Gabriele Münter

Gelbes Haus mit Schneebäumchen.

Details

Mit einer Fotoexpertise von Dr. Hans Konrad Röthel, ehemals Direktor der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, vom 22.2.1980.
Provenienz:
Nachlass der Künstlerin;
The Bue Rider Research Trust, Princeton, New Jersey;
Sammlung Jan Ahlers, Herford 1980;
Durch Erbfolge an den jetzigen Besitzer, Privatsammlung, Norddeutschland.

Description

Im Juni 1908 besucht Münter zum ersten Mal den alten Marktort Murnau am Staffelsee und ist entzückt von dem idyllischen Ort im bayerischen Alpenvorland. Gemeinsam mit Kandinsky und ihren Malerfreunden Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin verbringt sie im Sommer mehrere Wochen in Murnau. Münter erlebt diese Zeit als eine äußerst anregende und produktive Phase ihres Schaffens: “Die erste Studienzeit dort, im Spätsommer 1908, war ich voll von Bildern des Ortes und warf sie hin auf Pappen von 41 : 33 cm. Immer mehr erfasste ich die Klarheit und Einfachheit dieser Welt. Besonders bei Föhn standen die Berge als kräftiger Abschluss im Bilde, schwarzblau.” (Zit. in: “Gabriele Münter”, Ausst. Kat., Lenbachhaus, München 1992, S. 31). Das farbintensive Licht der Föhntage trägt zur Befreiung der Sichtweise der Künstlerin bei. Sie löst sich jetzt endgültig von der dicken, feingliedrigen Spachtelmalerei und findet zu einem breiteren, freieren Farbauftrag mit Pinseln. Dabei benutzt Münter nicht mehr weiß grundierte Leinwände, sondern unpräparierte Malpappen, dessen Ockerfarbe sie in die Komposition mit einfließen lässt. Die Tiefenstaffelung der Landschaft schwindet langsam, ebenso der Schattenwurf: Die Darstellung wird in ein einheitliches, helles Licht getaucht.
Im Spätsommer 1909 kauft Münter schließlich ein Haus in Murnau, in der Kottmüllerstraße im Südwesten von Murnau. Da es weder fließendes Wasser noch elektrischen Strom hat, bleibt es zunächst hauptsächlich eine Sommerresidenz.
Die Nähe zu München erlaubt der Künstlerin aber, auch im Winter wiederholt nach Murnau zu fahren. Hier entsteht, wohl im Winter 1909, die vorliegende Arbeit. Im gleichen Format wie die ersten Murnau-Werke ausgeführt, erscheinen die Berge auch in dieser Arbeit als bläulicher Abschluss und Hintergrund des Bildes. Sie stehen im farblichen Kontrast zum gelben Haus. Dabei gibt Münter nicht unbedingt die reale Farbe des Hauses wieder, sondern wählt dieses Gelb als Komplementärfarbe zu den blauen Bergen. Durch die Staffelung der Ansicht – ein Zaun im Vordergrund, mittig ein Baum, dahinter das Haus vor den Bergen – entsteht eine klare Struktur. So erreicht Münter ohne Schatten oder ohne eine dreidimensionale Erfassung des Gesehenen – und trotz der Frontalansicht des Gebäudes – ein Gefühl der Tiefe. Das einfache, ländliche Haus, zentral platziert und leicht von unten gemalt, erhält eine würdevolle Präsenz vor der großartigen Kulisse der Berge.

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