Dorfstraße mit Fuhrwerk.

Description

Das Werk entstand in Siglingen an der Jagst, dem Heimatort des Großvaters mütterlicherseits, bevor dieser 1845 nach Amerika auswanderte. Seine Vorfahren waren dort als bodenständige Bauern und Bürger ansässig. Dieses ländliche Leben würdigt Münter in ihrem Gemälde. Sie zeigt eine Idylle verschachtelter Häuser in harmonischen Farben, komplettiert durch zwei Figuren und zwei Tiere. Münter litt in dieser Zeit unter ihrer künstlerischen Isolierung: Ihre Weggefährten von einst galten jetzt als “entartete” Künstler, sie selbst blieb vor allem durch Johannes Eichners Engagement, der ihre Distanzierung zur künstlerischen Avantgarde betrieben hatte, von einem Ausstellungsverbot verschont. In dieser Isolation findet sie zurück zu den Wurzeln ihrer Familie. Es entsteht eine stille, klar strukturierte Komposition, in der die zwei einzelnen Personen, an die jeweils gegenüberliegenden Bildseiten gedrängt, nur eine untergeordnete Rolle spielen. Auch für dieses Werk benutzte Münter eine schon bemalte Leinwand und lässt die ursprüngliche Farbe durch den neuen Farbauftrag hervorleuchten, um so eine komplexere Farbgebung zu erreichen. – Die Ränder mit Leinwand verstärkt. In sehr gutem Originalzustand.
Das Werk ist in dem Arbeitsheft der Künstlerin von 1938 unter der Nr. 1 mit dem Vermerk “Dorfgasse, Siglingen, Motiv 1” verzeichnet. Es wird in das von der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung herausgegebene Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.

Provenienz:
Nachlass der Künstlerin.