Emil Nolde

“Papuafrau” (Papua woman)

Details

Mit einer Fotoexpertise von Professor Dr. Manfred Reuther, Klockries, vom 30.4.2023. Das Werk ist im Archiv von Professor Manfred Reuther unter der Nummer “Nolde A-274/2023” registriert und dokumentiert.

Provenienz:
Galerie Rudolf Probst, Mannheim;
Privatbesitz, Berlin, Anfang der 1950er Jahre bei Vorgenannter erworben, durch Erbschaft an die jetzigen Besitzer.

Description

• Eindrucksvoll intensives Porträt aus der Zeit von Noldes Südseereise
• Künstlerisches Zeugnis von Noldes Sehnsucht nach einer Ursprünglichkeit des Menschen, fernab von Industrialisierung und politischen Umwälzungen in seiner Heimat
• Seine Reiseeindrücke spiegeln sich auch noch Jahre nach seiner Rückkehr in farbenprächtigen Werken wider

Bereits um 1890 träumt Paul Gauguin von einem exotischen Südsee-Paradies, das ein ursprüngliches und glückliches Leben ermöglichen könnte. Doch er muss erkennen, dass die Realität seinen Erwartungen in keiner Weise mehr entspricht. Sein Reiseziel Tahiti war seit 1880 französische Kolonie; Christianisierung, Handel und Fremdherrschaft haben jegliche ursprüngliche Lebensform zerstört und Armut, Entfremdung von Traditionen und die Unterdrückung eigener Religionen gebracht. Trotz dieser Enttäuschungen sind auch eine Generation später zahlreiche, vor allem expressionistische Künstler, weiterhin fasziniert vom Exotischen, Ursprünglichen und dem angeblich Naivem fremder Völker. Zu ihnen zählt auch Emil Nolde. Er studiert außereuropäische Kunst-Exponate im Berliner Völkerkundemuseum und sammelt neben Heiligenfiguren und einheimischem Kunstgewerbe auch exotische Schnitzereien. Im Oktober 1913 reisen Emil Nolde und seine Frau Ada über Moskau, Sibirien, Korea, Japan und China in die Südsee nach Deutsch-Neuguinea (heute Teil von Papua-Neuguinea). Als inoffizielle Teilnehmer der “Medizinisch-demographischen Deutsch-Neuguinea-Expedition” dürfen sie vor Ort alle Annehmlichkeiten der kolonialen Infrastruktur in den sogenannten “deutschen Schutzgebieten” nutzen. Während dieser mehrmonatigen Reise entsteht eine Vielzahl an Skizzen, Zeichnungen und Aquarellen, auf die Nolde auch später noch als Inspirationsquelle zurückgreifen wird. Sein Blick auf die Einheimischen ist dabei von seiner kolonialen Perspektive geprägt und nicht so offen und unvoreingenommen, wie er es sich selbst vielleicht erhofft hatte. Der Wunsch, der eigenen Kultur und deren gesellschaftlichen Zwängen zu entfliehen, erfüllt sich nicht, da er sich vor Ort stets im Rahmen der Expedition und damit im Kontext der weißen Oberschicht bewegt. Aufgrund des Kriegsausbruchs im August 1914 verläuft die Rückreise voller Strapazen und mit chaotischen, unvorhergesehenen Änderungen. Nolde widmet seiner Südseereise später einen separaten Memoiren-Band “Welt und Heimat” (1936/1965). Zwar kritisiert Nolde darin die Folgen des Kolonialismus für indigene Völker, stellt den Kolonialismus an sich aber nicht infrage: “Das Kolonialisieren ist eine brutale Angelegenheit. Die Engländer wissen dies. Wenn von den farbigen Eingeborenen aus einmal eine Kolonialgeschichte geschrieben wird, dann dürfen wir weißen Europäer uns verschämt in Höhlen verkriechen. (…) Sicher ist eines: Wir weißen Europäer sind das Unheil der farbigen Naturvölker (…) Amerika hat seinen Teil schon längst vollbracht.” (Emil Nolde, Welt und Heimat. Die Südseereise 1913-1918, Köln 1965, S. 57f.).
Auch Max Pechstein kann 1913/14 dank der finanziellen Unterstützung des Berliner Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt in die Südsee reisen. Nach seiner Rückkehr veröffentlicht er 1918 die Lithografie-Folge “Südsee (Palau)”. Die auf den Reisen entstandenen Arbeiten von Pechstein und Nolde mit exotischen Sujets, interessanten Einheimischen-Porträts und fremden Landschaften finden in Deutschland kontroverse Resonanz, teils werden sie empört abgelehnt, teils euphorisch gefeiert.

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