John Baldessari

2 sheets: Woman staring at nose bleeding

Details

Pardo/Dean Vol. II 1984.30

Literatur:
Zeitschrift: Kraft 1984, mit Abb. S. 12.

Ausstellungen:
John Baldessari, Sonnabend Gallery, New York 1984;
California Viewpoints: John Baldessari, Santa Barbara Museum of Art, Santa Barbara 1986, mit Abb. im Katalog S. 17, verso Etikett;
Galerie Busche, Berlin 1991.

Provenienz:
Margo Leavin Gallery, Los Angeles, verso Etikett;
Dr. Ernst A. Busche, Berlin;
Galerie Ludwig, Krefeld;
Privatsammlung, Kassel.

Description

“People apart, either by attraction or repulsion. The subject is the space between, the magnetic field created by the peripheral poles. A way to scrutinize relationships.”
John Baldessari on “Spaces between series” 1984, in: More than you wanted to know about John Baldessari, Vol. 2: 1975 – 2011, Zürich 2013.

Als “Woman staring at nose bleeding” in der Margo Leavin Gallery in Los Angeles im September des Jahres 1984 erstmals gezeigt wird, ist sie die erste Fotoarbeit überhaupt, in der John Baldessari Farbe nicht nur einsetzt, um bestehende Motive zu überschreiben – also Wort und Bild in eins zu bringen – sondern um die Gesamtkomposition inhaltlich um eine entscheidende Dimension zu erweitern. Durch einen winzigen Eingriff mit roter Acrylfarbe erfährt das Foto einer Clownpuppe eine fundamentale Umdeutung: Das Blut an ihrer Nase lässt nichts Gutes erahnen und genau diesen Effekt intendiert Baldessari. In einem Statement aus dem Jahr 1984 schreibt er: “The bleeding nose myth as a sign of troubled sexuality, of Christ, etc., with the curiosity of the opposite sex. About being foolish, vulnerable, stupid, and out of step.” (Der Mythos der blutenden Nase als Zeichen gestörter Sexualität, als Zeichen Christi usw., verbunden mit der Neugierde auf das andere Geschlecht. Darüber, närrisch, verletzlich, dumm und aus dem Tritt zu sein.)
Im Jahr 1984 vollzieht sich im Werk Baldessaris sowohl inhaltlich als auch formal eine wesentliche Veränderung: Der Großteil der Motive seiner schwarz-weißen Fotoarbeiten stammt aus Filmstills sowie aus Zeitungen bzw. Magazinen. Mit Hilfe einer Vergrößerungsanstalt in Los Angeles, die auch für die Filmindustrie arbeitet, lässt Baldessari diese “gefundenen Motive” abfotografieren und vergrößern und liefert uns damit heute, ganz nebenbei, eine großartige Phänomenologie der Medien der Zeit. Die Bildzitate setzt Baldessari in einen unerwartet neuen Kontext und erzeugt darüber rätselhafte Narrative. “Woman staring at nose bleeding” ist für diese Vorgehensweise ein herausragendes Beispiel: Einzeln betrachtet scheint das nahansichtige Clowngesicht mit einer klassischen Hollywood-Schönheit vor anonymer Landschaft wenig zu verbinden. Setzt man die beiden Bilder aber in Bezug zueinander und ordnet sie, so wie vom Künstler festgelegt, auf den Zentimeter genau mit einem Abstand von 23 cm an der Wand an, dann entsteht ein Spannungsfeld, das plötzlich eine ganze Bandbreite an Deutungen zulässt. Wenn Baldessari, wie oben zitiert, sagt, das Thema des Werks sei “the space between” – also der Abstand bzw. Raum dazwischen –, dann spielt er damit immer auf das alles bestimmende Dualitätsprinzip an. Was liegt zwischen Gut und Böse, Anziehung und Abstoßung, Tugend und Laster ?
– Rechter Abzug minimale Stauchung an der Unterkante links. Linker Abzug kaum sichtbare Verschmutzung an der Oberkante.

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