Ernst Ludwig Kirchner

Dodo with a Japanese screen

Details

Dube L 135; Gercken 387.

Literatur:
Sabarsky, Serge (Hrsg.), Ernst Ludwig Kirchner, in: Druckgraphik des deutschen Expressionismus (Expressionistes Allemands – Œuvres Graphiques / Graphics of the German Expressionists), Mailand/Paris/New York 1984, Kat.-Nr. 5, S. 233, mit farb. Abb. S. 125;
Sabarsky, Serge (Hrsg.), Graphik des deutschen Expressionismus, Stuttgart/München 1991, Kat.-Nr. 95, S. 248, mit farb. Abb. S. 135.

Ausstellung:
Graphik des deutschen Expressionismus, Künstlerhaus, Wien u.a. 1984-89, Kat.-Nr. 5;
Graphik des deutschen Expressionismus, Neuer Sächsischer Kunstverein, Dresden u.a. 1991-93, Kat.-Nr. 95.

Provenienz:
Sammlung Dr. Wilhelm F. Arntz, Haag/Oberbayern;
Sammlung Serge Sabarsky (1912-1996), New York, seit 1984;
Nachlass Serge Sabarsky, New York, seit 1996;
Sammlung Vally Sabarsky (1902-2002), New York;
Vally Sabarsky Stiftung, New York, seit 2002.

Description

• Wunderbar farbfrisches Exemplar dieses sehr seltenen Blattes
• Einziger Abzug in dieser Farbstellung
• Das Blatt gehörte zuvor bereits zwei bedeutenden Expressionismus-Sammlern: Dr. Wilhelm F. Arntz und Serge Sabarsky

Kirchner gilt als einer der produktivsten Grafiker unter den deutschen Expressionisten, sein druckgrafisches Œuvre umfasst mehr als zweitausend Arbeiten. Noch während seines Architekturstudiums in Dresden fertigt Kirchner 1904 erste Holzschnitte an. Somit gehen die grafischen Arbeiten der Entwicklung seines malerischen Stils voraus – ein äußerst ungewöhnlicher künstlerischer Entwicklungsprozess. Erst während seiner Dresdner Zeit von 1905 bis 1911 entstehen dann die ersten Gemälde.

Kirchner ist stets an dem Entstehungsprozess eines Kunstwerks interessiert, fast mehr als an dem fertigen Werk. Daher reizen ihn insbesondere die einzigartigen Möglichkeiten der unterschiedlichen Drucktechniken des Holzschnitts, der Kupferplatte und der Lithografie. Seine gesamte Aufmerksamkeit legt er vor allem in den Prozess der Weiterentwicklung eines Druckes von der anfänglichen Idee bis zu seinem endgültigen Zustand sowie das Experimentieren mit verschiedenen Farbstellungen. Für Kirchner zählt dabei die Hingabe an das drucktechnische Handwerk zu einer der wichtigsten Voraussetzungen für den Künstler. Die Probedrucke sollten selbst gezogen werden, anstatt dies einem erfahrenen Drucker zu überlassen. Er selbst druckte oft nur wenige Abzüge von jedem Zustand, manchmal sogar nur einen Einzigen.

Die ersten Lithografien fertigt Kirchner 1906 und verwendet diese Technik bis 1937, nur ein Jahr vor seinem Tod. Das Blatt “Dodo mit japanischem Schirm” entsteht 1909 und spiegelt mit Lavierungen in leuchtenden, schimmernden Farben bereits die volle Virtuosität des noch nicht einmal dreißigjährigen Künstlers als Druckgrafiker wider. Das strahlende sommerliche Sonnenlicht, das Kirchner nur mit dem Papierton und durch die Auslassung von Farbe erzeugt, umgibt das junge sitzende Modell und schafft eine kaum zu übertreffende Ausdruckskraft. Kirchner experimentiert bei diesem Blatt mit unterschiedlich abgetönten Grundfarben, sodass drei verschiedene Farbstellungen existieren. Die hier angebotene Variante ist ein Unikat, von den beiden anderen Versionen existieren jeweils zwei bzw. drei Abzüge.

Dargestellt ist die junge Doris Große (geb. 1884), eine Hutmacherin aus Dresden, die Kirchner nach Aussage von Fritz Bleyl bereits um 1903 kennenlernt. Ab 1908/09 entwickelt sich daraus eine Liebesbeziehung. Kirchner bezeichnet Dodo, wie er sie liebevoll nennt, später als seine erste Frau. Sie ist eines seiner wichtigsten Frauenmodelle zwischen 1908 und 1911. Die Darstellungen umfassen sowohl Porträts und (Halb-)Akte als auch sehr intime Liebesszenen. Die Beziehung hält bis zu Kirchners Umzug nach Berlin, da Dodo in Dresden bleibt. Doch auch Jahre später finden sich noch überaus lebendige, wenngleich etwas melancholische Erinnerungen an Dodo in Kirchners Davoser Tagebuch: “(…) Deine feine freie Liebeslust, mit Dir erlebte ich sie ganz, fast zur Gefahr meiner Bestimmung. Doch du gabst mir die Kraft zur Sprache über Deine Schönheit im reinsten Bilde eines Weibes, gegen das die Cranachsche Venus eine alte V… ist. Ich weiß, dass du manchmal an mich denkst, Glück und Qual haben wir beide gehabt.” (Tagebucheintrag vom 5. Juli 1919, zit. nach: Lothar Grisebach, E.L. Kirchners Davoser Tagebuch, Köln 1968, S. 43).

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