Caspar David Friedrich

Ruine des Klosters Altzella in Nossen bei Dresden

Details

Grummt 229.

Literatur:
Hans Dickel (bearb.), Caspar David Friedrich in seiner Zeit. Zeichnungen der Romantik und des Biedermeier, (= Manfred Fath, Hrsg.: Die Zeichnungen und Aquarelle des 19. Jhs. in der Kunsthalle Mannheim, Bd. 3, Weinheim, VCH Acta humaniora, 1991, S. 69 (unter Nr. 11, IV) und S. 71f. (unter Nr. 13, Anm. 3 u. 4);
Galerie Siegfried Billesberger (Hrsg.), Lagerkatalog: Deutsche Zeichnungen des 18. und 19. Jahrhunderts, Moosinning/München 1999, Kat.-Nr. 14;
Christina Grummt, Caspar David Friedrich. Die Zeichnungen. Das gesamte Werk, München 2011, Bd. 1, S. 233, Kat.-Nr. 229, mit Abb.
Frank Richter: Caspar David Richter. Der Landschaftsmaler, Petersberg 2024, S. 71, Abb. 199

Ausstellung:
Historien- und Landschaftsbilder aus fünf Jahrhunderten, Galerie Dr. Schenk, Zürich und Kunstsalon Franke, München 2002, Kat.-Nr. 15, Abb. S. 63.

Provenienz:
Nachlass des Künstlers (bis ca. 1916);
Hugo Fleischhauer (1863-1930), Stuttgart, verso mit dem Sammlerstempel (Lugt 1306b);
Privatsammlung, Mannheim, 1991;
Walter Feilchenfeldt, Zürich;
Privatsammlung, Süddeutschland;
Galerie Siegfried Billesberger, Moosinning, bis 2002;
Privatsammlung, Österreich (2002 bei Villa Grisebach, Auktion, 8.6.2002, Los 104, erworben);
Kunstsalon Franke-Schenk, München, 2003;
Privatsammlung, Sachsen.

Beschreibung

Ruinen mittelalterlicher Sakralbauten beschäftigten Caspar David Friedrich in seinem Werk auf vielfache Weise – erinnert sei in diesem Zusammenhang an seine zahlreichen Aufnahmen der Klosterruine Eldena nahe seiner Heimatstadt Greifswald oder an seine Schilderungen der Burg- und Klosterruine auf dem Oybin in Sachsen. Im September 1800 besucht Friedrich die Klosterruine Heilig Kreuz bei Meißen – allein vier Ansichten im ehemaligen Kleinen Mannheimer Skizzenbuch bezeugen seinen Aufenthalt am 9. September dort (Grummt 243-245) – und am nächsten Tag – wieder in Dresden – zeichnet er die Ruinen des Brühlschen Belvedere (Grummt 246-247). Am 20. September wiederum hält sich Friedrich im Zisterzienserkloster Altzella auf, das in der Freiberger Mulde am Dechantsberg in der Nähe von Nossen bei Dresden liegt. Auf dem fast quadratischen Blatt ist die Ruine des Sommerrefektoriums von innen gesehen dargestellt, wie es noch heute besteht. Mit lockerem Strich hat Friedrich dargelegt, wie die Reste des Refektoriums in die mit Büschen bewachsenen Hügeln eingebettet sind, besonders auf der rechten Seite, wo sich zusätzlich die Giebelfassade einer Scheune erhebt. Dies alles skizziert er locker fließend, fast beiläufig, doch in den Mittelpunkt seiner Darstellung rückt er den markanten Wandabschnitt mit zwei hohen Spitzbogenfenstern und der auskragenden Gewölbekonsole dazwischen. Hier, wo es um die Organisation und Struktur des Backsteinmauerwerks geht, steigert er auf ganz eigene Weise die zeichnerische Konzentration, wird er präzise und detailliert und setzt an einzelnen Stellen immer wieder den Bleistift verdichtend ein und schafft so ein bemerkenswertes Spiel aus dichtem Schwarz und hellem Papiergrund, den lebendigen Wechsel von Licht und Schatten auf der Wand. Mit fast baumeisterlicher Genauigkeit zeigt er hier die horizontale Schichtung des Mauerwerks und seine Verknüpfung mit den vorspringenden Konsolen. Fast zu symbolhafter Form verdichtet, mag es dabei kein Zufall sein, dass sich neben diesem Wandabschnitt links auf einem sockelartigen Mauerrest auch ein schlanker Baum erhebt, der sich in den Ruinen behauptet.
Aufgrund des Blattformates hat man ursprünglich angenommen, dass unser Blatt zum ehemaligen Kleinen Mannheimer Skizzenbuch gehört, doch handelt es sich um den oberen Teil einer ehemals etwa 380 x 235 mm großen Seite des Großen Mannheimer Skizzenbuches, in dem sich zwei weitere Ansichten der Klosterruinen in Altzella befinden (Grummt 226 und 228). Friedrich hat seine Skizzenbuchblätter wiederholt mit zwei übereinander stehenden Motiven gefüllt – das untere, später von unserem Blatt abgeschnittene Motiv hat man mit einer „Häusergruppe im Tal zwischen Tannen“ (Grummt 230) identifiziert.
Wie so häufig hat Friedrich einzelne Motive aus seinen Skizzen in seine Gemälde übertragen – so auch hier, als er den mittleren Wandabschnitt in stark veränderter Form für sein Spätwerk „Ruine in der Abenddämmerung“ (München, Neue Pinakothek) verwendete. Dort erheben sich die monumentalen Mauern in vertikaler Streckung wie eine Kathedrale, durch deren Fenster Dämmerlicht tritt. An die Mauern schmiegt sich eine ärmliche Holzhütte, vor der ein Mann ein Feuer entzündet hat.

Dr. Peter Prange

Vereinzelt kaum merkliche Braunflecken im Randbereich, ansonsten von schöner Erhaltung.

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