Details

Verso mit Kreide bezeichnet “Schaeffer”.

Eberle 1924/1.

Literatur:
Kunst für Alle, 39. Jg., Bd. 49, August 1924, mit farb. Abb. vor S. 321 (“Konzert im Opernhaus”).

Ausstellung:
Frühjahrsausstellung, Akademie der Künste, Berlin Mai/Juni 1924, Kat.-Nr. 128, o. Abb. (“Symphoniekonzert”).

Provenienz:
Dr. Leyendecker, Wiesbaden, 1954 (wohl Galerie Sammlung Dr. Herbert Leyendecker (1885-1958), Berlin/Wiesbaden;
Stuttgarter Kunstkabinett, 24.-26.11.1954, Los 1605 (“Konzertsaal”, o. Abb., lt. Ergebnisliste nicht verkauft);
Dr. Schaeffer, New York, 1955 (wohl Dr. Hanns Schaeffer (1886-1967), Berlin/New York, Schaeffer Galleries, New York);
Privatsammlung, Baden-Württemberg, seit über 50 Jahren in Familienbesitz, durch Erbfolge an den jetzigen Besitzer.

Description

• Großformatiges Gemälde aus der Werkgruppe der Konzertbilder, die Liebermanns regelmäßige Besuche in der Berliner Staatsoper Unter den Linden dokumentiert
• Charakteristischer, impressionistischer Malduktus, der die flüchtige Konzertsituation meisterhaft einfängt
• Atmosphärisch dichte Bildkomposition, die Liebermann 1926 als Lithografie wiederaufgreift

Max Liebermann ist regelmäßig zu Gast in der Berliner Staatsoper Unter den Linden, die ganz in der Nähe seines Berliner Hauses am Pariser Platz neben dem Brandenburger Tor lag. Hier besucht er die einmal im Monat stattfindenden, rein sinfonischen Konzerte des Orchesters der Staatsoper, die er sehr gerne mag – ganz im Gegensatz zu den Opernaufführungen, wie er 1925 einmal in seiner schnoddrigen Berliner Art mitteilt: “Ich bin eben ein völlig unromantischer Mensch. Hasse alle Opern. Ist gar keine Kunst, so ein Zwischending, mit Bim und Bum. Höre Musik nur im Konzertsaal.”

Ende der 1910er und Anfang der 1920er Jahre entsteht eine exquisite Gruppe meist kleinformatiger Werke, die Liebermann noch während der Konzerte im Saal malt. Wie so oft in seinem umfangreichen Œuvre konzentriert er sich dabei auf ein wiederkehrendes Thema, das er in den einzelnen Arbeiten spontan variiert. Für das hier angebotene Gemälde “Konzert in der Oper” von 1924 wählt Liebermann den Blick aus dem Parkett auf die Logen des linken Ranges und die linke Hälfte der Bühne, wo ein Teil des Orchesters und ganz rechts der Dirigent zu erkennen sind. Aufgrund des gewählten Hochformates ist nicht die gesamte Bühne dargestellt. Dem Betrachter suggeriert Liebermann den Eindruck fast selbst im Konzertsaal zu sitzen, so nah erscheinen die Zuschauer am unteren Bildrand – vor allem die angeschnittene Rückenfigur der Dame mit dem schulterfreien Kleid. Die großen, fast schon abstrakt ausgeführten Kronleuchter schweben wie luftige Wolken über dem Orchester und verbreiten ein strahlendes, feierliches Licht. Die festliche Stimmung wird zudem durch wenige gelbe und weiße Lichtreflexe, vor allem auf den Gesichtern und der Kleidung der Musiker, gesteigert. Warme rote Akzente setzen die Vorhänge und samtigen Polster auf den Brüstungen der Logen.
Insgesamt widmet sich Liebermann in dieser kleinen Werkgruppe der Konzertbilder weniger den Vorgängen auf der Bühne oder den Reaktionen der Besucher, sein Ziel ist es viel mehr, die festliche Stimmung des Publikums und die konzentriert-angespannte Atmosphäre der Musiker einzufangen. Dies erklärt möglicherweise auch den ungewöhnlichen Bildausschnitt dieses hochformatigen Werkes, der die Bühne nur zur Hälfte zeigt. Der Blick des Betrachters scheint im Bühnenraum oberhalb des Orchesters, im flirrend hellen Licht der Kronleuchter hängen zu blieben. Weder das Orchester auf der Bühne noch die Zuhörer in der Loge oder das Publikum im Parkett werden von Liebermann explizit in den Fokus gerückt, all dies bleibt eher am Bildrande. Vielmehr steht der flüchtige, unsichtbare – und nicht bildlich darstellbare – Geist der reinen Musik im Fokus des Malers.
Dass Liebermann von dem durchaus ungewöhnlich erscheinenden Bildausschnitt überzeugt ist, zeigt die Tatsache, dass er 1926 exakt dieses Motiv für eine Lithografie wieder aufgreift.

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