Hermann Blumenthal

Männlicher Torso auf ovaler Platte.

Details

Isermeyer F 18.
Mit einer umfassenden schriftlichen Expertise von Dr. Agnes Scherling, vom 14.05.2013.

Ausstellung:
„Hermann Blumenthal, Gerhard Marcks, Alexander Zschokke“, Kunsthalle Basel, Basel 1956, Nr. 3877 (auf der Plinthen-Unterseite mit dem Etikett).
„Hermann Blumenthal“, Wanderausstellung, Freie Künstlergemeinschaft Schanze in Münster, Städtisches Kunsthaus Bielefeld, Kunsthaus Hamburg, 1966, Nr. 15.

Provenienz:
Privatsammlung, Hamburg (seit 1954);
durch Erbfolge an den jetzigen Besitzer, Privatsammlung, Süddeutschland.

Beschreibung

Hermann Blumenthal kam 1925 nach Berlin und studierte zunächst bei Wilhelm Gerstel und später bei Edwin Scharff. Laut Dr. Agnes Scherling ist die Bronze 1928 während der Studienzeit Blumenthals an der Vereinigten Staatsschule für freie angewandte Kunst in Berlin entstanden. Es handelt sich um eines der frühesten Werke des Künstlers. Die stehende Jünglingsfigur mit schmalen Hüften, das rechte Bein in leichter Schrittstellung vorgestellt, steht in leichter Drehung dem Betrachter gegenüber. Die modellierte Oberfläche fängt das Licht spielerisch ein und erinnert an den Stil Rodins. Der vorliegende Bronzeguss ist mit dem frühen Stempel der Gießerei Barth aus der Zeit in Berlin-Mariendorf gestempelt und gehört so zu den vier frühen Güssen. Die aktuellen Recherchen ergaben, dass die Datierung des Torso auf 1929 (bei Isermeyer und späteren Katalogen) ein Fehler ist. Laut schriftlicher Mitteilung von Dr. Ursel Berger, der damaligen Direktorin des Kolbe Museums Berlin, vom 16.5.2013, an Frau Dr. Scherling ergab sich nach Durchsicht der Karteikarten im Nachlass Blumenthals der handschriftliche Vermerk Isermeyers, dass 1954 ein Guss des Torso gefertigt wurde. Es handelt sich dabei um das vorliegende Exemplar. Weitere Güsse folgten erheblich später, vermutlich ab 1970, diese tragen den Gießerstempel Barth. Rinteln. Zu Lebzeiten Blumenthals gab es keinen Bronzeguss.
Das Thema des Torso nimmt eine besondere Stellung im Frühwerk Hermann Blumenthals ein. In der Zeit von 1928-1929 schafft der Künstler männliche und weibliche Torsi in verschiedenen Stellungen. Die früheste dokumentierte Figur Blumenthals ist ein ‚Schreitender männlicher Torso‘, der noch unter dem Einfluss seines Lehrers Wilhelm Gerstl und dessen Schule steht. Weitere verwandte Torsi aus den Jahren 1928/1929 sind der ‚Knieende Torso‘ und der ‚Sitzende Torso eines Jünglings‘. Blumenthal beschäftigte sich zu dieser Zeit intensiv mit dieser klassischen Themenstellung, da er den ‚Sitzenden Torso‘ für den großen Staatspreis der Preußischen Akademie der Künste 1929 einreichte. In den drei Torsi löst sich Blumenthal von Edwin Scharffs Stilisierungen. Die in ihrer Oberfläche locker modellierten Figuren erinnern Dr. Berger wieder mehr an den Stil Gerstls. Laut Berger sind die Torsi die besten Arbeiten der Studienjahre Blumenthals. Sie zeigen den Übergang zu seinem eigenen, persönlichen Figurenstil, der ab 1929 von einem eher archaisiernden, kantigen Stil geprägt ist. Nach 1929 fertigt Blumenthal keinen Torso mehr, vielmehr entwickelt er die figürlichen Formen weiter. Auch änderten sich die Figuren in ihrer Haptik: von einer bewegten, porös wirkenden Oberfläche fand Blumenthal nun zu einem eher glatten, gespannten Äußeren. Das Unvollendete des Torso wich dem Bild des ganzen Menschen mit raumgreifenden Posen. – In sehr guter Erhaltung.

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