Otto Mueller

Self Portrait, Frontal View

Details

Pirsig-Marshall/von Lüttichau G1910/09 (102).

Literatur (Auswahl):
Verzeichnis der nachgelassenen Bilder, Zeichnungen und Drucke von Otto Mueller, aufgenommen durch den Maler Erich Heckel, Berlin 1931, Nr. 21;
Buchheim, Lothar-Günther, Otto Mueller. Leben und Werk, Feldafing 1963, s/w Abb. 15;
Lüttichau, Mario-Andreas von, Otto Mueller. Ein Romantiker unter den Expressionisten, Köln 1993, Abb. 76;
Mück, Hans-Dieter und Dieter W. Posselt (Hrsg.), Otto Mueller zum 140. Geburtstag, Jahrbuch der Otto Mueller-Gesellschaft e. V., Bd. II/III, Weimar 2014, farb. Abb. 127, S. 87, Porträt verso farb. Abb. 227, S. 150;
Remm, Christiane, Otto Mueller, Begleitbuch zu den Ausstellungen Kunstmuseum Ravensburg, Brücke-Museum Berlin, Kunsthalle Emden, 2014-16, München 2014, farb. Abb. 51;
Mück, Hans-Dieter, Bausteine zur Werkbiographie von Otto Mueller – 1894-1906, Bd. VI/VII, Jahrbuch der Otto Mueller-Gesellschaft e. V., Weimar 2020, farb. Abb. Tafel 36, S. 144.

Ausstellung:
Dritte Ausstellung der “Neuen Secession Berlin”, Kunstsalon Maximilian Macht, Berlin 1911, Kat.-Nr. 24;
Kollektion der “Freien Secession Berlin” innerhalb der “Großen Berliner Kunstausstellung”, Düsseldorf 1917;
Otto Mueller. Aus Besitz des Sohnes, Galerie Alex Vömel, Düsseldorf 1952, Kat.-Nr. 1;
Otto Mueller, Kunsthalle Bremen, 1956, Kat.-Nr. 50;
Otto Mueller, Karl Ernst Osthaus Museum, Hagen 1956/57, Kat.-Nr. 31;
Otto Mueller, Städtisches Kunstmuseum, Duisburg 1957, Kat.-Nr. 45;
Otto Mueller, Dom Galerie, Köln 1963, Kat.-Nr. 6;
Painters of the Brücke. Heckel, Kirchner, Nolde, Pechstein, Schmidt-Rottluff, Tate Gallery, London 1964, Kat.-Nr. 113, verso mit Etikettresten des Arts Council of Great Britain;
Otto Mueller. Zum sechzigsten Todestag, Galerie Ludorff, Düsseldorf 1990, mit farb. Abb. S. 5;
Otto Mueller zum sechzigsten Todestag. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Graphiken, Galerie Nierendorf, Berlin 1990, Kat.-Nr. 9, mit farb. Abb. S. 13;
Otto Mueller. Eine Retrospektive. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München/Museum Folkwang, Essen 2003, s/w Abb. S. 68;
Otto Mueller aus einer Privatsammlung, Galerie Thomas, München 2007, außer Katalog, verso auf dem Rahmen mit dem Etikett;
Von der Leichtigkeit des Seins. Otto Mueller 1874-1930, Kunsthaus Apolda Avantgarde, Apolda 2008, Bd. 1, Kat.-Nr. 116 und 121 (verso), farb. Abb. S. 144/145;
Einfach, Eigen, Einzig. Otto Mueller 1874-1930, Begleitbuch zu den Ausstellungen der Otto Mueller-Gesellschaft e. V., Kunstsammlungen Zwickau u.a. 2012/13, Bd. 1, Kat.-Nr. 4, farb. Abb. 2, Porträt verso Kat.-Nr. 37, farb. Abb. 38;
Im Dialog mit Otto Mueller. Eine Hommage (…), Jahrbuch der Otto Mueller-Gesellschaft e. V. zur Eröffnung des Otto Mueller Museums der Moderne Schmalkalden, Bd. IV/V, Weimar 2019, Kat.-Nr. 2, farb. Abb. 3, Porträt verso Kat.-Nr. 13, farb. Abb. 2.

Provenienz:
Nachlass des Künstlers, Heckel-Nachlass-Liste Nr. 21;
Josef Mueller-Herbig, Karlsruhe/Lübeck 1931;
Galerie Alex Vömel, Düsseldorf, 1952, verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett;
Sammlung Alex Vömel, Düsseldorf, 1963;
Hauswedell & Nolte, Hamburg 10./11.6.1988, Los 885, mit farb. Abb. Tafel 12;
Galerie Nierendorf, Berlin;
Sammlung Dieter W. Posselt, seit 1988.

Descrizione

“Otto Mueller malte, als wüsste er nichts von der Skala all der prunkenden Farben (…). Oft begnügte er sich mit den wenigen Farben, die schon der vorgeschichtliche Mensch kannte. Erstaunlich ist die Fülle gebrochener Töne, die ihm trotzdem zur Verfügung stand. Im reduzierten Bereich wusste er sie auf das feinste abzustimmen, mit äußerster Sensibilität und hoher Malkultur die ganze Bildfläche in atmender Bewegung zu halten. Es ist auch sein Geheimnis, wie er Farbtöne, die isoliert betrachtet verschmutzt wirken, in das Ganze einzubinden und dem Zusammenklang anzuverwandeln wusste. (…) Bei anderen Malern würden diese Töne tot und stumpf bleiben; ihm indessen gelang es wie mit magischen Mitteln, sie zu einem sanften Leuchten zu erwecken. (…) Die Farbflächen haben Transparenz (…), selbst der feinste Zwischenton (ist) noch definiert.” (L.-G. Buchheim, Feldafing 1963, S. 92 f.).

Die Autoren des neuen Werkverzeichnisses (2020), Tanja Pirsig-Marshall und Mario-Andreas von Lüttichau, datieren dieses ausdrucksstarke Selbstporträt Otto Muellers auf die Zeit um 1910. Bereits ab Mitte Februar 1911 wurde es im Berliner Kunstsalon Maximilian Macht gezeigt, bei der dritten Ausstellung der Neuen Secession Berlin. Das Werk ist das früheste erhaltene Selbstbildnis in der von Otto Mueller neu entwickelten Leimfarben-Technik und nimmt damit einen besonders wichtigen Platz in seiner künstlerischen Entwicklung ein. Seine innovative Maltechnik ist sicherlich mit Ausschlag gebend, dass er 1911 von der Künstlergruppe Brücke aufgenommen wird, deren Gründungsmitglieder Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner er im Jahr zuvor kennengelernt hatte. Christiane Remm sieht in diesem Selbstporträt einen Prototyp für Muellers männliche Figuren der 1910er Jahre, “ein mit wenig dünner schwarzer Farbe und einem fast trockenen Pinsel auf die grau-beige grundierte Leinwand silhouettenhaft gezeichneter Kopf mit Schulterpartie” (Ch. Remm, München 2014, S. 67).
Das Brustbild eines schmalen jungen Mannes mit weißem Hemd und Fliege auf der Rückseite der Leinwand stammt laut Pirsig-Marshall und von Lüttichau von unbekannter Hand und nicht von Otto Mueller selbst. Der Dargestellte sei wohl eine nicht näher bezeichnete Bekanntschaft aus dem literarischen Zirkel des Fischer-Verlages, in dem Mueller nach seiner Übersiedlung nach Berlin 1907 verkehrte.

Der Kunsthistoriker Hans-Dieter Mück von der Otto Mueller-Gesellschaft kommt bei diesem Gemälde, das er unter dem Titel “Selbstporträt mit nacktem Oberkörper, en face” führt, zu einer etwas früheren Datierung um 1909/1910. Das Porträt auf der Leinwand-Rückseite hält er zudem für eine eigenhändige Arbeit von Otto Mueller, die seiner Ansicht nach Alfred Faust (1883-1961), einen Kameraden des Künstlers aus der Zeit des Ersten Weltkrieges zeige. Die zwei Männer lernten sich im Winter 1917/18 in Iwanow kennen, wie Faust 1956 in einem an die Kunsthistorikerin Dr. Herta Hesse (Karl Ernst Osthaus-Museum, Hagen) adressierten Brief schildert: “(…) Und da fing Otto Mueller an zu erzählen von seinen Arbeiten, von der Dresdner ‚Brücke‘, von seinen Freunden – nicht alles bei der ersten Begegnung, denn er kam oft wieder. (…) Eines Abends zog er eine Hand voll Buntstifte aus der Rocktasche und fing an, mich zu zeichnen. Manches Blatt wanderte in den Ofen (…). Zwei Blätter habe ich gerettet (…)” (zit. nach: Bausteine zur Werkbiographie von Otto Mueller, Teil II. 1974-1970, Sonderband II der Otto Mueller-Gesellschaft e. V., Weimar 2021, S. 219). Die Ausführung des Porträts des in Russland neu gewonnenen Freundes erfolgte laut Mück dann wenige Monate später in Berlin, nachdem Otto Mueller im März 1918 dorthin zurückgekehrt war.
Die zwei genannten Zeichnungen aus der Sammlung Faust sind im Werkverzeichnis aufgeführt und abgebildet (WVZ P1917/04 und P1917/05).

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