
Burgruine auf einem steilen Felsvorsprung
Details
Rave 497.
Literatur:
Paul Ortwin Rave, Karl Blechen. Leben – Würdigungen – Werk, Berlin 1940, S. 206, Kat.-Nr. 497, ohne Abb. (mit falschen Angaben zur Technik)
Carl Blechen. Zwischen Romantik und Realismus, hrsg. Peter-Klaus Schuster, Ausst.-Kat. Nationalgalerie Berlin, München 1990, S. 185, bei Kat.-Nr. 265
Provenienz:
Aus dem Nachlass G. v. Decker;
Fritz Lemm, Egsdorf, Kreis Teltow;
Arno Winterberg, Heidelberg, Auktion, 20.10.1973, Los 515;
seitdem in Privatsammlung, Süddeutschland.
Beschreibung
Auf einem steil nach links abfallenden Felsen steht über einer Schlucht eine mittelalterliche Burg. Deutlich ist links die durchfensterte Flanke mit einem Altan, in der Mitte etwas zurückgesetzt das Eingangstor und rechts daneben ein Wehrturm zu erkennen. Sie ragt hervor aus einer bewaldeten Landschaft, in der im Vordergrund links und rechts weitere Bäume und Felsen sichtbar sind, die sich bis in den Hintergrund fortsetzen, wo sanft geschwungene Berghügel den Horizont bilden. Die eindringlich geschilderte Vegetation umgibt die Burg, ohne sie zu umschließen – der abfallende Burgfelsen mit der Schlucht bildet einen „Spalt“ im Bildgefüge, die tief hinabreichende Schlucht bricht die eigentlich auf den ersten Blick konventionelle Bildanlage der Ansicht auf. Die Schlucht fungiert als Störung, der Blick des Betrachters wird in die Tiefe des Abgrundes gezogen. Was dort passiert, ist nicht sichtbar, lässt sich nur ahnen. Es gehört zu den Eigenheiten Blechens und der Romantik allgemein, übliche Sehgewohnheiten in Frage zu stellen.
Unser Blatt ist die genaue, gegenseitige Vorzeichnung zu einer Kreidelithografie, die Blechen mit verschiedenen Tonplatten gedruckt hat. Es existieren Farbvarianten von hellgrün bis intensiv olivgrün, auch Abdrucke mit gelber und brauner Tonplatte. Blechen hat sich zeit seines Lebens mit Druckgrafik beschäftigt, zunächst im traditionellen Medium der Radierung, bevor er zur modernen Lithografie überwechselte. Während Blechen Zeichnungen für Radierungen zumeist exakt in Bleistift anfertigte, sind seine Vorzeichnungen für Lithografien – zumeist mit Feder und Pinsel – sehr viel freier. Auf unserem Blatt gibt die Federzeichnung in groben Zügen die Umrisse wieder, während die Sepiatinte des Pinsels für Plastizität und Körper, für Tiefen und Schattierungen zuständig ist. Sie reichen von Dunkelbraun über Hellbraun bis zum Papiergrund, der ein wesentliches Element der Lichtgestaltung ist. Dort, wo der Papiergrund durchscheint, sind die hellsten Stellen – in seinen Lithografien ist die Lichtgestaltung ein ganz zentrales Motiv, das erst in der grafischen Umsetzung seine volle Intensität erreicht. Die malerische, lichtvolle Auffassung der Zeichnung wird in das Medium der Druckgrafik umgesetzt, wofür sich die Lithografie besonders eignete. Die Lithografie wurde auch deshalb Blechens bevorzugtes Medium, weil sie seinen künstlerischen Intentionen am nächsten kam. Die Darstellung des Malerischen, die Umsetzung des unmittelbaren Eindrucks ermöglichte erst die damals noch junge Technik der Lithografie. Trotz ihrer Nähe zur Zeichnung betrachtete sie Blechen aber nicht bloß als reines Reproduktionsmittel seiner Zeichnungen, sondern als eigenständiges Medium. Besonders in einer Phase, die die Jahre 1825 bis etwa 1828 umfasst, und in der unsere Zeichnung entstanden ist, zeigte sich Blechen ausgesprochen experimentierfreudig. Er bemühte sich auf verschiedenen Wegen, die Licht- und Tonwirkung seiner Arbeiten zu steigern. Seine Lithografien verstand er als Äquivalent zu den Möglichkeiten der Malerei, denen er im Einsatz von verschiedenen Tonplatten reizvolle Ton- und Farbwirkungen abgewann. – Geglätteter vertikaler Mittelfalz, mit Japan hinterlegt. Vereinzelt schwach braunfleckig. Die untere linke Eckenspitze fehlt. In guter Erhaltung.
Dr. Peter Prange
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