Details

Provenienz:
Gallery Julian Hartnoll (and Eyre), London;
Galerie Michael Hasenclever, München, verso auf Keilrahmen mit Etikett;
Nachlass Kurt Liebermeister, München;
Neumeister, München, Auktion 913, 9.5.2010, Los 444;
Europäische Privatsammlung.

Description

“Schuldlos litt Andromeda dort (…) die Strafe für das, was der Mutter Zunge verbrochen.” (Metamophoses, IV, 670f.). Diese Episode aus Ovids Metamorphosen war im Kreise der britischen Präraffaeliten ein beliebtes Thema und wurde u.a. auch von Edward Burne-Jones in seinem Perseus-Zyklus verarbeitet: Die Tochter Kepheus’, des Königs von Äthiopien, und der Kassiopeia, sollte auf Geheiß eines Orakels an einen Felsen geschmiedet und dem Seeungeheuer Ketos geopfert werden. Dadurch könne die Hybris ihrer Mutter gesühnt werden. Diese hatte sich gerühmt, schöner zu sein als die Nereïden, die ätherischen Meeresnymphen. Die so Geschmähten wandten sich an Neptunus, der die monströse, muschelschalenbesäte Plage aussandte und die Gestade von Kepheus’ Reich durch Überschwemmungen verwüstete. Allein Andromedas Opfer konnte weiteres Unheil abwenden. Der junge Heros Perseus, der just mit seinen Flugsandalen die Küste überflog, erkannte die gefesselte Jungfrau und deren ausweglose Situation. Bei Ovid erscheint sie ihm blass und regungslos, so dass er zunächst glaubt, sie sei aus Marmor gehauen, “nur, dass ein leichter Wind das Haar ihr eben bewegt und Tränen den Augen warm entquollen” (674f.). Perseus erbat sich bei den wehklagenden Eltern die Hand ihrer Tochter und erstach bzw. versteinerte daraufhin das Ungeheuer mit dem abgetrennten Haupt der Medusa. Als Lohn erhielt er Andromeda als Frau und das gesamte Königreich. Alle Hauptcharaktere – selbst der Walfisch Ketos – wurden später als Sternbilder an den Himmel versetzt. Zur Strafe für Ihren Hochmut steht Kassiopeia allerdings kopfüber am Firmament.
Stanhope entstammte aus einer großbürgerlichen Familie, studierte bei George Frederick Watts und malte zusammen mit Dante Gabriel Rossetti. Das viktorianische England unter der Regierung Queen Victorias war aufgrund des vorherrschenden Protestantismus von streng formulierten Moralregeln geprägt. Jedoch nahm die Darstellung weiblicher Akte in der Zeit offizieller Prüderie deutlich zu und gelangte zu einer regelrechten Blüte, ließen sich doch in der Mythologie Vorlagen finden, die künstlerisch die Nacktheit der Figuren erforderlich machten. So konzentrierte sich auch Stanhope auf die Darstellung des nackten Frauenkörpers. Verwundbar und an einen mannshohen Holzpfosten gekettet, verharrt sie in einer zerklüfteten Küstenlandschaft mit spitz aufragenden Felsen. Rosafarbene, seidene Schlingen umspielen ihren Körper vielmehr, als dass sie ihn fesseln. In der Figur Andromedas offenbart sich der Einfluss Sandro Botticellis, insbesondere die wehenden Haare und die Haltung des linken Armes scheinen von der Geburt der Venus (Uffizien, Florenz) inspiriert. Stanhope war eng mit Italien verbunden und ließ sich ab 1880 immer wieder in der Villa Nuti in Bellosguardo auf dem Land außerhalb von Florenz nieder.

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