Description

Der Blick des Betrachters geht über Eck in einen hellen, von einem Fenster belichteten Raum, dessen hohe Türen und umlaufender Palmettenfries unter der Decke ihn als spätklassizistischen Ursprungs zu erkennen geben. Die Einrichtung dagegen, beherrscht von einem opulenten Schreibsekretär in der Ecke, ist später; die Neorenaissance-Formen von Stühlen und Schreibtisch lassen vermuten, dass das Aquarell wohl erst um bzw. nach der Reichsgründung 1871 entstanden ist. Eine solche Datierung legt auch die insgesamt zwar detaiilierte, in der Einzelform aber doch lockere, dabei sehr qualitätvolle Malerei nahe. Der bisher unbekannte Maler ist ein begabter Aquarellist, der wahrscheinlich in Berlin in der Nachfolge Eduard Gärtners tätig war.
Neben dem Künstler ist auch die dargestellte Wohnung unbekannt, doch handelt es sich offensichtlich um einen den Künsten gegenüber durchaus aufgeschlossenen, bürgerlichen Haushalt: Die Wände sind mit verschiedenen Kupferstichen geschmückt, die aus der Ferne an Rembrandt denken lassen; die Skulptur einer Eule, in der Antike Verkörperung der Weisheit, auf einem Tischchen links und der Dreifußständer mit Schale neben dem Tischchen rechts scheinen genauso wie die beiden kleinen Statuetten über dem Schreibtisch auf eine Verbindung zur antiken Kultur zu verweisen. Den den überzeugendsten Beleg liefert jedoch der kleine Spalt, den die offene Flügeltür in den angrenzenden Raum freigibt: Durch ihn fällt der Blick auf eine Staffelei, auf der sich vielleicht ein angefangenes Gemälde befindet, während links davon, in blauem Wams auf einem Stuhl sitzend, wohl der Künstler erkennbar ist. Er gibt nur wenig von sich preis, doch liegt gerade in dieser Verweigerung der große Reiz des Blattes, das zu den ungewöhnlichsten Atelierdarstellungen des 19. Jahrhunderts gezählt werden muss. – Verso umlaufend mit Klebespuren von alter Montierung und leicht braunfleckig, ansonsten farbfrisch erhalten.

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