Details

Literatur:
Henry Thode: Thoma – Des Meisters Gemälde, Stuttgart-Leipzig 1909, S. XLIII, Abb. 192.

Provenienz:
Carl Perron (1858–1928), Dresden;
Privatbesitz, Süddeutschland;
Privatbesitz, Taunus.

Description

1909 hieß es in Meyers Großem Konversations-Lexikon, Hans Thoma sei “einer der Lieblingsmaler des deutschen Volkes geworden”. Zu diesem Zeitpunkt war Thoma tatsächlich einer der angesehensten Maler in Deutschland – ein Ruf, den er sich vor allem mit seinen Landschaften und Porträts erworben hatte. Besonders seine nach einem Aufenthalt in Paris, wo er dem Werk des stürmischen Courbets begegnete, seit 1868 entstandenen Landschaften zeigen seine besondere Fähigkeit, der Natur malerisch zu begegnen. Auf unserem Gemälde ist es das unprätentiöse Motiv einer einen Abhang herablaufenden Kuhherde, die Thoma zum Gegenstand seiner malerischen Reflexion macht. Das Thema bzw. seine Variationen sind traditionell und in der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts, zumal in Bayern, weit verbreitet, doch bei ihm wird die Natur real, nahezu von bedrängender Eindringlichkeit. Links neben der Wiese stehen hochaufragende, bis in den Himmel reichende Tannen, bei denen ganz klein ein Wanderer innehält. Über allem wölbt sich ein mächtiger Himmel, dessen pralle, quellende Wolken den Anschein erwecken, als würden sie sich im nächsten Moment den Abhang lawinenartig herabwälzen. Thoma verwandelt eine beschauliche Szenerie in ein dramatisches Stück Natur von realer Unmittelbarkeit. Erdige Farben, der bildbeherrschende, dräuende Himmel und nicht zuletzt der sandige Weg, der wie ein Einschnitt, wie eine Wunde erscheint, geben dem Gemälde jene kraftvolle Energie, die noch heute berührt.

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