Frank Auerbach

J.Y.M. Seated in the Studio III

Details

Feaver 600.

Provenienz:
Marlborough Fine Arts, London, verso mit dem Galerieetikett;
Privatsammlung, München.

Description

Das Porträt “J.Y.M. Seated in the Studio III” verweist bereits im Titel auf zwei charakteristische Merkmale im künstlerischen Schaffen von Frank Auerbach. Die Abkürzung J.Y.M. steht für Juliet Yardley Mills, sie ist eines der wichtigsten Modelle des Künstlers. Seit den 1960er Jahren hat Auerbach sie in zahlreichen Varianten porträtiert. Mit dem Ziel, den unterschiedlichsten Facetten einer Persönlichkeit mit malerischen Mitteln nachzuspüren, greift der Maler auf einen kleinen, exklusiven Kreis von vertrauten Personen zurück. Diese Vorgehensweise legt bereits ein sehr konzentriertes und fokussiertes Arbeiten nahe. Im Titel wird mit der Nennung des ‚studios’ noch eine weitere Besonderheit verbalisiert: In unmittelbarer Nähe zum Londoner Regent’s Park im Stadtteil Camden Town befindet sich das Atelier des Künstlers. Der Raum, den er 1954 bezogen hat, ist schon jetzt in die Kunstgeschichte eingegangen. Frank Auerbach arbeitet dort sieben Tage die Woche von morgens bis abends. Der Künstler begibt sich in eine Art Klausur, um sich in seine Bildräume zu vertiefen und malerisch komplexe Motive zu entfalten, ohne sich von der Außenwelt ablenken zu lassen.
Frank Auerbach ist 1931 in Berlin geboren. Noch vor seinem 8. Geburtstag hat er Deutschland ohne seine Eltern verlassen, um zusammen mit anderen jüdischen Kindern ein Internat in Großbritannien zu besuchen. Auerbachs Eltern überlebten die Zeit des Nationalsozialismus nicht. Er selbst erhielt mit 16 die britische Staatsbürgerschaft und kehrte nicht mehr nach Deutschland zurück. Zusammen mit Francis Bacon oder Lucian Freud wird Frank Auerbach der sogenannten “School of London” zugeordnet. Trotz dieser Zugehörigkeit besitzt Auerbachs Werk eine Expressivität, die im Hinblick auf die Farbpalette und die Auffassung der Figuren stark an Matthias Grünewald erinnert. Ob entsprechende Bildwelten aus seiner Kindheit noch im Künstler schlummern, bleibt offen. Das Land seiner Herkunft spielt nach Auerbachs eigenen Aussagen keine Rolle für ihn, als Junge alleine in die Fremde zu gehen sei eher einem Abenteuer gleichgekommen. Dennoch ist die strenge Konzentration auf einen sowohl lokalen als auch personell stark eingeschränkten Radius als Grundbedingung für die Entstehung seiner Kunst auffällig. Es scheint, als habe er sich auf diese Weise den Halt geschaffen, den er nach dem kompletten Verlust von Heimat und Familie zum Weiterleben benötigte.
Deutschland besuchte Auerbach erst 1987 anlässlich seiner Ausstellungen im Kunstverein Hamburg und im Folkwangmuseum Essen. In Kooperation mit der Tate Britain zeigte das Kunstmuseum Bonn im Jahr 2015 eine weitere große Museumsausstellung. Der Künstler war nicht anwesend, in den letzten Jahren konzentriert er sich voll und ganz auf die Arbeit in seinem Atelier und meidet jegliche Ablenkung. Mit fortschreitendem Alter möchte er keine Zeit verlieren und alle Kompositionen formulieren, die ihm am Herzen liegen.

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