Georg Schrimpf

Mädchen mit Spiegel

Details

Hofmann/Praeger 1930/4.
Wir danken Dr. Christmut Präger für seine Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes.

Literatur:
Pförtner, Matthias, Georg Schrimpf, Berlin 1940, S. 32 mit s/w Abb.;
Adamiak, Josef, Georg Schrimpf. Ein Beitrag zum Problem der Malerei der Neuen Sachlichkeit. Diplomarbeit, Kunstgesch. Institut der Humboldt-Universität, Berlin (DDR) 1961, Abb. 58;
Storch, Wolfgang, Georg Schrimpf und Maria Uhden, Leben und Werk, Berlin 1985, S. 164, mit farb. Abb.;
Gerster, Ulrich, Der Schützling des Stellvertreters, Georg Schrimpf und sein Gemälde Mädchen vor dem Spiegel, in: Das verfemte Meisterwerk. Schicksalswege Moderner Kunst im Dritten Reich, Schriften der Forschungsstelle Entartete Kunst, Bd. IV., Berlin 2009, S. 344, Kat.-Nr. 115, mit s/w Abb.

Ausstellung:
Deutsche Kunstausstellung München, Glaspalast, München 30.5.-Anfang Oktober 1930, Nr. 2191, Abb. S. 102;
Georg Schrimpf, Graphisches Kabinett München, Leitung Günther Franke, München 14.11.-15.12.1932, Kat.-Nr. 16 (mit dem Galeriestempel auf dem Keilrahmen, nicht bei Lugt);
Georg Schrimpf Nyere Tysk Kunst. Malerei og Skulptur. Wanderausstellung durch skandinavische Städte, veranstaltet von der National-Galerie, Berlin ab Mai 1932, Kat.-Nr. 189;
Neue deutsche Romantik, 126. Ausstellung der Kestner Gesellschaft, Hannover 16.3.-29.4.1933, Kat.-Nr. 15 mit Abb.;
Georg Schrimpf, Gedächtnis-Ausstellung Galerie Günther Franke, München Januar 1939, Kat.-Nr. 10;
Aspetti della Nuova Ogettivita, Aspekte der Neuen Sachlichkeit, Galleria del Levante, München/Rom Juni bis 10. September 1968, D 115, m. Abb.;
Georg Schrimpf. Ölbilder Aquarelle, Galerie Nikolaus Fischer, Frankfurt am Main 1992, Kat.-Nr. 11, mit farb. Abb.

Provenienz:
Direkt beim Künstler erworben, seither Privatsammlung, Süddeutschland.

Descrizione

Georg Schrimpf, der schon als Kind gerne zeichnete, wurde von seinem Elternhaus zunächst in eine Zuckerbäckerlehre gedrängt, bevor er sich der bildenden Kunst zuwandte. Neben der Landschaftsmalerei und dem Stillleben sind es vor allem Frauendarstellungen, die den Künstler beschäftigen. Unter dem Einfluss der Nazarener des 19. Jahrhunderts, die sich wie auch er an den Künstlern der italienischen Renaissance orientierten, findet Schrimpf zu Beginn der 1920er Jahre zu seinem ganz eigenen Stil der Neuen Sachlichkeit. Frauen stellen ein wichtiges Thema in seinem Werk dar, was wohl mit dem frühen und schmerzlichen Verlust seiner ersten Frau, der Malerin Maria Uhden, zusammenhängt. Motive wie Frauen vor dem Spiegel, Frauen am Fenster und Frauen vor Landschaften, häufig in die Ferne blickend, prägen mit sein vielschichtiges Œuvre.
Im vorliegenden Gemälde zeigt Schrimpf ein nacktes Mädchen mit Spiegel in der rechten Hand, wohl bei der Toilette, in einem engen Dachzimmer auf einem Hocker an einem Tisch sitzend. Die weibliche Figur füllt, in diagonaler Achse gesetzt, den größten Teil der Leinwand aus. Er stellt eine sehr private und von stiller Empfindung getragene Szene dar und lässt den Betrachter an dem Geschehen aus einem etwas erhöhtem Blickwinkel teilhaben. Die innerliche Ruhe, die der ganzen Komposition innewohnt, verstärkt Schrimpf mit der Reduzierung seiner Ausdrucksmittel. Das Mädchen beschäftigt sich Gedankenversunken nur mit sich selbst. Die weiteren Gegenstände des Raumes, wie das Handtuch, der Tisch und eine Schatulle, bleiben eher unbeachtet. Ein Blick in die Landschaft ist hier nicht möglich. Die Nacktheit der Dargestellten ist eine Ausnahme im Gesamtwerk, nur der “Mädchenakt vor dem Spiegel” von 1926 zeigt eine ähnliche Frau in einem Innenraum. Außer im Frühwerk setzt der Künstler seine Figuren angezogen in Szene.
Nach einer anfänglichen schweren Zeit als Maler mit Ausstellungen bei “Der Sturm” 1915 in Berlin und seiner ersten Einzelausstellung im Januar 1920 bei Hans Goltz in München, tritt er 1921 der Neuen Sezession bei. Seine künstlerische Laufbahn entwickelte sich immer erfolgreicher. 1926 mit dem Beginn seiner Tätigkeit an der Städtischen Gewerbeschule München verbesserte sich zudem die finanzielle Situation, sodass er sich 1928 ein Grundstück in Lochhausen kaufen kann, um dort ein Haus zu errichten. Hier entstand auch das Gemälde “Mädchen mit Spiegel”, in dem das Gefühl der Geborgenheit im eigenen Heim besonders stimmungsvoll zum Tragen kommt. In ausgewogener Farbgebung sind der Körper der Frau und der Raum wie die Gegenstände wiedergegeben. Das Licht scheint mit der Komposition komplett zu verschmelzen. Schrimpf wollte durch die Reduzierung der Mittel ein Höchstmaß an Ausdruck erreichen und entfaltet damit eine fast schon magische Wirkung. Die künstlerischen Strömungen seiner Zeit, scheinen ihn nur bedingt berührt zu haben. Im Gegensatz zu anderen Vertretern der Neuen Sachlichkeit, wie Georg Grosz und Otto Dix, deren Werke mit Sozial- und Gesellschaftskritik entstehen, schuf Schrimpf mit der vorliegenden Arbeit ein herausragendes Beispiel, das dieser Gegenwart zu entfliehen scheint und den Betrachter in eine Art Gegenwelt eintauchen lässt. Im Oktober 1933 wird Schrimpf an die Staatliche Hochschule für Kunsterziehung in Berlin berufen und verlässt München.
Das vorliegende Gemälde zeigt Schrimpfs künstlerischen Höhepunkt in eindrucksvoller Qualität.

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