Max Liebermann

Avenue in Tiergarten with strolling figures, a carriage and a tra

Details

Eberle 1925/30.

Literatur:
Richardson, Holly Prentiss, Landscape in the work of Max Liebermann (Vol. I-III), Phil. Diss. Brown University, Ann Arbor 1991, Bd. 2, S. 242, Nr. 690.

Ausstellung:
Max Liebermann. Gedächtnisausstellung, Galerie Dr. Bühler, München 1985, S. 23 (o. Nr.), Farbtafel.

Provenienz:
Galerie Abels, Köln;
Galerie Dr. Bühler, München;
Privatsammlung, Schweiz, 1985 bei Vorgenannter erworben.

Description

Verso auf dem Keilrahmen kleines Etikett mit gestempelter Nr. “1162” sowie sehr schwach leserlicher Stempel “Leopold Berlin”, vermutlich von der Kunstmaterialhandlung Leopold Hess.

“Es ist durchaus falsch, Liebermanns großzügige Art, die Natur darzustellen, impressionistisch zu nennen; denn seine Darstellung beruht keineswegs auf einem bloß optischen Erlebnis, sondern (ist) bis zu einem gewissen Grade Stilisierung des Wirklichen, das Zusammenfassen vieler Einzelbeobachtungen zu einem großen überzeugenden Eindruck, zu einer Wahrheit, die den Sinn der natürlichen Erscheinung zum Ausdruck bringt.”
Hans Rosenhagen, 1927 (zit. nach: Robert Fleck (Hrsg.), Max Liebermann. Wegbereiter der Moderne, Köln 2011, S. 30).

Zum Entstehungszeitpunkt dieses Gemäldes, Mitte der 1920er Jahre, ist Max Liebermann bereits fast 80 Jahre alt. Bis 1915 verbrachte er die Sommermonate wiederholt in Holland an der Nordsee, nun begnügt er sich mit Sujets aus der Nähe seines Wohnortes. Doch auch in seinem Berliner Spätwerk bildet die Natur das Hauptmotiv seiner Arbeit. Besonders angetan hat es ihm dabei der große Tiergarten, der nur wenige Schritte von seinem Stadtpalais am Pariser Platz beginnt, sowie die Umgebung seines Sommerhauses am Wannsee vor den Toren Berlins. Unzählige Male finden sich die Darstellungen der Großen Seestraße in Wannsee und der Allee im Tiergarten in seinem umfangreichen Œuvre. Doch besitzt Liebermann ein unerschöpfliches Repertoire an Staffagefiguren, die er immer wieder neu und frei variiert, sodass kein Werk dem anderen gleicht: von fein herausgeputzten Sonntagsspaziergängern im Sommer, spielenden Kindern, Reitern, Schlittschuhläufern auf dem See im Winter bis hin zu diversen Fahrzeugen, seien es Kutschen oder moderne Automobile und Straßenbahnen, die die urbane Nähe verdeutlichen. Am Wannsee sind es die städtischen Ausflügler, die am Wochenende aus dem nahen Berlin kommen und die ansonsten ruhige Straße beleben. Die baumgesäumte Allee als Abbild der vom Menschen geordneten Natur bildet dabei stets die verbindende Komponente, die dem diagonalen Bildaufbau Tiefenwirkung verleiht. Sie dient als Bühne für die von Liebermann hinzugefügten und spannungsvoll in Szene gesetzten Elemente der Spaziergänger, Kinder, Reiter, Kutsche o.Ä. Eigentlicher Hauptakteur all dieser Werke ist jedoch stets das Licht- und Schattenspiel des Sonnenlichts, das durch das dichte Blätterdach der Allee fällt. Im lebhaften Wechselspiel von Hell und Dunkel, den pointiert durchbrechenden Sonnenstrahlen, die auf den hellen Kleidern der Frauen und Kinder reflektieren, und dem zwischen den nur mit summarischen Pinselstrichen erfassten Baumkronen aufblitzenden Hellblau des Himmels beweist Liebermann einmal mehr seine malerische Meisterschaft. Nachdem er bereits in den 1880er Jahren das Spiel der Lichtreflexe im Blattwerk der Bäume für seine in Holland entstandenen Gemälden nutzte, macht er es nun auch zum perfektionierten Stilmittel seiner städtischen Parklandschaften.

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