Max Ernst

La liberté détruite par l’absence

Details

Spies/Metken/Pech 4485.

Ausstellung:
Max Ernst da collezioni francesi e italiane, Galleria del Credito Valtellinese ‚Refettorio delle Stelline‘, Mailand 1996/97, Kat.-Nr. 74, mit farb. Abb. S. 119;
Max Ernst – Yves Tanguy: Deux visions du surréalisme, Musée Paul Valéry, Sète 2016, Kat.-Nr. 64, mit farb. Abb. S. 207 (datiert 1965);
Casa Iolas, Galleria d’Arte Tommaso Calabro, Mailand 2020.

Provenienz:
Sammlung Alexander Iolas;
Galerie Klopfer Fine Art, Zürich;
Privatsammlung, Varese (ca. 1990/94 erworben);
Sothebys, London 20.7.2007, Los 380;
Privatsammlung, Monaco;
Privatsammlung, Schweiz.

Descrizione

“Ich erinnere mich noch sehr gut an die Worte von Max Ernst bei der Feier seines 80. Geburtstages im Maxim’s in Paris in Anwesenheit des französischen Kulturministers, (…) Museumsdirektoren aus aller Welt und vielen bedeutenden Sammlern; er sagte, dass die Person, der er in seinem Leben am meisten zu verdanken hat, Sie sind, Alexander Iolas, und dass er ohne Ihre Hilfe und Ihre Unterstützung nicht erfolgreich gewesen wäre.” Dr. Wieland Schmied (aus einem Brief an Alexander Iolas, 19.12.1985, zit. nach Ausst.-Kat. Mailand 2020, S. 145).

Max Ernst ist einer der zentralen Künstler des Surrealismus. Während seiner gesamten Laufbahn erschafft er Werke, die den Betrachter stets irritieren und herausfordern und ihm gleichzeitig einen Zugang zu der außergewöhnlichen Welt der Philosophie und der fantastischen Träume eröffnen. Eine einzigartige Melange aus Freudscher Metaphorik, seiner ganz eigenen, privaten Mythologie und persönlichen Kindheitserinnerungen durchdringt sein gesamtes Œuvre, das einige der wichtigsten Ikonen der surrealistischen Kunst umfasst.
Das Gemälde “La liberté détruite par l’absence” aus dem Jahr 1969 ist ein eindrucksvolles Beispiel für das Spätwerk von Max Ernst. Vor einem kulissenhaft-halbabstrakten Hintergrund in Dunkelblau, Hellgelb, Rostrot und Schwarz scheinen sich Sonnenuntergang und tiefe Nacht zeitgleich zu ereignen. Davor ist ein schwarzes gitterartiges Gebilde montiert, das die Komposition mit skulpturaler Kraft dreidimensional erweitert. Diese, für Max Ernst so typische, faszinierende Vermischung der Genregrenzen, in diesem Falle von Gemälde und Skulptur, veranlasst den Betrachter, seine eigene visuelle Wahrnehmung für einen Moment in Frage zu stellen und sich zu versichern, ob das schwarze Gitter tatsächlich real und dreidimensional ist oder nur eine gemalte Illusion. Der mittlere Teil des Gitters (oder im übertragenen Sinne: das Türchen des Vogelkäfigs) ist offen, was auf die verlockende Möglichkeit von Freiheit und Ungebundenheit hinweist. Jedoch fügt der Titel des Gemäldes, “Die Freiheit, die durch Abwesenheit zerstört wird”, dem eine rätselhafte, philosophische Dimension hinzu und deutet damit auf die Ambivalenz zwischen Freiheit und Sicherheit, Festhalten und Loslassen hin.
“La liberté détruite par l’absence” gehört zu einer ganzen Gruppe von Arbeiten, die von ähnlichen Gitterstrukturen dominiert werden. Der Ursprung dieses Sujets liegt im Motiv des Vogelkäfigs, das sich bereits in sehr frühen Arbeiten von Max Ernst findet und in verschiedenen abgewandelten Formen durch sein gesamtes Œuvre zieht. 1924/25 entstehen zahlreiche Gemälde mit dem Motiv “Vogel im Käfig” (vgl. Spies/Metken 736-763), zunächst noch mit gemalten Gitterstäben aus pastos, fast schon plastisch aufgetragener Farbe, dann als Collage aus Holz und Draht oder Drahtgitter. Höhepunkt dieser Zeit ist das Werk “Les cages sont toujours imaginaires”, das sich heute im Kunsthaus Zürich befindet (Spies/Metken 762). Die Gitterstrukturen im Spätwerk verweisen somit auch in ihrer abstrahierten Form auf eines der zentralsten Motive von Max Ernst: den Vogel. Auslöser für seine Vogel-Obsession war nach eigenen Erzählungen ein traumatisches Kindheitserlebnis. Kurz nach seinem eigenen fünfzehnten Geburtstag fällt die Geburt seiner Schwester Loni tragischerweise mit dem Tod seines Lieblingsvogels, dem Kakadu Hornebom, zusammen und löst bei ihm einen psychischen Ausnahmezustand mit Depressionen und Halluzinationen aus, die eine Verwirrung von Vögeln und Menschen zur Folge hat. Der Vogel wird von nun an zu Ernst’ Alter Ego und zugleich Symbol für Instinkt und Freiheit.
Noch im Entstehungsjahr der Collage dient sie als Vorlage für das Mappenwerk “Dent promte”, das insgesamt zehn farbige Fotolithographien nach Collagen von Max Ernst und zehn Gedichte von René Char umfasst und von Lucie Weill, Au Pont des Arts, in Paris herausgegeben wird (Spies/Leppien A 19, Blatt X). Auch dem Motiv des Mappenumschlags liegt eine Collage mit Gitter-Motiv zugrunde und stammt aus der bereits 1963 entstandenen kleinen Werkserie “Harpe éolienne” (Spies/Metken 3704).

Das Werk stammt aus der berühmten Sammlung des Kunsthändlers Alexander Iolas (1908-1987), der für Max Ernst der wichtigste Förderer war.
Der in Ägypten geborene Grieche geht 1924 zunächst als Pianist nach Berlin, wird Balletttänzer und tourt mit verschiedenen Ensembles. 1935 zieht er nach New York und tanzt im Metropolitan Opera House. Nach dem altersbedingten Ende seiner Tanzkarriere wendet sich Iolas der Kunst zu und eröffnet 1945 in New York seine erste Galerie, die Hugo Gallery. Er spezialisiert sich auf surrealistische Kunst und vertritt bevorzugt Max Ernst und René Magritte, für die er einer der wichtigsten Händler wird. 1952 richtet Iolas in seiner New Yorker Galerie die erste Einzelausstellung von Andy Warhol aus, ebenso dessen letzte zu Lebzeiten. Darüber hinaus vertritt er unter anderem Giorgio de Chirico, Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely, Yves Klein, Alexander Calder, Edward Ruscha, Man Ray und Roberto Matta. Ab 1954 erweitert Iolas seine Galerie, die von nun an unter seinem eigenen Namen läuft, und entwickelt als einer der ersten Kunsthändler ein umfangreiches Netzwerk mit Galeriestandorten in Genf, Paris, Mailand, Zürich, Madrid und Rom. Ab den 1960er Jahren zählt Iolas zu den einflussreichsten Galeristen für Moderne Kunst. Auf der Höhe seines Ruhms in den späten 1970er Jahren schließt er nach und nach alle seine Galerien, bis auf das Stammhaus in New York, und löst damit sein Versprechen an Max Ernst ein, nach dessen Tod aufzuhören. Die Tatsache, dass in den 1970er Jahren viele der Künstler sterben, mit denen Iolas aufgewachsen war und die er sehr schätzte und respektierte, muss ebenfalls eine wichtige Rolle bei seiner Entscheidung gespielt haben. Mitte der 1980er Jahre trennt sich Iolas auch von seiner New Yorker Galerie und zieht nach Athen. Er stirbt 1987 während eines Besuches in New York.

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