José de Madrazo Y Agudo

Bildnis des Künstlers Johann Christian Reinhart mit

Details

Portrait of the Artist Johann Christian Reinhart. Etching on wove. (C. 1810). C. 30.5 : 22 cm (sheet). Inscribed with pencil “J.C. Reinhart. Bavarois. Peintre de paysage” along the lower edge.

Description

Nicht bei Heller/Andresen.
Ausdrucksstarkes Künstlerporträt, in Halbfigur und Dreiviertelprofil. Johann Christian Reinhart lebte von 1789 bis 1847 in Rom. Seine charismatische Persönlichkeit und seine hohen künstlerischen Ideale, die er epocheprägend zu formulieren verstand, machten ihn zu einer der zentralen Figuren im Künstlerviertel am Monte Pincio. “Reinhart der wackere Teutsche” (König Ludwig I.) oder “il tedesco furioso” nannten ihn seine Bewunderer, und kaum ein anderes Porträt vermag mehr vom Charakter und Selbstverständnis eines der bedeutendsten Künstler der deutschen Romantik zu vermitteln. Dem Betrachter mit entschlossenem Blick selbstbewusst zugewandt, zeigt es den Künstler, entschlossen in Mimik und Gestik: Zeigt Reinhart, den gefeierten Maler, Radierer und Zeichner. Reinhart, den humanistisch und theologisch gebildeten Ästheten, aber auch Reinhart, den stolzen Franken und leidenschaftlichen Jäger.
Laut Dr. Inge Feuchtmayr dürfte der Künstler auf diesem Porträt etwa fünfzig Jahre alt gewesen sein, was eine Entstehungszeit der Radierung um 1810 vermuten lässt. Auf der Suche nach dem zunächst unbekannten Schöpfer der Radierung in Reinharts römischer Umgebung zu Beginn des vorigen Jahrhunderts brachte 1989 eine Ausstellung des Musée Goya in Castres, Spanien, den entscheidenden Hinweis. Hier wurde eine maßgleiche, seitenverkehrte Zeichnung des spanischen Porträt- und Historienmalers José de Madrazo y Agudo gezeigt, die eindeutig als Vorlage für die vorliegende Radierung entstanden sein muss.
Biographisch divergierenden Angaben zufolge kam Madrazo ein oder einige Jahre nach 1800 in Rom an und hatte, knapp zwanzigjährig, wohl gerade ein Anerkennungsstipendium des spanischen Königs Karl IV. erhalten. Vorausgegangen waren Studienjahre an der Académie San Fernando in Madrid sowie in Jacques Louis Davids Atelier in Paris. Madrazo wurde Reinharts Hausgenosse im Palazzo Galoppi, Via Quirinale 21, in Rom. Neben Historienbildern fertigte er Porträts, Reinhart selbst hatte ein solches besessen – es erscheint als “ritratto del delfronto, fatta da Matras” auf einer der Nachlasslisten vom 9.6.1847. Als der ehemalige spanische König Karl IV. mit seiner Gemahlin 1814 nach Rom kam und dort in den folgenden Jahren residierte, wurde Madrazo sein “peintre de chambre”. Durch ihn wurde auch Reinhart mit den Hoheiten bekannt und gehörte sogar zu den Jagdfreunden des Exkönigs. Madrazo kehrte schließlich 1818 nach Madrid zurück, wo er unter den Nachfolgern Karls IV. noch vierzig Jahre ein hochdekoriertes Künstlerleben führte. Bei Madrazos Beerdigung im Mai 1859 fanden zu Ehren des “Chevalier del’ordre de Charles II et Commandeur del’ordre d’Isabelle la Catholique” ein Exrequiem und eine Ehrenbestattung in Madrid statt.
Madrazo war etwa zwanzig Jahre jünger als Reinhart und überlebte ihn um zwölf Jahre. Ihrer Freundschaft ist nicht nur das Porträt Reinharts, sondern wohl auch der Ankauf zweier Ideallandschaften Reinharts durch die spanische Exkönigin Marie Louise zu verdanken, von denen eines bis heute in den königlichen Wohnräumen des Escorial nachweisbar ist. In dieser folgenschweren Begegnung zeigt sich einmal mehr, welche herausragende Stellung Rom und die dort ansässigen Künstler und Mäzene für die Kunstwelt der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten: Rom, Ewige Stadt, Ort der Begegnung für das kunstliebende Europa, kleine und große Welt in einem.
In der Literatur findet sich der Hinweis auf ein weiteres von Madrazo radiertes Porträt des ebenfalls bedeutenden Deutschrömers Joseph Anton Koch (Andresen Bd. 2/Nr. 2). Zudem heißt es bei Thieme-Becker: “…die wenigen Radierungen (selten), darunter ein Porträt des Jos. Ant. Koch (…)”. Es verwundert daher kaum, dass eine derart bedeutende Arbeit bisher unbekannt geblieben ist. Das vorliegende Exemplar unbekannter Provenienz definiert sich durch seinen Unikatscharakter von einzigartiger Seltenheit. – Prachtvoller Druck von der noch ungereinigten Platte, tiefschwarz und differenziert im Grat. Mit Ätzproben im Weiß des linken Randes; im Randbereich vereinzelte Papierausdünnungen; verso am linken Rand mit einem feinen Papierstreifen; ein kleiner hinterlegter Einriss am Unterrand; umlaufend innerhalb der Plattenkante beschnitten; sonst sehr gut erhalten.
Hinweise, die zur näheren Bestimmung der Radierung führten, gehen auf Dr. Marianne Küffner, CG Boerner, Düsseldorf, zurück. Hinweise zur Unterstützung der Katalogisierung sind Dr. Inge Feuchtmayr zu verdanken.
Literatur: F. Sickler und J.C. Reinhart in Rom (Hrsg.), Almanach aus Rom für Künstler und Freunde der bildenden Kunst, 2 Bde. Leipzig 1810/11 (S. 300 ff); A. Andresen, Handbuch für Kupferstichsammler o. Lexicon der Kupferstecher, Maler-Radierer und Formschneider aller Länder, Bd. II, Leipzig 1873, S. 100; O. Baisch, Johann Christian Reinhart und seine Kreise, Leipzig 1882; I. Feuchtmayr, Johann Christian Reinhart, Monographie und Werksverzeichnis, München 1975, S. 405, 408, 420/Nr. 11, ferner G. Nrn. 87, 97; Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler, Bd. 23, S. 535-536.
Ausstellung: Ausst. Kat. Les Éleves Espangnols de David, 24. Juni – 31. August 1989, Musée Goya Castres, San Sebastian, vgl. S. 110, Abb. 83.

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