Details

Provenienz:
Kunsthandel H.O. Miethke, Wien, verso mit Etikett;
Privatbesitz, Deutschland.

Beschreibung

Die Ölskizze nahm im Werk Friedrich Gauermanns eine gewichtige Rolle ein, dokumentiert sie doch einerseits seine tiefgreifende Verbundenheit mit der Natur, andererseits sein malerisches Potential. Bereits in der Umgebung seiner Miesenbacher Heimat war er von seinem Vater zum Zeichnen in der Natur angehalten worden und schon früh treten in seinem Werk in Ölfarbe auf Papier ausgeführte Naturstudien von Menschen und Tieren, von Pflanzen und Bäumen, von Landschaften und Genreszenen auf. Zur letzteren Gattung gehört unser kleines Gemälde, das eine Gruppe von Landleuten am Gardasee zeigt. Die stimmungsvolle, in südliches Licht getauchte Szenerie erzählt von einer Gruppe von Landleuten, die ihren Weg auf einer hochgelegenen Uferstraße unterbrochen haben, um an einer Votivkapelle zu rasten. Mehrere Personen scheinen sich vor ihr niedergelassen zu haben, größtenteils verdeckt durch einen Schimmel, während das Fuhrwerk offenbar von zwei weiteren, kaum erkennbaren Pferden (oder Maultieren?) gezogen wird. Davor ruhende Schafe vervollständigen das Bild der pittoresken Reisegruppe.
Die skizzenhafte, offene Malweise Gauermanns erschwert eine genauere Kenntnis der Figuren, die er allerdings auch nicht beabsichtigt. Aus der sicher und locker skizzierten Gruppe leuchtet ein kräftiger Farbklang von Weiß, Rot und Blau heraus, der sich von der erdigen Farbigkeit des Vordergrundes abhebt. Dem Hintergrund mit dem von Bergen umstandenen See und dem von der Sonne beschienenen Himmel widmet Gauermann große malerische Aufmerksamkeit, denn er vermittelt die gewünschte atmosphärische Stimmung – nicht ohne weiteres ist dabei zu entscheiden, ob es sich um eine Abend- oder Morgenstimmung handelt. Die sich im Laufe des Tages wandelnden atmosphärischen Erscheinungen im Bild auf Leinwand oder Papier zu bannen, war die Aufgabe solch spontan hingeworfener Ölstudien. Gauermann hat das Motiv in Öl noch zweimal in ähnlicher Weise wiederholt (Bozen, Landesmuseum, Inv. Nr. S. M. 50HOP.130, und Wien, Akademie der bildenden Künste, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. 7139).
Im Frühjahr 1838 war Gauermann das erste Mal nach Italien gereist; von Triest ging die Reise über Venedig nach Südtirol. Auf dem Weg dorthin auf einer Zwischenstation besuchte er zusammen mit Joseph Höger in Rovereto den befreundeten Dilettanten Domenico de Ballarini, bei dem sie auch Quartier nahmen. Gauermann war von Rovereto begeistert und berichtete dem befreundeten Kupferstecher Friedrich Wilhelm Fink in Wien, dass er „ziemliche Studien zu einem originellen Bilde gemacht [habe]. Nämlich gerade jetzt ziehen ganze Karawanen von Hirten, die von Mantua kommen, hier durch, um den Sommer auf den südlichen Tiroleralpen zu verleben, die hier rasten, im freyen vor Rovereto bleiben und dann wieder weiter ziehen. Das ist äußerst malerisch, ganz eigene Wagen mit zwey Rädern, Maulthiere, ganze Scharen Esel mit jungen, hunderte von den schönsten Schafen und Ziegen und die Tracht auch originell. Gleich wird eine solche Siesta angefangen, bei einer Abendbeleuchtung, die ich hier so schön gesehen habe. Mehrere Skizzen mitten unter Ihnen gezeichnet.“ (Zitiert nach Rupert Feuchtmüller: Friedrich Gauermann 1807-1862, Rosenheim 1987, S. 38).
Die geschilderten Eindrücke hat Gauermann genauso in einem Skizzenbuch festgehalten wie einen Besuch am Gardasee (Wien, Albertina Museum, Inv.-Nr. 30583). Er verwendete diese Studien für seine Ölskizzen und weitere drei bisher bekannt gewordene Zeichnungen (St. Pölten, Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv.-Nr. 1064r und 1064v; Graz, Universalmuseum Joanneum, Neue Galerie, Inv. Nr. II/9915; Wien, Kunsthandel Hassfurther, Auktion 27.5.1999, Los 17). Die intensive Beschäftigung mit dem Thema, die Ausarbeitung der Bildidee in Zeichnung und Ölstudien lassen vermuten, dass Gauermann eine Ausführung als Gemälde plante, doch ist eine solche bislang unbekannt.

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