Dirck Jacobsz (zugeschrieben)

Bildnis eines Mannes, eine Nelke haltend

Details

Provenienz:
Sammlung Henri Haro (1855-1911), Paris;
Hôtel Drouot, Paris, Auktion, 2.-13.12.1911 (Nachlass Henri Haro), als (Barthélemy de) Bruyn;
Christie’s, London, Auktion, 4.7. 2012, Los 123.

Description

Das Bildnis zeigt den Auftraggeber des Porträts in halber Figur in Siebenachtelansicht vor neutralem blaugrauen Hintergrund, auf den rechts sein Schatten projeziert ist. Der nicht identifizierte Mann dreht seinen Kopf nach links, die Augen sind nachdenklich auf den Betrachter gerichtet. Er trägt einen dunkelbraunen, pelzverbrämten Mantel, auf dem Kopf ein schwarzes Barett. Seine braunen, glatten Haare sind knapp über den Ohrläppchen abgeschnitten. In seiner Rechten weist er eine Nelke vor, die Linke liegt auf einem Brüstungsstreifen auf, durch den der Porträtierte von der Wirklichkeit des Betrachters geschieden ist.

Das Motiv der eine Nelke vorweisenden Hand hat in der abendländischen Kunst eine lange Bildtradition, die bis in die Moderne reicht. So hat das Motiv noch 1912 Otto Dix in seinem frühen Selbstporträt prominent in Szene gesetzt. Nelken galten traditionell als Symbole der Liebe und Treue. Daher erscheinen sie häufig in Madonnendarstellungen, etwa in Leonardos “Maria mit dem Kinde” in der Alten Pinakothek. Bei den Bildnissen, auf denen der Porträtierte eine Nelke hält, handelt es sich meist um Verlobungsbildnisse. Diese Bildnisse wurden, vor allem vom Adel, aber auch von wohlhabenden Kaufleuten mitunter dazu verwendet, den in der Ferne lebenden Frauen einen ersten Bildeindruck der heiratswilligen Männer zu vermitteln. Eine weitere Möglichkeit ist, dass diese Porträts urprünglich Teil eines Doppelbildnisses in Diptychon-Form bildeten, mit dem Bild der Ehefrau als Pendant. Gegen ein Doppelbildnis spricht in vorliegendem Fall, dass der Mann stets rechts von der Frau dargestellt war, also den linken Flügel des Diptychons einnahm, hier aber mit einer Kopfdrehung nach links, also weg von der Angetrauten zu sehen ist.

Die ausgeklügelte Lichtführung hat ihren Anteil an der lebensnahen Wirkung des Porträts. Das Licht fällt von links vorne auf das Antlitz des Mannes, dessen scharf geschnittene Züge und wacher Blick Strenge und Entschlossenheit suggerieren. Dirck Jacobsz war bekannt für die treffende Charakteristik seiner Porträts. Er hatte die Malerei bei seinem Vater, Jacob Cornelisz van Oostsanen, in Amsterdam erlernt, wohl zeitgleich mit Jan van Scorel, mit dem er zeitlebens befreundet war. Sein Stil ist besonders in seiner Frühzeit stark von Scorels Kunst geprägt – hier erkennbar in der festen und zeichnerischen Behandlung des Porträtierten. Jacobsz wurde gerühmt für die sprechenden Gebärden seiner Figuren und die akkurat modellierten Hände, die mit großer Virtuosität behandelt sind. Die Anordnung und Strukturierung der Hände und Finger entspricht der auf Jacobsz bekanntem Porträt des Fugger-Repräsentanten Pompeius Occo (Rijksmuseum, Amsterdam, Inv.Nr. SK-A-3924). Dort zeigt sich der Porträtierte ebenfalls mit einer Nelke vor einer steinernen Brüstung.

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