Details

Bartsch 27; Lehrs 35; The New Hollstein 35; Falk/Hirthe 35; Schmitt 35.
Provenienz:
Sammlung d’Arenberg, Brüssel, verso mit dem Stempel auf einem montierten Beiblatt (Lugt 567); Sammlung A.L. Blum (1882-1952), Schweiz und Short Hills, verso mit dem Stempel (Lugt 79 b);
Buch- und Kunstantiquariat August Laube, Zürich; dort im Januar 1989 erworben; seitdem in Privatbesitz, Deutschland.

Beschreibung

Ganz ausgezeichneter, tiefschwarzer und in allen Details fein zeichnender Abdruck mit beträchtlichem Grat in den Gewandfalten Mariens. Sehr sauber gedruckt und mit einem winzigen Rändchen um die Einfassungslinie. Selten so schön.
Die anmutigste und zugleich kleinste unter den Madonnen Schongauers (Lehrs) ist trotz des kleinen Formats eine der poetischsten Schöpfungen des Künstlers. Der junge Dürer war von diesem Stich so angetan, dass er eine Interpretation der Darstellung schuf – die „Madonna mit langem Haar auf der Mondsichel“ (Bartsch 30), die „nichts als eine gegenseitige Übersetzung des Schongauerschen Striches aus der zarten jungfräulichen Sprache des Colmarers in die gewaltige des großen Nürnbergers ist“ (A. Schmid, zitiert nach Lehrs, Bd. V, S. 180). Welchen Erfolg gerade dieses Blatt zu seiner Zeit hatte, beweisen die zahlreichen Kopien, die noch im 16. Jh. angefertigt wurden: Lehrs zählt insgesamt 12 verschiedene Nachschöpfungen, die bis auf 2 Holzschnittkopien alle gegenseitig sind. Lothar Schmitt nennt sogar 13 verschiedene Kopien. Trotz des durchschlagenden Erfolges und der damit wohl recht hohen Auflage des Blattes haben sich jedoch nur sehr wenige Exemplare erhalten: Lehrs zählt insgesamt nur etwa 20 Blätter, darunter auch unser Blatt aus der Sammlung S. Arenberg mit ** erwähnt, die meisten davon in Museumssammlungen. Schmitt (The New Hollstein) nennt insgesamt 23 Exemplare und bewertet gleichzeitig deren Druck- und Erhaltungszustand. Bis auf die Blätter in Basel und München handelt es sich häufig um nicht einwandfrei erhaltene oder um späte Abzüge. „Die kleine stehende Madonna“ wurde seit Jahrzehnten nicht mehr auf dem Auktionsmarkt angeboten, vorliegendes Exemplar dürfte das einzige noch erhältliche Exemplar auf dem Markt sein und ist in dieser Qualität nicht mehr verfügbar.
Die Darstellung besitzt charakteristische Züge einer „Schönen Madonna“- jugendliche Schönheit Mariens, Eleganz der Haltung, Betonung des Mantels als konstituierendes Element der Figur und ihres Volumens, eine reichhaltige Faltengebung und die Betonung der Innigkeit im Verhältnis zwischen Mutter und Kind. Dieser Typus, der in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstand und sich in der Folgezeit international rasch verbreitete, blieb im Verlauf des 15. Jahrhunderts in Skulptur und Malerei noch lange verbindlich. So geht auch Schongauer bei seiner Darstellung von Gemälden und Skulpturen aus und nicht von Prägungen der Graphik, etwa Stichen des Meisters E.S., die wegen ihrer mangelnden Organik ihm nicht vorbildlich sein konnten (zitiert nach Hirthe, S. 112).
Kleine druckbedingte Quetschfalte am linken Rand oben, verso zwei kleine Papierausdünnungen, am Unterrand links unten kleine Knickspur und winzige Papierhinterlegung, ansonsten in sehr gutem Zustand.

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N = Differenzbesteuerte Kunstobjekte mit Ursprung in einem Land außerhalb der EU
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