Details

Verso auf dem Keilrahmen mit verschiedenen handschriftlichen Nummerierungen.

Spies/Metken 2205.

Literatur:
Russel, John, Max Ernst. Leben und Werk, Köln 1966, Nr. 61, Abb. S. 52 („Idole“).

Ausstellung:
Max Ernst and Etienne Cournault, Roland, Browse & Delbanco, London 1962, Kat.-Nr. 14, o. Abb.;
Modern Works From the Collection of Dr. Henry M. Roland, City Art Gallery & Leeds, City Art Gallery, Manchester 1962, Kat.-Nr. 30, o. Abb.;
Idole und Dämonen, Museum des 20. Jahrhunderts, Wien 1963, Kat.-Nr. 44, s/w Abb. S. 52;
Collection Henry Roland, City Art Gallery, Bristol 1969, Kat.-Nr. 7;
Max Ernst, Moderna Museet, Stockholm 1969/70 u.a., Kat.-Nr. 52, o. Abb.;
Follies and Fantasies, Royal Pavilion, Art Gallery and Museums, Brighton 1971, Kat.-Nr. 22;
Works from the Roland Collection, Camden Art Centre, London/Scottish Arts Council, Edinburgh 1976;
Works from the Roland Collection, Courtauld Institute Galleries, London u.a. 1979, Kat.-Nr. 9, s/w Abb. S. 35, verso auf dem Rahmen mit dem Etikett;
One Man’s Choice. Selected Works by Dr. Henry Roland from His Own Collection & From Other Sources, National Gallery of Modern Art, Edinburgh 1985, Kat.-Nr. 22;
Le Chant de la Gernouille. The surrealists in Conversation, Helly Nahmad Gallery, New York 2014, o. Kat.

Provenienz:
Julian Trevelyan, London;
Simon Watson Taylor, London, durch Erbfolge von Vorgenanntem;
Édouard Léon Théodore Mesens, London (bis 1962);
Sammlung Dr. Henry M. Roland, Woking und London;
Marc Roland, London, durch Erbfolge von Vorgenanntem;
Sotheby’s, London 29.6.1988, Los 159;
Pears Gallery, London;
Galerie Jeanne Castel, Paris, verso auf dem Rahmen mit dem Etikett;
Privatsammlung, Europa, 1991 bei Vorgenannter erworben.

Beschreibung

• Charmantes kleines Bild aus den 1930er Jahren
• Farbintensive Komposition voller Witz
• Der Frosch ist ein beliebtes Motiv bei Max Ernst

„Max Ernst ist ein Lügner, Erbschleicher, Ohrenbläser, Rosstäuscher, Ehrabschneider und Boxer.“ (Max Ernst über Max Ernst, 1921)

„Was ist ein Wald? (…) ein übernatürliches Insekt. Ein Zeichenbrett.“

Brühl, kurz nach der Jahrhundertwende: Das Elternhaus des Kindes Max Ernst in der Schlossstraße ist nur ein Steinwurf vom Park mit seinen großen Weihern und Bächen entfernt. Im Schatten des Barockschlosses flanieren die Bürgerinnen, malen Vater Ernst und sein Sproß die Natur. Nachts werden die Weiher zum Orchestergraben. Die Frösche singen ihr Lied, Familie Ernst lauscht – ob sie will oder nicht.

Als Erwachsener, Max Ernst hat das beschauliche Brühl bei Köln längst verlassen und macht internationale Kunstkarriere, tauchen die Frösche immer wieder in seinem Werk auf. Sie sind Skulpturen, etwa als Brunnenelemente. Sie sind kleine Wesen, die die Bildwelt auflockern. Und sie sind fantasievoll verzerrte Gestalten, wie wir sie hier sehen. Oszillierend zwischen Tierdarstellung und Vermenschlichung sind sie Projektionsflächen für die Betrachtenden. Seine „Deux Assistants“, die er 1967, also Jahrzehnte nach dem singenden Frosch, schaffen wird, schauen keck in die Gegend und erinnern dabei an kleine Handlanger, wie wir sie aus Kinderfilmen kennen. Zu Ehren des Künstlers wird seine Geburtsstadt seine „kleinen Assistenten“ zu Brunnenfiguren machen, die bis heute von einem der größten Söhne der Stadt singen.

Der Frosch und sein Gesang sind in „Le Chant de la Grenouille“ aus den 1930er Jahren in typischer Ernst-Manier verzerrt. Die Szenerie konstruiert sich aus wenigen abstrahierten Farbflächen: Ein Stück Erde ragt in das klare blaue Wasser eines Tümpels, dahinter heller sonnenbestrahlter Himmel. Der Frosch, ausgeführt in lebendigen Grüntönen, stützt sich auf einen veralgten Stein und singt sein Lied in den Himmel.

Auch wenn das Bild nicht für Max Ernst Kenntnis des nächtlichen Verhaltens der Frösche spricht – wo er doch als Kind viele Jahre nächtelang in der ersten Reihe lag und weiß, dass diese nicht zum High Noon singen – so zeigt das kleine Bild den Witz des Rheinländers.
Andere Arbeiten lädt er mit Symbolik und surrealer Botschaft auf und nutzt dafür auch die heimische Fauna. „Beim ersten klaren Wort“ von 1923 etwa bangt eine Heuschrecke um ihr Leben. Sie krabbelt mühevoll eine Wand herauf, doch schon ein Zittern der riesenhaften Menschenhand würde sie in den Abgrund stürzen.

Der Frosch jedoch, er sorgt sich nicht. Das Bild, es will nichts. Es ist, was es ist. Der Frosch, er sitzt, und er singt. Von Königstöchtern mit goldenen Bällen? Inspiration hätte Ernst genug gehabt.

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