Alexej von Jawlensky

Stillleben mit Früchten, Kanne und Tasse.

Details

Jawlensky/Pieroni-Jawlensky 52.
Provenienz:
Atelier des Künstlers;
Marie-Luise Hess, München;
durch Erbfolge an Marie Hess, Madrid;
durch Erbfolge an den jetzigen Besitzer, Privatbesitz, München.

Description

Laut seinen Lebenserinnerungen fängt Jawlensky um 1902 an, “Stillleben zu malen ohne irgendeine Richtung, meistens Früchte. (…) Selbstverständlich waren die noch nicht meine eigene Sprache. Aber einige Bilder waren sehr schön …” (Zit. in: “Horizont Jawlensky”, Ausst. Kat., Museum Wiesbaden 2014, S. 99). Kurze Zeit später experimentiert er auch mit dem Pointillismus, dem er bei seiner zweiten Reise nach Paris 1903 begegnet war. Allerdings erkennt er schnell, dass ihm diese sehr technische Herangehensweise an die Malerei nicht liegt: Er sucht eine gefühlsbetontere Wiedergabe. So versucht er hier nicht, die Farben in klaren Tönen nebeneinander zu setzen, um diese im Auge des Betrachters neu und intensiver entstehen zu lassen. Stattdessen will er mittels einer ausgesprochen ausgewogenen Farbigkeit eine undurchdringliche Oberfläche schaffen, die hier und da von leuchtenden Flecken spannungsreich, fast blitzlichtartig durchbrochen wird, wie hier von der leuchtend rosafarbenen Birne. So löst er in dem vorliegenden Gemälde die Form der Gegenstände, dem Geschirr sowie der Früchte, durch eine breite oder getupfte Pinselführung, also durch Flecken und Punkte, auf, um sie mit dem Hintergrund wieder zu einem größeren Ganzen verschmelzen zu lassen. Durch die ungewöhnliche Perspektive des Dargestellten, der den Gegenstand nicht sofort erkennen lässt, entsteht eine zusätzliche Spannung. Hier zeigt er die Kaffeekanne genau von hinten, der Henkel mit weißen feinen Strichen angedeutet, hinter dem Deckel, gerade erkennbar, die Tülle als heller Tupfer. Die Mokkatasse reiht sich dahinter auf, die Obststücke werden dazwischen und daneben gestaffelt. Die Gegenstände befinden sich vor einem undefinierten, dunklen Hintergrund und auf einem ebenso unbestimmten Vordergrund – Jawlensky hat hier das Bildgefüge auf das absolut Nötigste reduziert, damit die Farben zur vollen Geltung kommen. “Ich suchte intensiv in diesen Stillleben nicht den stofflichen Gegenstand, sondern wollte durch Farben und Formen das ausdrücken, was in mir vibrierte, und ich bin zu guten Resultaten gekommen.” (op. cit., S. 286). So wurde diese Gattung seiner Malerei zur Projektionsfläche der eigenen Persönlichkeit und Emotionen, eine Art der Selbst-Darstellung.

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