Details

Zervos XXVII, 318; The Picasso Project 68-158.

Ausstellung:
Picasso: The Late Drawings, Hirschl & Adler Galleries Inc., New York 1988, Kat.-Nr. 21, mit Abb.

Provenienz:
Galerie Louise Leiris, Paris, verso auf der Rahmenrückseite mit dem Etikett;
Herman C. Goldsmith, New York, verso auf der Rahmenrückseite mit zwei Etiketten;
Hirschl & Adler Galleries, New York, verso auf der Rahmenrückseite mit dem Etikett;
Evelyn Aimis Fine Art, Toronto, verso auf der Rahmenrückseite mit dem Etikett, bei Vorgenannter erworben;
Privatsammlung, Kanada, bei Vorgenannter 1989 erworben;
Christie’s, London 10.2.2005, Los 687;
Privatsammlung, London, bei Vorgenannter erworben.

Description

• Typisches Thema Picassos: weiblicher Akt und männlicher Voyeur
• Hommage an Picassos Druckgrafik, scharfe Feder- und weiche Pinselstriche erinnern an Kaltnadel-Radierungen mit Aquatinta, Werk entsteht zeitgleich zur berühmten Druckfolge “Suite 347”
• Reifes Spätwerk aus einer sehr produktiven Phase des Künstlers

Die vorliegende Federzeichnung ist ein großartiges Beispiel für ein beliebtes und immer wiederkehrendes Thema Picassos: Weiblicher Akt und männlicher Voyeur. Die Arbeit ist in den letzten, künstlerisch sehr produktiven Lebensjahren Picassos entstanden.

Wir erkennen in einer losen Dreieckskomposition drei Akte – rechts präsentiert sich frontal eine sitzende weibliche Figur, oben liegt eine Frau auf dem Bauch, den Kopf versonnen auf ihre Hände gestützt, während von links ein nackter Mann auf Händen und Füßen ins Bild krabbelt. Im Gegensatz zu den drei Akten in diesem Werk ist die Figur am rechten Rand vollständig bekleidet und steht im Profil; sie ist eher ein Zuschauer als ein Objekt der Betrachtung. Diese männliche Figur hat ihre rechte Hand an den Mund geführt und scheint in Gedanken versunken zu sein, während die drei Figuren wie Hirngespinste oder Objekte seiner Fantasie erscheinen. Ähnliche männliche Beobachter tauchen im gesamten Werk Picassos auf, manchmal mit einem Instrument oder einer Waffe oder sogar als Maler mit einem Pinsel. Bei dem dargestellten Mann handelt es sich um eine sehr wichtige Figur in Picassos künstlerischem Schaffen: seinen Drucker Piero Crommelynck (1934-2001).

Er und sein Bruder Aldo Crommelynck richten ab 1963 ein Atelier in Mougins ein, wo Picasso zu dieser Zeit lebt. Die überwältigende kreative Energie Picassos, kombiniert mit der enormen Einsatzbereitschaft und Produktivität der Brüder Crommelynck, führt zu einer riesigen Anzahl an Grafiken, mit Probeabzügen, Variationen und Überarbeitungen, deren Ergebnisse Picasso in Rekordzeit sehen kann. Ein Produkt dieser Zusammenarbeit ist die legendäre Suite 347, eine Serie von 347 Radierungen, die mit Hilfe der beiden Grafiker zwischen dem 16. März und dem 5. Oktober 1968 in Picassos Haus Notre-Dame-de-Vie in Mougins entsteht.
Unsere Tuschearbeit zeichnet der Künstler nur drei Tage vor der Fertigstellung dieses größten Druckprojekts seines Lebens. In vielerlei Hinsicht ist “Quatre personnages” auch eine Hommage an Picassos Grafiken. Mit den scharfen Linien der Federstriche und den verwischten Bereichen der Tusche erinnert die Arbeit an die Wirkung von Kaltnadel- und Aquatinta-Radierungen.
Die Brüder Crommelynck bemühen sich, für Picasso den Druckprozess so reibungslos wie möglich zu gestalten und liefern ihm jeden Morgen vorbereitete Druckplatten. Nachdem Picasso die Platten geätzt hat, drucken die Brüder sie sofort und schicken sie an die Galerie Leiris in Paris, wo sie verkauft werden. So kann Picasso in bemerkenswert kurzer Zeit ein umfangreiches und einflussreiches Œuvre schaffen. Die daraus resultierenden Blätter sind einige der letzten handsignierten Drucke, die Picasso geschaffen hat, und die vorliegende Zeichnung ist ein einzigartiges Zeugnis für den tief greifenden Einfluss dieses Verfahrens auf Picasso.

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