Josef Scharl

Three-headed man

Details

Lukas 305.

Ausstellung:
Josef Scharl, Pavillon im Alten Botanischen Garten, München 1953;
Josef Scharl. Gedächtnisausstellung, Galerie Nierendorf, Berlin 1964 (Kunstblätter der Galerie Nierendorf 3), Kat.-Nr. 43, s/w Abb. S. 19;
Josef Scharl. 139 ausgewählte Werke, Galerie Nierendorf, Berlin 1991 (Kunstblätter der Galerie Nierendorf 52), Kat.-Nr. 25, farb. Abb. S. 12.

Provenienz:
Lempertz, Köln 6.6.1989, Los 621, Tafel 83;
Galerie Nierendorf, Berlin, vom Besitzer dort erworben;
Privatsammlung, Hessen.

Description

Verso auf dem Keilrahmen mit teils unleserlichem Ausst.-Etikett, wohl Galerie Nierendorf 1964.
“Dreikopf” mag auf den allerersten, rein flüchtigen Blick wie ein repräsentatives Herrscherporträt wirken: Auf einem thronähnlichen Armlehnstuhl sitzt ein Mann mit silberglänzender Rüstung vor dunklem Hintergrund, in den Händen ein aufgestelltes Langschwert haltend, den Kopf bekrönt. Doch irritiert bereits in diesem ersten Moment der Kopf mit drei maskenhaft erstarrten Gesichtern nach vorne und zu den Seiten. Die Augen sind verschlossen oder blind, der vordere bluttriefende Mund hat spitze Teufelszähne, aus den seitlichen Mündern züngeln sich je vier Schlangen heraus. Schnell ist zu erkennen, dass es sich auch nicht um eine edle metallene Rüstung handelt, vielmehr gleichen Kopf und Körper einer zerschlissenen ausgestopften Stoffpuppe, trotz zahlreicher Flicken sind einige Nähte geplatzt, die Holzwolle quillt bereits an mehreren Stellen, auch am Kopf hervor. Die mechanisch wirkenden Hände um den Schwertgriff sind zu Krallen deformiert. Der Herrscher erweist sich als blutrünstiger, schlangenzüngiger Zerberus, der Lügen und Bosheiten in alle Richtungen verbreitet und sich mit verschlossenen Augen an der Macht festkrallt. Josef Scharl entwickelt in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft ab 1933 eine allegorisch verschlüsselte Bildsprache, die es ihm ermöglicht, Kritik an dem politischen System auszudrücken. Bereits 1933 wird er als “entarteter Künstler” diffamiert, ab 1935 mit einem Malverbot gestraft, nachdem er sich weigert der NSDAP beizutreten. Dennoch arbeitet Scharl unermüdlich weiter und prangert in seinen Werken die Grausamkeiten und zunehmende Inhumanität der Diktatur an. Trotz zahlreicher Freunde und Unterstützer wird die Situation in Deutschland für Scharl mit der Zeit immer unerträglicher, sodass er Ende des Jahres 1938 in die USA immigriert.

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