Franz von Stuck

Faun and Young Bacchus

Details

Voss 273.

Ausstellung:
Internationale Kunstausstellung, München 1905, Kat.-Nr. 1242 (dort unter dem Titel “Wandfüllung”);
Internationale Kunstausstellung in der Kunsthalle Bremen, Kunstverein Bremen, 1906, Nr. 330, verso auf dem Rahmen mit dem fragmentarischen Etikett;
Bayerische Jubiläums-Ausstellung, Nürnberg 1906, Nr. 429.

Provenienz:
“Privatgalerie” Jérôme Friedmann, Hochkamp bei Hamburg;
Rudolph Lepke’s Kunst-Auctions-Haus, “Galerie J. Friedmann Hamburg: neunzig Gemälde erster Meister unserer Zeit”, Berlin 29.10.1912, Los 20, mit s/w Abb., verso auf dem Keilrahmen mit kleinem Katalogausschnitt sowie der Los-Nr. in Kreide;
Privatsammlung, Deutschland;
Sammlung Heseler, München;
Privatbesitz, Nordrhein-Westfalen, aus der Vorgenannten erworben.

Description

Franz von Stuck hegt eine tiefe Faszination für die Kunst der Antike und die griechisch-römische Mythologie, die für ihn ein künstlerisches Mittel ist, um menschliche Charakterzüge und Emotionen auszudrücken. Mythologische Themen durchziehen sein gesamtes Œuvre. Dabei “beließ (er) es jedoch nicht bei den antiken Zitaten, sondern nahm ihnen durch ironische Überzeichnung die humanistische Getragenheit und machte sie zur frei verfügbaren, künstlerisch umdeutbaren Ressource. Seine Tätigkeit für die satirische Zeitschrift ‚Lustige Blätter’ dürfte ihn in solcher Vorgehensweise geschult haben” (Alexander Klee, in: Ausst.-Kat. Sünde und Secession. Franz von Stuck in Wien, Belvedere, Wien 2016, S. 44).

Das Gemälde “Faun und Bacchusknabe” von 1905 ist ein wunderbares Beispiel für Stucks freie und phantasievolle Verwendung mythologischer Figuren und zeigt das in seinem Œuvre seltene Motiv des Fauns als fürsorglich-verspielter Mundschenk des knabenhaften Weingottes Bacchus. Die Kombination von Faun mit einem Kind ist bei Stuck eher im Motiv des Hirtengottes Pan und seiner Rolle als Musiklehrer zu finden, das er mehrfach dargestellt hat (z.B. “Dissonanz”, Voss 274). In vielen Hauptwerken Franz von Stucks fungiert Faun/Pan sonst als der verliebte, stürmische Eroberer, der Nymphen und Nixen nachstellt.
Durch die ungewöhnliche oktogonale Form der Leinwand erzeugt Stuck eine äußerst spannungsreiche Bildkomposition, die von den beiden an den vorderen Bildrand gerückten Körpern nahezu ausgefüllt wird. Der sehnige, sonnengegerbte Oberkörper des Fauns und seine dunkel behaarten Beine stehen dabei in deutlichem Kontrast zu der hell schimmernden Haut des nackten Knaben. Seine erhobenen, kräftigen Hände pressen Weintrauben aus, deren Saft direkt in den geöffneten Mund des erwartungsfrohen Bacchus fließt. Zwischen den beiden Figuren und dem engen Bildrahmen bleiben nur kleine Ausschnitte des tiefblauen Himmels und angedeuteter Landschaft im Hintergrund frei. Dies verleiht der Komposition eine recht flache, reliefartige Wirkung, die durch den opulenten Künstlerrahmen verstärkt wird. Wie dem Ausstellungskatalog von 1905 und einem Etikett verso zu entnehmen ist, plante Stuck das Gemälde ursprünglich als “Wandfüllung”. Der Rahmen übersetzt dazu das achteckige Bildformat in ein Quadrat, das sich problemlos in eine kunstvolle Wandvertäfelung einfügt. Die vergoldeten, großflächigen Rahmenecken verstärken die Farbwirkung des Bildes und den Eindruck eines Gesamtkunstwerkes. Franz von Stuck legte großen Wert auf die Rahmung seiner Werke und arbeitete dazu meist mit dem Kunsttischler Georg Oberndorfer und dem Vergolder Hans lrlbacher zusammen, von dem auch hier auf der Rahmenrückseite Reste eines Werkstatt-Etikettes erhalten sind. Nachdem Stuck im Dezember 1905 von Prinzregent Luitpold geadelt wurde, fügte er in seiner Signatur des fertigen Gemäldes “Faun und Bacchusknabe” nachträglich noch das “von” in seinem Namen hinzu und adelt somit auch sein aktuellstes Werk.
Der erste Besitzer des Gemäldes war der norddeutsche Sammler Jérôme Friedmann. Im Katalog zur Auktion 1912 bei Lepke wird die 90 zeitgenössische internationale Kunstwerke umfassende Sammlung als “Galerie” bezeichnet und Friedmanns Mut und Urteilsvermögen gelobt, sich ausschließlich auf zeitgenössische Kunst zu spezialisieren. Nur aufgrund von “Gesundheitsrücksichten und schweren Herzens” trenne er sich von seiner Sammlung. Das im Auktionskatalog als “Die Traube” betitelte Gemälde gelangt anschließend zunächst in eine Privatsammlung, bevor es in die bekannte Münchner Sammlung Heseler kommt und damit zurück an seinen Entstehungsort. Inzwischen ist es in rheinischem Privatbesitz.

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