Giovanni Battista Tiepolo

Christus am Ölberg.

Description

Mit einer schriftlichen Expertise von Prof. Giuseppe Mario Pilo, Venedig, vom 26.3.2010. Pilo, der das Gemälde im Original untersucht hat, bestätigt das Werk aufgrund der hohen malerischen Qualität als eigenhändige Arbeit von Giovanni Battista Tiepolo in seiner reifen Schaffensperiode: “Si tratta, a mio giudizio, di un’opera della piena maturità di Giovan Battista Tiepolo.”

In Tiepolos genialem Schaffen verbanden sich in einzigartiger Weise eine unaufhörliche sprudelnde Fantasie mit der Fähigkeit zu adäquater künstlerischer Realisation. Fresken enormen Ausmaßes, Altargemälde, Staffeleibilder jeden Formats, Zeichnungen und Druckgraphik erweisen ihn als den universalsten Künstler seiner Zeit.

Vorliegendes Gemälde zeigt Christus am Fuß des Ölbergs in der Nacht vor seiner Kreuzigung, in der er mit seinem Schicksal ringt. Die Szene geht seiner Gefangennahme zeitlich unmittelbar voraus. Dem dramatischen Bildthema entspricht die kühne Komposition, die intuitiv und mühelos entstanden zu sein scheint, jedoch genauestens bedacht und berechnet ist. Von links oben trifft ein blendender Lichtstrahl auf den zusammengesunkenen Christus und den tröstenden Engel mit dem Kelch des Leidens; in einer einzigen großen Helligkeit fasst der Lichtstrom aus der Höhe beide mit der Wolke und dem Felsen zusammen. Vor dem Ölbergfelsen liegen die eingeschlafenen Jünger im Dunkel, das höchste Licht im Bild lässt in der nächtlichen Umgebung die liegenden Gestalten in rhythmischen Intervallen hier und da aufblitzen und macht sie ganz oder teilweise sichtbar. Rechts und im Hintergrund nähern sich aus dem Dunkel die Schergen, angeführt von dem Hauptmann im roten Mantel; Neugierige wie der Page im blaugelben Kostüm hinter dem Hauptmann begleiten die Abgesandten des Hohepriesters. Der himmlischen, in gleißendes Licht getauchten und Erlösung verheißenden Sphäre ist in den dunklen Partien das irdische Sein mit der bevorstehenden Passion, auf welche auch mit den sich überkreuzenden Bäumen im Hintergrund angespielt wird, gegenüber gestellt.

Laut dem 1763 publizierten Stich von Pietro Monaco, der das Gemälde reproduziert, gehörte das Gemälde einst Giacomo Concolo in S. Polo in Venedig. Concolo war Maler in Venedig, von ihm bezog die Tiepolo-Werkstatt ihre grundierten Leinwände. Das Werk war ursprünglich Teil einer Folge mit Szenen aus der Passion Christi, die stilistisch eine Einheit bilden und alle ähnliche Maße aufweisen. Eine weitere Fassung befindet sich seit 1925 zusammen mit der “Dornenkrönung” in der Hamburger Kunsthalle; im Louvre wird das “Abendmahl” aufbewahrt, eine Version der Kreuzigungsszene besitzt das Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam, eine weitere das Saint Louis Art Museum. Ob nun das für Concolo gemalte Bild mit vorliegendem Gemälde identisch ist oder mit der Fassung der Hamburger Kunsthalle, lässt sich nicht mehr ermitteln, da sich die Provenienzen beider Werke nicht mehr in das 18. Jahrhundert zurückverfolgen lassen; erst 1910 erscheint eine der beiden Versionen zusammen mit der “Dornenkrönung” in der Monographie von Eduard Sack als Teil der Sammlung von Hofrat Seeger, Berlin. Die Darstellung muss zu Lebzeiten des Künstlers jedoch ein großer Erfolg gewesen sein, Morassi erwähnt mehrere Fassungen Tiepolos.
Leinwand doubliert. In sehr gutem Zustand.
Literatur: Eduard Sack, Giambattista und Domenico Tiepolo. Ihr Leben und ihre Werke. Hamburg 1910, S. 184. – Antonio Morassi, G.B.Tiepolo. His Life and Work. London 1955, S. 145. – Anna Pallucchini, L’opera completa di Giovanni Battista Tiepolo. Mailand 1968, Nr. 182. – Massimo Gemin/Filippo Pedrocco, Giambattista Tiepolo. I dipinti. Opera completa. Venedig 1993, S. 411. – Aus.Kat. “Giambattista Tiepolo – 1696 – 1996”, hrsg. von Keith Christiansen. New York/Mailand 1996, S. 216 – 219.
Provenienz: möglicherweise Sammlung Seeger, Berlin bzw. Auktion, Sotheby’s, London, 10. Juli 1968, Los 54; Europäische Privatsammlung.

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