Barthel Beham

Portrait of a 32 year old woman (“Dorothea Jörg”)

Details

Löcher 75

Literatur:
Ludwig Baldass: Studien zur Augsburger Porträtmalerei des 16. Jahrhunderts. Teil II: Bildnisse von Leonhard Beck, in: Pantheon 6, 1930, S. 396, Nr. 8;
Kurt Löcher: Nürnberger Bildnisse nach 1520, in: Kunstgeschichtliche Studien für Kurt Bauch zum 70. Geburtstag von seinen Schülern, München 1967, S. 122; Ders.: Ein Bildnis der Anna Dürer in der Sammlung Thyssen-Bornemisza, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 39, 1977, S. 88, Abb. 5;
Peter Strieder: Tafelmalerei in Nürnberg 1350-1550, Königstein im Taunus 1993, S. 281, Nr. 165, Abb. (Barthel Beham zugeschrieben);
Kurt Löcher: Barthel Beham, in: Saur. Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 8, München 1994, S. 288;
Ders.: Barthel Beham. Ein Maler aus dem Dürerkreis, München-Berlin 1999, S. 66, Abb. 66, und S. 217, Nr. 75 (unter fragliche Zuschreibungen);
Sebastian Schmidt: Abbild – Selbstbild. Das Porträt in Nürnberg um 1500, Wiesbaden 2018, S. 344-345, Nr. 81, Abb. (Barthel Beham?)

Ausstellung:
Meister um Albrecht Dürer, Ausst.-Kat. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 1961, S. 64, Nr. 30.

Provenienz:
Benediktinerstift Lambach, Oberösterreich; Galerie Sanct Lucas, Wien;
Kunsthandel Julius Böhler, München (seit 1936, zwischenzeitlich ins Ausweichlager Penk, Oberpfalz (?) ausgelagert);
Kunsthandel Paul de Boer, Amsterdam (1954-1957); Kunsthandel Julius Böhler, München; 1962 verkauft an Fritz Mailänder (1897-1984), Fürth;
Privatbesitz, Süddeutschland.

Descrizione

Auf dem Gemälde präsentiert der Maler vor malerisch wenig differenziertem, grünlichen Hintergrund das Brustbild einer mittelalten Frau nach links. Sie trägt als Kopfbedeckung ein Barett und über dem braunen Kleid einen mit einer Brosche geschlossenen Goller – ein das Hemd abdeckender Schulterkragen aus Damast mit einem Granatapfelmuster. Das Bildnis trägt die Inschrift “DA. MAN. 15.2.4. CALT. DA. BAS. ICH. 32. JAR. ALT” – 1524, als das Gemälde gemalt wurde, war die Dargestellte 32 Jahre alt. Eine spätere Aufschrift bezeichnete die Frau als Dorothea Jörg, doch ist diese Benennung am Gemälde nicht mehr nachprüfbar.
Sie hat ihre rechte, beringte Hand auf ihren linken Unterarm gelegt, wodurch das Bildnis nicht nur kompositionell geschlossen wirkt, sondern ihm insgesamt auch eine gewisse Ernsthaftigkeit und Strenge verleiht, die auch im Gesicht der Frau zum Ausdruck kommt. Ihr Inkarnat ist warm, mit leicht rosigen Backen und einem eher introvertiertem Blick am Betrachter vorbei auf ein imaginäres Gegenüber, das Kurt Löcher aufgrund der entsprechenden Inschrift in einem männlichen Bildnis der Gemäldegalerie in Prag identifizieren konnte (Prag, Nationalgalerie, Inv. Nr. O 720). Der Maler legte großen Wert auf die klare Herausarbeitung des Profils, hinter dem ihre leicht verschattete Gesichtshälfte zurück tritt. Das einfach angelegte Bildnis zeugt von einer guten, lebensvollen Beobachtungsgabe in einem insgesamt fein abgestimmten Farbklang, der jedoch ohne größeren koloristischen Eigenwert ist. Die Stärken des Gemäldes liegen vor allem in der Zeichnung, wie das präzise beobachtete Gesicht und die Hände aus dem Grund hervortreten.
Seit nahezu hundert Jahren der kunsthistorischen Forschung bekannt, hatte 1930 erstmals Ludwig Baldass das Bildnis einer Gruppe von Männerbildnissen zugeordnet, die er dem Augsburger Leonhard Beck zugeschrieben hatte, auch wenn Baldass anmerkte, das Bildnis sei im Ausdruck “ein wenig derber” als die anderen Bildnisse. Der Lokalisierung nach Augsburg steht allerdings die modische Erscheinung der Frau entgegen, denn Barett und Goller weisen nach Nürnberg, wo um diese Zeit die Haube durch das modische Barett abgelöst wurde. Die Form des Baretts variierte, blieb im Typus der über dem Scheitel zusammentreffenden, durch Knopf und Schlaufe verbundenen Klappen aber immer gleich. Es war um 1525 verbreitet, wie etwa der Blick auf Dürers Bildnis der Veronika Formschneider von 1525 (London, British Museum, Inv. Nr. 5218.50) belegt, und auch der Goller findet sich in Nürnberg auf verschiedenen Bildnissen der Zeit.
Max J. Friedländer und Ernst Buchner erkannten in voneinander unabhängigen, heute jedoch nicht mehr vorliegenden Gutachten in dem Bildnis ein frühes, noch in Nürnberg geschaffenes Werk Barthel Behams. Beham ist vor allem dafür bekannt, dass er zusammen mit seinem Bruder Sebald und Jörg Pencz zu jenen “drei gottlosen Malern” in Nürnberg gehörte, die sich vor Einführung der Reformation dem radikalen Flügel der Reformation angeschlossen hatten, wofür sie 1525 wegen Ketzerei aus ihrer Heimatstadt verbannt wurden. Barthel Beham kehrte nach kurzer Zeit zurück, blieb aber nur kurz, um 1527 als Hofmaler in die Dienste von Herzog Wilhelm IV. in München zu treten. Er gehört als Maler der weiteren Dürerschule an, doch gibt es aus seinen Nürnberger Jahren kein gesichertes Gemälde. Kurt Löcher, der Verfasser des Werkverzeichnisses der Gemälde Behams, hat unser Bildnis zwar nur unter den fraglichen Zuschreibungen aufgenommen, doch steht es gesicherten Bildnissen Behams wie etwa dem Bildnis eines jungen Mannes (ehem. Bremen, Kunsthalle, Inv. Nr. 169-1851) so nahe, dass seine Autorschaft als begründet gelten kann. Gewisse Unsicherheiten wie die etwas formelhafte Anlage kann man einem Anfänger zugestehen, der der 1502 geborene Beham 1524 noch war.

Für Angaben zur Provenienz danken wir Dr. Birgit Jooss, Leiterin des Projekts “Kunsthandlung Julius Böhler”, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München.

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