Daniel Fohr

View of the Heidelberg castle

Details

Literatur:
Zur Vorlage: Peter Märker: Carl Philipp Fohr 1795–1818. Monographie und Werkverzeichnis, unter Mitwirkung von Hinrich Sieveking und Sabine Gottswinter, München 2015, S. 252, Nr. Z 252, Abb.

Description

EXPERT’S CHOICE

“Aus einer schwellenden Woge leuchtendgrünen Laubwerks erhebt sich die gewaltige Ruine des Heidelberger Schlosses mit leeren Fensterbögen, efeugepanzerten Zinnen, verwitternden Türmen – verlassen, entthront, sturmgepeitscht, aber noch immer fürstlich schön.” So eindringlich beschrieb Mark Twain noch 1880 in seinem “Bummel durch Europa” die Schlossruine in Heidelberg, jener Stadt, die der Tübinger Lyriker Friedrich Hölderlin kurz nach 1800 auf den Schild deutscher Nation gehoben hatte: “Du, der Vaterlandsstädte ländlichschönste so viel ich sah.” Damals wurden Stadt und Schloss zum Inbegriff jener Heidelberger Romantik, die Schriftsteller wie Clemens von Brentano und Achim von Arnim und Künstler wie Carl Rottmann und Carl Philipp Fohr gleichermaßen geprägt hatten. Das Schloss fand um 1800 als stimmungsvolles Motiv Eingang in Literatur und Kunst, seine beeindruckende, verfallene Architektur, seine Einbettung in die Natur und die bezaubernde Lage oberhalb des Neckars erweckten in ihnen jene wehmütige, auf die Vergangenheit gerichtete Stimmung, die das Schloss zu einem Sinnbild der romantischen Gedankenwelt werden ließ.
Von dieser Stimmung erzählt auch Daniel Fohrs Blick auf das Schloss, der, obschon erst 1840 nach dem Ende der Romantik entstanden, gleichwohl mit dieser Epoche unmittelbar verbunden ist. Daniel Fohr hatte nach dem frühen Tod seines Bruders Carl Philipp, der 1818 im Alter von nur 22 Jahren im Tiber ertrunken war, dafür gesorgt, dass große Teile seines Nachlasses nach Darmstadt kamen, wo er heute im Hessischen Landesmuseum bewahrt wird. Fohr, seit 1839 badischer Hofmaler, versuchte das Werk seines Bruders vor dem Vergessen zu bewahren, und in diesem Zusammenhang kommt unserer neu entdeckten Ansicht außerordentliche Bedeutung zu: Sie kopiert nämlich getreu eine berühmte Zeichnung seines Bruders (Märker Z 252), die der Frankfurter Kaufmann Philipp Passavant am 11. März 1817 in Rom bei Carl Philipp in Auftrag gegeben hatte (heute Städel-Museum, Gemälde-Inv. 958). Im Tagebuch des damals ebenfalls in Rom weilenden und mit Fohr befreundeten Malers Wilhelm von Harnier als “Heidelberg mit der schönen Ferne” bezeichnet, gibt das Blatt den Blick aus den umgebenden Wäldern auf das Heidelberger Schloss in der Ferne wieder. Carl Philipps Bruder Daniel hat 1840 das großformatige Blatt – es misst 75,4 x 110,7 cm – in Frankfurt bei Passavant gesehen und dort kopiert, doch in einem wesentlich bescheideneren Format. Das kleinere Format und die dunkle Monochromie seiner Version lassen vermuten, dass Daniel sein Gemälde möglicherweise als Vorlage für die Umsetzung in einen Druck anfertigte. Wir wissen nicht, ob sich Daniel mit dem Gedanken trug, einige Werke seines Bruders im Druck erscheinen zu lassen, doch plausibel wäre es – allerdings kam es nicht dazu; einen Kupferstich nach Carl Philipps Zeichnung sollte erst 1857 der Stecher Jacob Ludwig Buhl anfertigen (Märker DR 36).
Peter Prange

Wir danken Dr. Peter Märker, Berlin, für die Bestätigung der Authentizität des Gemäldes und für Hinweise zur Katalogisierung.

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