Details

Mit einer Expertise von Dr. Rainer Enders, Frankfurt/Oder, vom 19.5.2009 (in Kopie). Bei der nächstfolgenden Überarbeitung des Werkverzeichnisses wird das Werk unter der Nr. 19.Oe.15 aufgenommen.

Provenienz:
Vermutlich bis 1945 im Besitz des Künstlers, Meseritz;
Privatsammlung, Polen;
Ketterer, München 19.6.2009, Los 256;
Privatsammlung, Europa.

Description

Dr. Rainer Enders schreibt in seiner Expertise: “Der Künstler führt uns in eine wild zerklüftete Landschaft, in der das Auge zunächst keinen festen Punkt findet. Als stabil erweist sich endlich in der Mitte der Darstellung das Haus? – oder ist es ein Turm? – oder eine Säule? – an der die Geschossen gleich herangeflogen kommenden spitzen Formen abprallen und den größten Teil des Bildes füllen. Halb vom Turm verdeckt, ihn gleichzeitig durschlagend, geht eine riesenhafte Sonne unter, die zunehmend von einer unheilverkündenden Dunkelheit erfüllt wird und sie weiter zu verbreiten scheint. Gleichsam programmatisch angekündigt durch das rote und das blaue Gestirn oben links und rechts, tobt in der Darstellung ein heftiger Kampf zwischen dem Dunklen und dem Hellen, den größten Teil der Bildfläche erfassend. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht die Sonne, vom Künstler meisterhaft in Farbe umgesetzt. Sie spiegelt eine ungeheure, noch unterdrückte Spannung wider, die jederzeit zur Entladung führen könnte. In der gesamten Darstellung drängt das Dunkle in immer weitere der sie bestimmenden prismenhaften Formen ein.

Der die Darstellung beherrschende Farbkontrast ist der zwischen Rot und Blau – trotz des scheinbar übermächtigen Schwarz. Allein, wie der Künstler den roten Teil des dominanten Keils – in der Darstellung oben – auf drei Seiten vom Blau umfasst und damit ein Gleichgewicht schafft, ist beeindruckend. Das genial über die Fläche verteilte Rot erzeugt vor allem im Kontrast mit dem Blau eine Spannung, der sich der in das Bild einfühlende Betrachter nicht zu entziehen vermag. Die Gestaltung der reinen Farben des Jahres 1918 hat Topp hinter sich gelassen. Nun entsteht am Rande der Dunkelheit ein irrlichterndes Farbenspiel mit unzähligen Farbübergängen und Linienüberschneidungen, das nur ein großer Künstler so zu beherrschen vermag.

Den Raum unter der Sonne lässt ihr noch nicht vom Dunklen besetzter Teil in einem hellen, nahezu gleißenden Licht erstrahlen, das einen zauberhaften verheißungsvollen Gegensatz zur von oben hereinbrechenden Dunkelheit darstellt. Die Sonne kann nicht auf immer verdunkelt werden!

Das Werk gehört zu Topps ‚Revolutionsbildern‘. Oben und Unten sind hier, gemäß seiner politischen – im wesentlichen sozialistischen – Position, durchaus als Spiegel gesellschaftlicher Wirklichkeit zu verstehen. Vor dem Hintergrund der Niederschlagung der revolutionären Arbeiter und Matrosen und der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, wodurch der Weg in die Weimarer Republik geöffnet wurde, wird dieses Werk von den Empfindungen des Künstlers getragen, seiner tiefen Bestürzung, aber auch der ungebrochenen Hoffnung. In ‚Rot und Blau‘ (18.Oe.30) hatte er dieses Thema schon einmal gestaltet, allerdings mit größeren Hoffnungen. (…).

Das Auftauchen dieses Gemäldes ermöglicht, was bei der riesigen Verlustrate im Werk Arnold Topps kaum einmal gelingt, nämlich die Entwicklung zu einem seiner bedeutenden Werke nachzuvollziehen. Die Mischtechnik ‚Spitze Formen‘ (19.M.6) scheint am Anfang dieses Weges zu stehen, diesem könnte das hier zu besprechende Werk gefolgt sein und seine Krönung in dem in der Stuttgarter Staatsgalerie befindlichen ‚Schwarz-Weiß-Rot‘ (19.Oe.3) gefunden haben.”

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