George Grosz

“Nach dem Theater”.

Details

Mit einer schriftlichen Echtheitsbestätigung von Ralph Jentsch, Rom/New York, vom 19.3.2012. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Arbeiten auf Papier von George Grosz aufgenommen.
Ausstellung:
“George Grosz. Aquarelle, Zeichnung, Graphiken 1915-1956”, Meta Nierendorf, Berlin 12.5.-3.7.1958, Nr. 14.
Provenienz:
Atelier des Künstlers, Berlin 1926; George Grosz Nachlass, 1959; Privatsammlung, Berlin/Linz.

Description

Um 1923 endete die hektische Periode der Nachkriegsjahre in Berlin. Im November 1923 wurde die Mark stabilisiert und die Inflation angehalten. 1924 stellt Grosz in der Galerie Alfred Flechtheim aus, die eleganteste und teuerste Einrichtung ihrer Art in Berlin, und wird damit zum arrivierten Künstler. Jetzt steht Grosz zwischen zwei Welten: der Kommunist und Mann der Arbeiterklasse ist jetzt selbst Familienvater mit solidem Einkommen, von den Reichen umworben. Grosz’ Arbeiten flüchten sich, von diesem Widerspruch beeinflusst, in eine satirische, aber doch leichtherzige Eleganz. Seine Bilder schwanken oft zwischen Allegorie und Realität. So erscheint auch diese Arbeit zuerst als eine genau erfasste Szene aus dem Leben der Reichen: Der Herr im Smoking mit Fliege und einer roten Nelke im Revers und seine Begleitung in modisch langen Handschuhen und Kleid mit Pelzbesatz sitzen nach dem Theater am Tisch. Doch bei genauerem Betrachten wird die Zeichnung durch die Gesten und das Verhalten der Figuren zu einer ironischen Gesellschaftsstudie. Der Mann gähnt herzhaft, der Mund weit aufgerissen, die Dame schminkt sich mit Hilfe eines Handspiegels die Lippen, die Augen zusammengekniffen. Hier spürt man die Langeweile, die innere Leere, die auch durch einen Theaterbesuch oder andere Unterhaltung, die durch Geld möglich werden, nicht gefüllt werden kann. Der Kellner, der Arbeiter, steht lächelnd über der Szene. Der Zahn der Zeit erlaubt uns heute, Grosz’ Vorzeichnung, einst durch Deckweiß abgedeckt, zu erkennen. So sollte der Kellner zuerst eine passivere Haltung einnehmen: die Hände waren vor seiner Brust zusammengehalten. In der endgültigen Fassung gießt er den Herrschaften beflissentlich Champagner ein. – Wenige kurze, fachmännisch restaurierte Einrisse in den äußeren Rändern. Wenige geglättete Knickfalten. Umlaufend Montagespuren, Ränder dadurch teils mit Ausdünnung und Fehlstellen in den Ecken. Allgemein in altersgemäß sehr gutem Zustand.

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