Andromache fainting at the news of Hector’s death
Details
Literatur zu den Vorlagen:
Ausst. Kat.: Primatice. Maître de Fontainebleau, Paris, Musée du Louvre, 22.9.2004 – 3.1.2005, Paris 2004, S. 354f., Kat. Nr. 187;
Maureen C. O’Brien, Reviving Andromache (a cautionary tale), in: MANUAL, a journal about art and its making, issue 11, 2018, RISD Museum, Rhode Island, S. 52-59
Provenienz:
Privatbesitz, Schweiz;
Privatbesitz, Deutschland.
Description
Die vorliegende Zeichnung gibt eine verlorene Komposition von Francesco Primaticcio (1504-1570) wieder – nichts von seiner Hand dazu hat sich erhalten. Dargestellt ist die Ohnmacht der Andromache. In Erwartung ihres siegreichen Mannes Hector sieht sie, dass Achill dessen Leichnam um die Mauern Trojas schleift (Ilias, 22. Gesang, 460 – 470). Nur ihr Kopf und lebloser Arm sind sichtbar, links, aufgefangen von den Armen zweier mächtiger Frauengestalten, darüber eng die Gesichter ihrer Dienerinnen. Rechts stehen und sitzen Frauen mit zahlreichen Kindern. In der Mitte für sich allein ihr kleiner Sohn Skamandrios, den Kopf gesenkt, die Arme vor der Brust verschränkt. Wenig später wird er vor den Augen seiner Mutter von den Griechen von den Mauern Trojas hinabgestürzt werden.
Vier Darstellungen sind bisher bekannt, die für uns die Existenz und zeitgenössische Rezeption der Komposition von Primaticcio belegen. Es muss ein Gemälde auf Leinwand und kein Fresko gewesen sein. Das Bild war nicht Teil eines der Fresken-Zyklen in Fontainebleau. Die Zahl von vier Darstellungen nach dem Werk legt nahe, dass es für ein Einzelbild berühmt gewesen sein muss. Cordellier reiht es unter die Werke “im Stil der Galerie d’Ulysse” ein, es war aber nicht Teil der von Primaticcio entworfenen, von Niccolo dell’Abbate ausgeführten Fresken jener Galerie, die außer zwei Szenen vom Ende Agamemnons im Zeichen des Odysseus stand. Das Bild hing vermutlich im Salle de Bal, der vor Abschluss derselben fertiggestellt wurde. Bei den vier Darstellungen handelt es sich um zwei Zeichnungen und zwei Gemälde. Eine Zeichnung ist unveröffentlicht in der Bibliothèque nationale, Paris; die andere, mit 20,9 x 27,3 cm kleiner als die hier angebotene, war 1965 im Besitz der Herbert E. Feist Gallery, New York Das erste der beiden Gemälde (Öl auf Leinwand, 185,4 x 225,1 cm), in der Erhaltung erheblich beeinträchtigt, befindet sich im Museum der Rhode Island School of Design. Es wurde vermutlich vor 1569 von Ruggiero de‘ Ruggieri gemalt, seit 1557 Mitarbeiter Primaticcio’s, nach dessen Tod auf Lebenszeit Aufseher über die Malereien. Als Zeichner bisher nicht fassbar, zeigen drei seiner erhaltenen Gemälde nach den Fresken zur Odyssee von 1569 ihn als getreuen Interpreten des Ganzen und zugleich als Vereinfacher im Detail. Das zweite Gemälde (Öl auf Holz, 114 x 141,8 cm) ist das Werk eines flämischen Künstlers gegen Ende des 16. Jhs. im Centre des monuments nationaux, Château d’Azay-le-Rideau (Abb.1). Zu diesen gesellt sich die neu entdeckte Zeichnung. Ihr Wasserzeichen ist dreien ähnlich, die zwischen 1566 – c. 1580 belegt sind. Vergleicht man das Blatt der Feist Gallery, so wird erstens deutlich, dass jenes eher gegen 1600 ohne Bezug auf die Zeichenkunst Primaticcios sicher nach dem Gemälde entstanden ist; zweitens unser Blatt aber, mit den immer neu ansetzenden Konturen, den kurzen gebogenen Strichen der Binnenzeichnung von der Hand eines der zahlreichen, Werkstatt Mitarbeitern Primaticcios stammt. In der zugleich sehr festen Zeichnung, im Offenlassen der Gesichter zeigt sich auch ein Nachhall des Zeichenstils Luca Pennis (Florenz c. 1500-1556 Paris) in seinen skizzenhafteren Blättern. Seit 1537 in Fontainebleau arbeitete er später in Paris. Weit eher als die amerikanische Zeichnung folgt das vorliegende Blatt also einem mit der Feder gezeichneten und mit dem Pinsel lavierten Entwurf Primaticcios und nicht dem Gemälde oder reduziert eine seiner Kreidezeichnungen getreu in dessen anderes Idiom.
Auch in ihrer Größe entspricht unsere Zeichnung in etwa den sich zwischen 22/24 x 29/33 cm bewegenden Dimensionen von Primaticcios Entwürfen zu den Wandbildern der Galerie d’Ulysse. Die beiden verglichenen Zeichnungen geben im Vergleich zu den Gemälden die originale Komposition unverändert wieder. So sind die groß ins Bild gesetzten Rückenfiguren nicht mehr nackt, sondern tragen antikisch drapierte Tücher, und auch in der Behandlung der Säulen im oberen rechten Hintergrund zeigen sich Abweichungen. – Linke obere Ecke abgerissen. Vereinzelt geringfügige braune Fleckchen, ansonsten in guter Erhaltung.
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