Lucas Cranach-Werkstatt

Die Kreuzigung.

Details

The Crucifixion. Oil on panel. (1541). C. 54 : 40 cm. (Panel c. 56 : 42 cm). Dated on the vertical beam of the cross. Framed. With a written expertise by Dieter Koepplin, Basel, dated 30 July 1984.

Description

Die Kreuzigung Christi – das zentrale Ereignis der Passion und damit Hauptthema der christlichen Kunst – beschäftigte sowohl Lucas Cranach den Älteren als auch den Jüngeren ein Leben lang. Die Darstellung, die der Version Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahr 1538 im Chicago Art Institute nahesteht, enthält weitgehend die wichtigsten Szenen eines Kalvarienbergs: Christus am Kreuz zwischen den beiden Schächern; die unter dem Kreuz von Johannes und ihren Begleiterinnen gestützte Muttergottes; die Soldaten, die um das Gewand Christi würfeln, und den gläubigen Hauptmann im Moment der Erkenntnis. Nicht ganz eindeutig ist, ob sich unter den Lanzenträgern im Hintergrund auch der blinde Longinus und Stephaton mit dem Schwamm befinden. Im Blickpunkt und auf der Mittelachse der Komposition steht das Kreuz Christi frontal und bildbeherrschend, eingerahmt von den beiden, leicht schräg gestellten Kreuzen der Schächer. Die drastische Übersteigerung des Cranachschen Frühwerks mit der Betonung des Leidens und Grotesk-Expressiven ist einer klaren und beruhigten Formensprache gewichen. Der zum Betrachter ausgerichtete, lang gestreckte Leib Christi hebt sich hoch über der Menschenmenge deutlich vor dunklem Wolkenhintergrund ab. Das Motiv des weit ausschwingenden Lendentuchs, das ornamentalen Charakter hat, geht auf den biblischen Bericht vom Sturm zurück, der beim Tod Christi aufbrauste. Johannes und die Frauen schließen sich zu Füßen des Kreuzes zu einer schützenden Gruppe um Maria zusammen, links darunter die Figur der Maria Magdalena. Diese Gruppe wie auch die Anordnung der Kreuze finden sich auch auf dem 1509 datierten Holzschnitt der Passionsfolge von Lucas Cranach d. Ä. (Hollstein 20). Ihre Trauer äußert die Gruppe um Maria eher still und gefasst als laut aufbegehrend. Verhalten ringt Maria Magdalena die Hände. Den Gegenpol bildet die roh lärmende Gruppe der Kriegsknechte rechts, die um den Rock Christi würfeln. Ihr boshafter Charakter zeigt sich in den derben und stark typisierten Gesichtszügen mit den eingekerbten Zähnen. Dahinter hoch zu Ross und in prächtiger Rüstung der Hauptmann mit einem der Mode der Zeit entsprechenden Backenbart. Zu fragen ist, ob hier nicht der Auftraggeber zusammen mit seiner Frau porträtiert wurde – von ihm führt eine fallende Diagonale nach links unten zur Figur der Maria Magdalena, die als Einzige der Frauen in zeitgenössischer Kleidung und Haartracht wiedergegeben ist. Nach hinten wird die in parallelen Bahnen angeordnete Szenerie durch eine Reihe orientalisch kostümierter Figuren abgeriegelt, die den Eindruck bedrängender Raumlosigkeit und Figurenballung aufkommen lassen.
Dieter Koepplin betont in seiner Expertise zum vorliegenden Gemälde, dass das Bild nicht zwingend unter der Aufsicht Lucas Cranachs d. J. entstanden sein muss, sondern dass auch Lucas Cranach d. Ä. für die Vorgabe verantwortlich sein kann, da beide Cranachs im fraglichen Zeitraum aktiv der Werkstatt vorstanden. Die vor allem in den Inkarnaten von großer Transparenz und zeichnerischer Präzision zeugende Malerei mit der in fein lasierenden Schichten aufgebauten Malweise ist typisch für beide Künstler und ihre Mitarbeiter.
Mit einem alt restaurierten Vertikalsprung durch die rechts von Maria stehende Begleiterin, leichter Craquelébildung sowie einigen kleinen Farbabsplitterungen und Retuschen, sonst von schönem Gesamteindruck.
Mit einer schriftlichen Expertise von Dr. Dieter Koepplin, Basel, vom 30.7.1984.
Provenienz: Privatsammlung Bayern.

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