Albrecht Dürer

Bildnis des Ulrich Varnbüler.

Details

Bartsch 155; Meder 256 III a (von III b); Schoch/Mende/Scherbaum 256 III a (von III b).

Description

Ganz ausgezeichneter, brillanter und gleichmäßiger Abdruck des eindrucksvollen Porträts, oben mit den zwei großen Ausbrüchen in der Einfassungslinie, unten mit den sechs Lücken in der Einfassung. Bis knapp vor bzw. am linken Rand auf die Einfassungslinie geschnitten, die Adresse von Janssen am Unterrand, wie üblich, abgeschnitten. Selten so schön.
Ulrich Varnbüler (1471- um 1544), kaiserlicher Protonotar am Reichskammergericht, war eng mit Willibald Pirckheimer und Dürer befreundet. Die Drei verbanden gemeinsame geistige Interessen. Während des Nürnberger Reichstages von 1522 porträtierte Dürer den humanistisch geboldeten Schweizer, der 1519 die deutsche Übersetzung einer Schrift des Erasmus von Rotterdam herausgegeben hatte. Auf Grundlage dieser Zeichnung (heute in der Albertina, Wien) verfertigte Dürer den großformatigen Holzschnitt als Zeugnis immerwährender Freundschaft (Strauss). So lautet der Text in der Kartusche am rechten Bildrand in deutscher Übersetzung: “Albrecht Dürer aus Nürnberg möchte durch dieses Bild den Geheim- und Hauptschreiber der römisch kaiserlichen Reichsregierung Ulrich mit dem Familiennamen Varnbüler, den er außerordentlich liebt, auch der Nachwelt bekannt machen und versucht, ihn zu ehren.”
Varnbüler erscheint als kraftvolle, energiegeladene Persönlichkeit. Sein ausladender Körper scheint fast den vorgegebenen Bildraum zu sprengen, das modische Barett überschneidet die Titelzeile. “Das Bildnis stellt in vielerlei Hinsicht einen Höhepunkt in Dürers Kunst des gedruckten Porträts dar. Im Vergleich zu den Kupferstichporträts gelehrter Humanisten, adeliger Kirchenfürsten und Prinzen wirkt dieses Holzschnitt-Porträt monumental und übersteigt selbst den stattlichen Maßstab des (nur wenige Jahre zuvor entstandenen) für Kaiser Maximilian I.” (Eichberger).
Von dem Holzschnitt existieren keine zeitgenössischen Chiaroscuro-Abdrucke. Im Zuge der Dürer-Renaissance um 1600 gelangte der Holzstock im ausgehenden 16. Jahrhundert in die Niederlande in den Besitz des Verlegers Hendrick Hondius, der weitere Abdrucke der Schwarzlinienplatte verfertigte. Nach 1620 erwarb der Amsterdamer Verleger Willem Janssen (Blaeu) den Druckstock und schnitt zwei zusätzliche Stöcke, um das Porträt als Chiaroscuro-Holzschnitt herauszugeben. Durch das Herausschneiden der weißen Lichter aus den Tonplatten arbeitete er die plastischen Werte heraus und steigerte so signifikant die räumliche Wirkung des Drucks.
Die Janssen-Ausgabe ist die einzige Auflage mit farbigen Tonplatten. Sehr selten: Strauss zählt insgesamt nur elf Chiaroscuro-Abzüge in Museumssammlungen.
Horizontale Hängefalte. In sehr gutem und farbfrischen Zustand.

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