Details

Provenienz:
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen.

Beschreibung

Günther Ueckers „Tatort“ ist Anfang der 1980er Jahre im Kontext mehrerer Objektinszenierungen des Künstlers entstanden. Bei diesen Werken handelt es sich um große Rauminstallationen, die Uecker für übergeordnete Themenkomplexe schuf und die zeitlich zwischen seine beiden Bühnenbildentwürfe für Wagner-Opern – Lohengrin (1979) in Bayreuth und Tristan und Isolde (1982) an der Stuttgarter Staatsoper – angesiedelt werden können.
Der Kunsthistoriker und Kurator Wieland Schmied lud Uecker 1980 zur Ausstellung „Zeichen des Glaubens – Geist der Avantgarde“ nach Berlin ein. Für dieses Projekt entstand „Chichicastenango“, ein mit den Fingern schwarz bemaltes großes Boot mit eindrucksvoller Nagelung. Anlässlich der Ausstellung setzte sich Uecker mit der kulturellen Überlieferung und Bedeutung der Vorstellung „Martyrium“ auseinander. Das Boot ist benannt nach dem gleichnamigen Dorf in Guatemala, das für den Künstler Symbol für Martyrium ist. Dort befand sich bis zum 16. Jahrhundert ein bedeutendes Maya-Heiligtum, das durch die spanischen Conquistadores zerstört wurde und auf dessen Fundamenten nach der Eroberung eine christliche Kirche erbaut wurde. Das Boot ist für den Künstler Sinnbild, ein Vehikel, das in eine andere Welt zu retten vermag, jedoch nur über den Schmerz, dafür stehen die Nägel. Das Thema Leid und Erlösung im christlichen Sinne greift Uecker zusammen mit dem Erlösungsgedanken in den beiden Opern von Richard Wagner auf.
Berlin sollte jedoch nicht die letzte Station des Bootes sein. Bis heute hält die Reise an, aktuell ist das Werk in der Ausstellung „Uecker“ im K20 in Düsseldorf zu sehen. 1981 war Uecker mit „Chichicastenango“ in der Ausstellung „Schwarz“ in der Kunsthalle Düsseldorf vertreten. Zusammen mit den großen „schwarzen“ Meistern Kasimir Malewitsch, Ad Reinhardt und Pierre Soulages war Uecker am Projekt beteiligt, das sich den kulturellen Konnotationen, der Symbolik und der Erforschung des Dualismus von Schwarz, der Farbe, die eigentlich keine ist und in der sich alle Farben aufheben widmet.
Wie auf der Rückseite vom Künstler beschrieben, schuf Uecker anlässlich dieser Ausstellung das Objekt „Tatort“. In seiner Grunddisposition mit zwei Seitenteilen, dem horizontalen oberen Abschluss aus Holz, der schwarzen Fingerbemalung und der expressiven Nagelung greift es die wesentlichen Gestaltungselemente des großen Bootes auf. „Tatort“ abstrahiert und extrahiert das große Vorbild. In dem Objekt spiegeln sich somit die großen Themen der frühen 1980er Jahre wider, in denen Uecker sich mit den elementaren Fragen des Lebens, von Sein und Vergänglichkeit beschäftigt und die Tragfähigkeit seiner eigenen künstlerischen Formen dahingehend untersucht, inwieweit sich diese Themen illustrieren oder versinnbildlichen lassen.

Beiliegt:
Weitermeier, H. (Hrsg.) – „Schwarz“, Ausstellungskatalog, Städtische Kunsthalle, Düsseldorf 1981.

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