Details

Provenienz:
Vermächtnis von Ludwig von Reithoffer, 1912, an die Österreichische Galerie, Wien (bis 1953). – Privatbesitz, Süddeutschland.

Literatur:
Franz Martin Haberditzl, Galerie des Neunzehnten Jahrhunderts im Oberen Belvedere, Wien 1924, S. XXI, Nr. 48, Abb.
Galerie des Neunzehnten Jahrhunderts im oberen Belvedere. Verzeichnis der Kunstwerke, Wien 1929, S. 4, Nr. 48.
Luigi von Buerkel, Heinrich Bürkel 1802-1869. Ein Malerleben der Biedermeierzeit, München 1940, S. 151, Nr. 702, Abb. S. 111.
Sammlung Max Geiger, München 1967, S. 11 f., Nr. 11
Hans-Peter Bühler/Albrecht Krückl, Heinrich Bürkel, mit Werkverzeichnis der Gemälde, München 1989, S. 287, Nr. 532, Abb.

Beschreibung

Insgesamt vier Mal hat Heinrich Bürkel Italien besucht (1827, 1830, 1838 und 1853), wo er sich neben dem Studium der Landschaft wie viele andere deutsche Künstler auch der Schilderung des ländlichen Lebens widmete. Nach dem letzten Italienaufenthalt entstanden in München in dichter zeitlicher Folge bis 1860 mehrere großformatige Gemälde, die von einer auf dem Monte Mario gelegenen Osteria aus den Blick auf die unterhalb liegende Stadt Rom zeigen. Von Bürkel selbst als „das große Rom“ bezeichnet, vereinigt er in diesen Kompositionen geschickt Genreszene und Stadtvedute. Im Mittelpunkt unserer Fassung steht das lebhafte Treiben vor einer Osteria, die sich als „Spaccio di vino a minuto con cucina famosa“ preist. Vor ihr verweilen zwei Hirten mit ihren Maultieren, auf den Stufen sitzt eine Mutter in der Tracht der Albaner Landfrauen mit ihren beiden kleinen Kindern, während unter dem Dach der Padrone eine vornehmere Gesellschaft bedient. Neben der Osteria sind drei Landleute in geschäftigem Gespräch vertieft, argwöhnisch beäugt von einem auf seinem Maultier vorbeiziehenden Mönch. Mit großer Liebe zum Detail schildert Bürkel das römische Volksleben, doch ist sein Blick auch nicht frei von Ironie und Humor. Ein Kritiker schrieb damals, Bürkels Gemälde zeichnen „sich durch eine fest ausgeprägte, das Detail mit liebevoller Sorgfalt und Farbenklarheit behandelnde Manier aus uns entwickeln in der Darstellung des volkstümlichen Lebens in Italien eine feine Beobachtungsgabe und munteren Humor.“
Unterhalb dieser pittoresken Szenerie breitet Bürkel die Silhouette der Stadt Rom aus, die im Dunst des sommerlichen Lichts schemenhaft in der Ebene erscheint. Bürkel beschreibt die Stadt als panoramaartige, atmosphärisch verdichtete Ansicht, links beginnend mit Santa Maria Maggiore über das Kolosseum, Pantheon, Engelsburg bis hin zu St. Peter am rechten Rand. Dahinter geht der Blick bis in die Albaner Berge und das in der Ferne liegende Meer.
Die jetzt aus Privatbesitz aufgetauchte Fassung des „großen Roms“ ist eine von heute vier bekannten Versionen der Komposition (Bühler/Krückl 530-533). Bürkel selbst hatte 1860 in einer Zusammenstellung insgesamt sieben Varianten erwähnt, von denen er eine auch nach Wien verkaufte. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um unsere Fassung, die sich bis 1953 in der Österreichischen Galerie im Belvedere befand, doch dann u. a. gegen ein Gemälde von Ferdinand Waldmüller eingetauscht wurde. Seitdem befand sich das Gemälde in Privatbesitz. Obwohl die Gemälde Bürkels Spätwerk zuzuordnen sind, haben sie nichts von der ihm eigenen malerischen Kraft und atmosphärischen Schilderung verloren. In ihnen zieht Bürkel gleichsam die Bilanz seiner römischen Jahre und entfaltet noch einmal das liebevolle Bild des römischen Landlebens vor der Kulisse der „ewigen“ Stadt.

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