Seite auf dem Boden liegend, hat sie drei Finger ihrer Rechten ausgestreckt, die zusammen mit dem Zeigefinger der Linken als Zeichen ihres ungebrochenen Glaubens an die hl. Dreifaltigkeit zu deuten sind. Der Wunde am Hals, die bei Veit deutlich sichtbar ist, widmet unser Zeichner hingegen keine Aufmerksamkeit – es hat bei ihm den Anschein, als würde die Heilige schlafen. – Leichte Stockflecken unten am Rand, sonst gut erhalten.

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