Beschreibung

Wie kaum ein anderes Gemälde Scharls zieht dieses Bild die Summe seines malerischen Werks. Bereits in den zwanziger Jahren hatte der Künstler begonnen, in leuchtender Farbigkeit und festgefügter, an van Gogh geschulter Spachteltechnik die Opfer und Außenseiter der Weimarer Republik darzustellen. Kriegsverletzte, Arbeitslose, Obdachlose und Gefangene bevölkerten nun sein malerisches Universum, und jedem davon wandte er sich mit drastischer Schärfe, aber auch mit Einfühlung und Mitgefühl zu. Die Dargestellte auf diesem Bild ist ein Opfer in mehr als einer Hinsicht. Durch die sozialen Verhältnisse in die Prostitution gedrängt, ist sie männlicher Gewalt hilflos ausgeliefert. Die Spuren sind sichtbar: Würgemale am Hals, blaue Flecken im Gesicht, der geschorene Kopf. Dennoch hat sie Schmuck angelegt und weist ihren entblößten Körper fast einladend vor: Auch in seinem geschundenen Zustand ist er ihre einzige Einnahmequelle. – Der Hintergrund mit kleinen Retuschen, sonst von guter und farbfrischer Erhaltung.

Provenienz:
Professor Dr. Aloys Greither, München.
Professor Dr. Helma Greither, München.
Christie’s, London, 29.11.1988, Los 225.

Ausstellungen:
„Josef Scharl“, München, Städtische Galerie im Lenbachhaus, 1982-1983, Kat. Nr. 79, mit Abb..
„From Expressionism to Resistance: Art in Germany 1909 – 1936. The Marvin and Janet Fishman Collection“, Milwaukee, Milwaukee Art Museum; Berlin, Berlinische Galerie; Frankfurt am Main, Schirn Kunsthalle; Emden, Kunsthalle; New York, The Jewish Museum; Omaha, Nebraska, Joslyn Art Museum; Atlanta, High Museum of Art, 1990-1992, Kat. Nr. 134, Abb. S. 119.
„Art as Resistance. The Marvin and Janet Fishman Collection“, Den Haag, Museum Escher in Het Paleis; Stockholm, Liljevalchs Konsthall; Helsinki, Helsingin Taidehalli; Brüssel, Palais des Beaux-Arts, 1995-1996.
„German and Austrian Art of the 1920s and 1930s: The Marvin and Janet Fishman Collection“, Milwaukee, Marquette University, Haggerty Museum of Art, 2002.

Literatur:
Rita E. Täuber, „Der hässliche Eros: Darstellungen zur Prostitution in der Malerei und Grafik 1855 – 1930“, Berlin, 1997, Farbtafel IX..

* Alle Angaben inkl. Aufgeld (27%) ohne MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
** Alle Angaben zzgl. Aufgeld und MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
*** Unter Vorbehalt: Zuschlag erfolgte unterhalb des Limits. Erwerb des Werkes im Nachverkauf ggf. noch möglich.
R = Regelbesteuerte Kunstwerke
N = Differenzbesteuerte Kunstobjekte mit Ursprung in einem Land außerhalb der EU
Die private oder gewerbliche Vervielfältigung und Verbreitung aller im Ausstellungs- und Auktionsarchiv angezeigten Werkabbildungen ist unzulässig. Alle Rechte vorbehalten.