Pierre-Paul Girieud

Les Baigneuses.

Details

Ausstellung:
“Pierre Girieud et l’expérience de la modernité 1900-1912”, Musée Cantini, Marseille 21.6.-29.9.1996, Kat.-Nr. 81, mit s/w Abb.

Provenienz:
Privatsammlung, Saarbrücken.

Description

Girieud ist ein Autodidakt. Statt die Kunstakademien zu besuchen, geht er lieber in den Louvre oder in das Musée du Luxembourg, das kurz zuvor den Nachlass von Gustave Caillebotte erhalten hatte. Seine Inspiration findet er in der Natur, die ihm aber nicht als realistische Vorlage sondern als Ursprung der Gefühle dient, wie er 1905 erklärt: “Ich erwarte nicht alles von der Natur. Ich sehe in ihr ein Wörterbuch, eine unversiegbare Quelle der Emotionen. Diese bietet sie uns im großen Durcheinander, es liegt an uns, sie aufeinander abzustimmen und sie durch Farbe und Form zu bändigen.” Wie in der vorliegenden Arbeit malt er häufig auf Karton, nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus praktischen und technischen Gründen nach dem Vorbild von Toulouse-Lautrec, denn er zieht die Mattheit des Untergrunds dem der Leinwand vor. International bekannt wird Girieud durch seine Mitgliedschaft in der Neuen Künstlervereinigung München. Auf Einladung Kandinskys tritt er noch im Gründungsjahr 1909 bei. Durch seine Mitwirkung an den drei Ausstellungen der Vereinigung, die in mehreren deutschen Großstädten Station machen, wird er einem breiten Publikum vorgestellt. Seine Kunst wird von deutschen Sammlern aber auch Künstlern wie August Macke und Alexander Kanoldt gekauft. Der enge Austausch mit deutschen Künstlern führt dazu, dass Girieud sich mehr und mehr der weiblichen Figur zuwendet, häufig in eine ideale Landschaft platziert. Bevorzugt malt er große Formate, auf denen er seine Figuren lebensgroß darstellen kann. Am 22.12.1910 schreibt er an seine Tochter “Ich male viele Damen ohne Hemden und Gemälde groß wie Häuser”. Diese Figuren sind gleichzeitig streng und sensuell, sie haben kräftige Volumen und eine große skulpturale Präsenz. Er charakterisiert ihre Beine als “Säulen, die einen Temple tragen”. Auch in der vorliegenden Arbeit wirken die Frauen wie monumentale Skulpturen. Ihre Körper, schwarz umrandet und in kühlen Tönen gehalten, setzt der Künstler in eine Küstenlandschaft, die in kräftigen, satten Farben erstrahlt. Er arbeitet dabei mit der Spannung zwischen den unbeteiligt wirkenden Figuren, die den Blick vom Betrachter abwenden, und der vibrierenden Natur, die sich ins Auge brennt. Girieud spielt hier mit den Gefühlen: Statt die weiblichen Akte als sinnlich darzustellen, verlagert der Künstler die Emotionen auf die Landschaft.

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