Künstler

Christian Friedrich Gille

1805 Balenstedt/ Harz – Dresden 1899

Der im Harz geborene Gille kommt im Alter von 20 Jahren nach Dresden, um sich an der dortigen Akademie zum Landschaftskupferstecher ausbilden zu lassen. 1827 wendet er sich der Malerei zu und wird für die nächsten drei Jahre Schüler des Norwegers Johann Christian Clausen Dahl. Nach dem Studium arbeitet Gille in Ermangelung einer Perspektive als Maler zunächst als Lithograf, stattet eine „Bilderchronik“ des sächsischen Kunstvereins aus und fertigt eine Anzahl von Bildnissen bedeutender Dresdener Persönlichkeiten an.
In Dresden bis zu seinem Tod ansässig, kann sich Gille nach ersten Versuchen als Landschaftsmaler Ende der 1820er Jahre diesem Genre erst seit etwa 1850 in größerer Freiheit – unterstützt durch Ankäufe des Kunstvereins – widmen. Seine Motive findet er in der Umgebung Dresdens – häufig einfache Bäume und Sträucher oder Bachläufe und kleine Wasserfälle, die er in Aquarellen und Ölstudien festhält. Noch von der Romantik Caspar David Friedrichs, Carl Gustav Carus‘ und Dahls berührt, hat Gille das romantische Naturverständnis in seinen unkonventionellen, vor der Natur entstandenen Ölstudien konsequent in Richtung Realismus geführt. Sein Talent zur Beobachtung des Unscheinbaren macht ihn zu einem unsentimentalen Naturschilderer, der allein der Wirklichkeit verpflichtet ist. Zu Lebzeiten kaum beachtet, gelten heute seine zahlreichen Ölstudien und –skizzen als Zeugnisse eines Landschaftsrealismus, der direkt in die Moderne des späten 19. Jahrhunderts führt.