Phantasielandschaft (Landschaft am Oberrhein).

Details

Thode, S. 375, mit Abb. (dort fälschlicherweise 1893 datiert).
Provenienz:
H.P. Schneider’s: Permanente Kunstausstellung in Schneider’s Kunstsalon, Frankfurt/Main 1903, verso mit dem Galerieetikett (dort als “Landschaft vom Oberrhein” verkauft an Frau C.W. Bettelhauser); Privatsammlung, Schweiz.

Description

In malerischem Weitblick führt Thoma den Betrachter über die sanfte Hügellandschaft eines sich bis in den Bildhintergrund schlängelnden Flusstals. Thomas Landschaften wollen gelesen werden, laden in ihrer komplexen Komposition zum Nachdenken und Innehalten ein, plötzlich ist nichts mehr zufällig, alles scheint einer höheren Bedeutung untergeordnet. Auch hier wähnt sich der Betrachter zunächst einer typischen Rheinlandschaft gegenüber, erkennt Türme und mäanderartigen Flussverlauf wieder, um letztlich einmal mehr feststellen zu müssen, dass es sich hier um ein rein ideales Landschaftsgebilde handelt. Auch das weiß getupfte Blumenmeer im Vordergrund entpuppt sich erst auf den zweiten Blick als reizvolle Tierstaffage, denn hier lässt Thoma einen Schäfer mit seiner Herde über die grünen Hügel in Richtung Bildmitte ziehen. Vor allem aber ist es einmal mehr Thomas Palette, die dieser Landschaft ihre ganz eigene Magie und Anziehungskraft verleiht: Ob als reine blaue Umrisskontur, als wässriges Hellblau oder als saftiges, mit Gelb gemischtes Grün, hier zeigen sich jene unzähligen Nuancen von Blau, die zum bedeutendsten und unverwechselbarsten Stilmittel einer Malerei wurden, deren Komplexität und Einzigartigkeit oftmals verkannt wurde. Thomas Landschaften zählen bis heute zu den ausdruckvollsten und beeindruckendsten Arbeiten des Künstlers, dem erst 1899 mit seiner Ernennung zum Professor an der Großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe jene Anerkennung und materielle Sicherheit zu Teil wurde, die er über Jahrzehnte vermisst hatte. – Im Randbereich teils etwas brüchig; wenige vereinzelte Austupfungen. Insgesamt gut und schön erhalten.