Thomas Theodor Heine

Vor Sonnenaufgang

Details

Verso auf dem Keilrahmen mit diversen Resten alter Etiketten.

Literatur:
Meier-Graefe, Julius, Entwicklungsgeschichte der modernen Kunst, Stuttgart 1904, S. 713 f.;
Wolf, G.J., Thomas Th. Heine’s Gemälde, in: Die Kunst, 1916, S. 286;
Burger, F., Cezanne und Hodler, München 1919, S. 115;
Heller, Reinhold, Munch. The Scream, New York 1973, S. 82 f., Abb. S. 39;
Stuwe, Elisabeth, Der Simplicissimus Karikaturist Thomas Theodor Heine als Maler: Aspekte seiner Malerei mit einem kritischen Katalog der Gemälde, Diss. Universität Frankfurt, Frankfurt/Main 1978, S. 169, mit Abb. S. 241;

Ausstellung:
Post Impressionism, Royal Academy, London 1979, S. 157, Nr. 248;
The Earthly Chimera and the Femme Fatale: Fear of Woman in Nineteenth Century Art, The David and Alfred Smart Gallery, University of Chicago, Chicago 1981, Kat.-Nr. 10, auf dem Keilrahmen mit dem Etikett;
Munich Jugendstil & Vienna Secession, Shepherd Gallery, New York 1982, Kat.-Nr. 26, mit Abb.
Thomas Theodor Heine. Der Biss des Simplicissimus. Das künstlerische Werk, Lenbachhaus, München 2000, Kat.-Nr. 173, mit Abb.

Provenienz:
Galerie Miethke, Wien;
Galerie Hasenclever, München, auf dem Keilrahmen mit dem Etikett;
Barry Friedman Ltd., New York;
Galerie Ritthaler, Hamburg, 2008 bei Vorgenanntem erworben;
Privatsammlung, Europa, 2008 bei Vorgenannter erworben.

Beschreibung

• Frühe Arbeit des späteren Simplicissimuszeichners Heine
• Heine ist für seine bissigen Karikaturen bekannt und scheute sich auch während der NS-Zeit nicht, seine politische Meinung zu äußern
• Stimmungsvolles Gemälde voller Erzählpotential

Was ist hier nur passiert?
„Vor Sonnenaufgang“ steht eine elegant gekleidete Dame, ihre rote Handtasche fest umklammert, auf einer Brücke. Während hinter ihr die ersten Strahlen über die Hügel kriechen und die Landschaft erhellen, kommen Arbeiter am Ende der Brücke zum Schichtbeginn.
Thomas Theodor Heine, der später für seine Karikaturen im Simplicissimus berühmt werden wird und aufgrund seiner Gesinnung sowie seines Glaubens – er ist Jude – fliehen muss, ist 1890 gerade mit seinem Studium in Düsseldorf und München fertig. Bereits während diesem fällt er durch seine freche und an den Regeln rüttelnde Art auf. In diesem Frühwerk zeigt Heine seine erzählerische Begabung, die ihn später so berühmt machen wird.
Dabei lässt er vieles (sicher bewusst) im Unklaren, sodass in der Betrachtung subjektive Erzählfäden gesponnen werden können: Handelt es sich hier um die Gattin eines Arbeiters, der in der Nachtschicht bei einem Unfall in der Fabrik ums Leben kam und auf den sie vergebens wartet? Oder handelt es sich bei der Dame etwa um eine Prostituierte, die nach getaner Arbeit ihre Kundschaft beobachtet? Und welche Rolle spielt der Abgrund zwischen Frau und Fabrik, ist er womöglich metaphorisch zu verstehen?
In seinen späteren Arbeiten wird Heine immer wieder politische und gesellschaftliche Missstände ankreiden, den Finger in Wunden legen. Wieso also das angebotene Gemälde nicht auch als Kritik an den Umständen der Zeit verstehen?

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