Hermann Max Pechstein

Still life with calla in the mirror

Details

Soika 1917/19 (dort spiegelverkehrt abgebildet).

Literatur:
Hausenstein, Wilhelm, Deutsche Kunst und Dekoration, Darmstadt 1918, mit s/w Abb. S. 206;
Raphael, Max, Das Kunstblatt, Potsdam-Berlin 1918, mit s/w Abb. S. 168.

Provenienz:
Galerie Gurlitt, Berlin (in Kommission, spiegelverkehrtes Foto im Wolfgang-Gurlitt Archiv, Bildarchiv Foto Marburg, vorhanden);
in Kommission am 20.7.1917 an Kunstsalon Paul Cassirer, Berlin, wohl für dessen Sommerausstellung (verso mit dem Etikett);
Galerie Gurlitt, Berlin (in Kommission, am 9.3.1923 Rückgabe an den Künstler);
Kunsthandel, Berlin;
dort um 1935 erworben, Sammlung Lorenz Landes (geb.1898), Regensburg, bis 1990;
Hauswedell & Nolte, Hamburg 8.6.1990, Los 82;
dort erworben, Privatsammlung, Freiburg;
Sotheby’s, London 20.6.2012, Los 144;
im Nachverkauf dort erworben, Privatsammlung, Berlin.

Description

Im Mai 1917 wird Pechstein von der Luftwaffe in Berlin angefordert, um dort zum Bildbeobachter ausgebildet zu werden. Er darf von seiner Wohnung aus in der Offenbacher Straße 8 in Berlin für die Flugzeugindustrie arbeiten, nutzt die Zeit aber vor allem für künstlerische Arbeit. Er ist so produktiv wie nie zuvor: In der zweiten Hälfte des Jahres entstehen rund 130 Gemälde. Unter diesen sind zahlreiche Stillleben mit Blumen. Sie zeichnen sich durch eine starke, expressionistische Farbgebung und eine klare Anordnung separater Gegenstände aus. Verschiedene Objekte in diesen Bildern tauchen immer wieder auf, so auch die doppelstöckige Maske aus Palau (siehe Soika 1917/13) und die diaboloförmige Vase (siehe Soika 1917/20 und 1917/21).

In der vorliegenden Arbeit gibt der formelle Aufbau mit parallel verlaufenden und sich kreuzenden Geraden des Spiegelrahmens, des Tischs und der Decke dem Werk – trotz der unruhigen Fläche des Tuches im Vordergrund und der Blumenpracht – eine klare Struktur. Der Großteil der Darstellung wird in einem großen Spiegel wiedergegeben: Wir sehen also hauptsächlich die Spiegelung und nicht die realen Gegenstände. Der Spiegel, Symbol der Vanitas und somit der Vergänglichkeit des Lebens, ist dabei sicherlich nicht zufällig gewählt. Der Mensch hat keine Gewalt über das Leben: Diese jüdisch-christliche Vorstellung der Vanitas hat Pechstein 1916 an der Front in Flandern selber erfahren. Gleichzeitig gilt die Calla-Blume als Symbol für das ewige Leben. Diese elegante, langstielige Blüte taucht immer wieder in den Werken aus den Kriegsjahren auf. Pechstein schafft hier wortwörtlich eine Reflexion der Schönheit und Vergänglichkeit. In einer Zeit des Kriegs und der materiellen Entbehrung stellt Pechstein hier ein üppiges und tiefsinniges Stillleben in strahlenden Farben dar.

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