Samuel van Hoogstraten

Vanitas-Stillleben mit nachdenkendem jungen Mann.

Details

Sumowski 879.
Literatur:
Werner Sumowski, “Gemälde der Rembrandt-Schüler. G. van Eeckhout – I. de Joudreville”, Bd. II, Landau 1983, S. 1301, Nr. 879, mit Abb. S. 1362.
Ausstellung:
“Rembrandt and his Pupils. A loan Exhibition”, bearbeitet von W.R. Valentiner, The North Carolina Museum of Art, Raleigh, 16.11.-30.12.1956, S. 120, Kat. Nr. 49, mit Abb. Nr. 49.
Provenienz:
Sammlung Raphaël Salem, Boston; Sammlung Richard Kitchin, New York; Sammlung Henry Sieger, New York; Privatbesitz, Deutschland.

Description

Werner Sumowski datiert das Gemälde in die mittleren 1640er Jahre. Das Werk entstand also zu einem Zeitpunkt, als sich Hoogstraten – vielseitigster und intellektuellster aller Rembrandt-Schüler – noch in dessen Werkstatt befand; seine Rückkehr in seine Heimatstadt Dordrecht ist erst für das Jahr 1648 belegt. Die Darstellung liest sich wie ein vorweggenommener Kommentar zu seinem 1678 publizierten Traktat “Inleyding tot de Hooge Schoole der Schilderkonst”, in dem er sich mit den theoretischen Grundlagen der Kunst auseinander setzt.
In einem von links oben beleuchteten Raum hat ein junger Mann – der Künstler selbst – vor einem Fenster Platz genommen, den Kopf nachdenklich im berühmten Melancholie-Gestus auf seine rechte Hand gestützt. Vor ihm sind auf einem bildparallel angeordneten Tisch zahlreiche Gegenstände stilllebenhaft aufgehäuft, die in pyramidal aufsteigender Stufung in einer Violine und einem Himmelsglobus gipfeln. Zu sehen sind u.a. ein aufgeschlagenes Notenheft und ein Buch, eine Aktzeichnung und eine kleine Skulptur sowie Pinsel, Palette, Malstock und eine Taschenuhr. Niederländische Stillleben des 17. Jahrhunderts beinhalten immer auch einen versteckten Sinn. Dabei laden die Auswahl der Gegenstände und ihre beziehungsreiche Zusammenstellung zur Auslegung und Deutung ein. Hier beziehen sich Noten, Buch, Musikinstrument, Zeichnung und Globus offenbar auf die unterschiedlichen Künste und Wissenschaften. Dass auch sie der Flüchtigkeit der Zeit unterliegen, verrät uns die Uhr an der vorderen Bildkante, ebenso wie die Gebrauchspuren an Noten, Zeichnung und Bucheinband sowie der Torso des kleinen Putto. Auch das Musikinstrument hat, für sich genommen, Vanitas-Bedeutung, weil es etwas hervorbringt, was sogleich wieder vergeht. Vielleicht soll auch der Himmelsglobus daran erinnern, dass alles Irdische vergeht. Eine dämmrige Atmosphäre hält den Bildeindruck zusammen; einzig die stilllebenhaft arrangierten Gegenstände auf dem Tisch leuchten juwelenhaft aus dem Halbdunkel hervor. Der junge Mann malt nicht, sondern sitzt untätig am Fenster und grübelt. Durch Malstock und Palette ist er aber eindeutig als Maler gekennzeichnet. Vielleicht hat sich Hoogstraten selbst in dem Maler dargestellt. Werner Sumowski schließt das Gemälde unmittelbar an das Selbstbildnis mit Vanitas-Stillleben (Sumowski 849) von 1644 im Museum Boymans-van-Beuningen, Rotterdam, an. Mit diesem Werk zeigt uns Hoogstraten nicht, wie ein Stillleben entsteht, sondern er schafft ein Atelierbild, das auf ganz eigene Weise die Bildgattungen Selbstbildnis und Stillleben verbindet – als Sinnbild der Vanitas seines Lebens.
Leinwand alt doubliert. Mit einem kleinen restaurierten Riss in der Leinwand im Bereich der Aktstudie, ansonsten schön.

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