Wilhelm Leibl

Mädchen mit weißem Mullhut

Details

Literatur:
Emil Waldmann: Ein unbekanntes Frauenbildnis von Wilhelm Leibl, in: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 53, 1926, S. 51-52.
Hermann Uhde-Bernays: Wilhelm Leibl, in: Thieme-Becker 22, Leipzig 1928, S. 588, Nr. 20.
Emil Waldmann: Wilhelm Leibl. Eine Darstellung seiner Kunst. Gesamtverzeichnis seiner Gemälde, Berlin 1930, S. 115, Nr. 100.
Hermann Uhde-Bernays: Wilhelm Leibl und München, in: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 53, 1931, S. 100, Anm. 1.
Eberhard Ruhmer: Der Leibl-Kreis und die Reine Malerei, Rosenheim 1984, S. 85.

Ausstellung:
Ausstellung Deutscher Kunst aus der Zeit 1775-1875. Gemälde und Skulpturen, Ausst. Kat. Königliche Nationalgalerie Berlin, München 1906, Nr. 982.

Provenienz:
Sammlung Robert Guthmann (1839-1924), Berlin, durch Paul Cassirer, Berlin (1906);
Sammlung Marczell von Nemès (1866-1930), Budapest (1926);
Sammlung Hugo Simon (1880-1950), Berlin (1929);
Galerie Fischer, Luzern, Auktion 68, 23.-26. August 1939, Los 1671 (unverkauft);
Dr. Hans Eckert (seit 13. April 1942, Rechtsanwalt und Vertreter Hugo Simons);
Unbekannte Sammlung;
Jörg Stuker, Bern, Auktion 25. November 1994, Los 5457;
Privatbesitz, Süddeutschland;
Christie’s, London, Auktion 10400, 15. Dezember 2015, Los 26;
Privatbesitz, Süddeutschland.

Descrizione

1906 auf der großen Jahrhundertausstellung in Berlin noch mit einem Fragezeichen versehen, ist Wilhelm Leibls Autorschaft an dem “Mädchen mit weißem Mullhut” seit seiner Wiederentdeckung durch Emil Waldmann in den 1920er Jahren nicht mehr ernsthaft in Zweifel gezogen worden – Einigkeit herrscht über die malerische Finesse und die außergewöhnliche Stellung im Werk Leibls, die bereits früh versierten Sammlern aufgefallen war. Zunächst im Besitz des Berliner Fabrikanten Robert Guthmann, kam es danach durch die Vermittlung Paul Cassirers in die berühmte Sammlung des Ungarn Marczell von Nemès, der nach Aufenthalten in Paris schließlich zu Beginn der 1920er Jahre in der Münchner Ludwigstraße Quartier genommen hatte. Danach kam es 1929 in den Besitz des Berliner Bankiers Hugo Simon, der eine exquisite Sammlung vornehmlich deutscher Kunst des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts – darunter Werke von Caspar David Friedrich, Ernst Ludwig Kirchner und Max Liebermann – aufgebaut hatte.
Besonders in der Sammlung Marczell von Nemès hatte Leibls Bildnis zwischen Gemälden von Gustave Courbet, Claude Monet und Eduard Manet einen gleichsam angestammten Platz gefunden, denn es kann kein Zweifel darüber bestehen, das Leibls Gemälde von seiner Auseinandersetzung mit diesen Heroen der französischen Kunst des 19. Jahrhunderts erzählt.
Leibl hat mit dem Bildnis des “Mädchens mit dem Mullhut” ein Gemälde von empfindsamer Noblesse geschaffen. Vor den schwarzbraunen Grund ist das Kleid des Mädchens in sich nur wenig von dem Grund absetzenden graubraunen Tönen mit dem weißen Brusteinsatz gesetzt, während aus dem rötlichgelben Inkarnat ihres von rotblonden Haaren gerahmten Gesichts die rehbraunen Augen und der rote Mund herausleuchten. Von dieser insgesamt verhaltenen Farbigkeit hebt sich der Hut ab, auf dem ein bunter Kranz aus grünen, roten und gelben Blumen den kräftigsten Farbakzent des Gemäldes bildet. Der lockere und offene, dabei immer modellierend verdichtete Pinselduktus vermag den empfindsamen Charakter offenzulegen, der aus der Physiognomie und Mimik spricht.
Die demonstrative Frontalität mit dem in die Ferne gerichteten Blick lassen zusammen mit der verhaltenen, von Grautönen dominierten Farbigkeit vor allem an Manet denken. Emil Waldmann sah in dem Gemälde “die äußerste Grenze dessen, was Leibl in seiner Auseinandersetzung mit dem Französischen, mit dem Manethaften wagen durfte.”
1869 war Gustave Courbet für die Ausstellung seiner Gemälde im Glaspalast nach München gekommen, die auf Leibl – namentlich dessen Gemälde “Frau mit Papagei” (New York, Metropolitan Museum of Art) – großen Eindruck gemacht hatte. Courbet wiederum bewunderte Leibls “Porträt der Mina Gedon” (München, Neue Pinakothek) und lud ihn nach Paris ein. Leibl traf Ende 1869 in Paris ein, doch dauerte sein Aufenthalt wegen des Ausbruchs des Deutsch-Französischen Krieges 1870 kaum ein Jahr. Nur wenige Werke und Dokumente geben Auskunft über Leibls Zeit in Paris, doch hatte Waldmann die Entstehung unseres Gemäldes dort angenommen. Tatsächlich besteht eine Nähe zu Werken Manets, doch bedarf die Frage nach dem Entstehungsort noch genauerer Untersuchung – die Verwendung einer Münchner Leinwand mag hierbei auch ein Indiz sein. Unabhängig von dieser Frage, fügt sich das “Bildnis eines Mädchens mit Mullhut” in die Reihe der anspruchsvollen Werke der Jahre 1870/71 ein und steht in Intensität und Ausdrucksstärke dem 1871 entstandenen “Bildnis der Lina Korndorffer” (München, Neue Pinakothek), Leibls Nichte, nahe.

Die Versteigerung des Gemäldes findet im Einvernehmen mit den Erben Hugo Simons statt.

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