Details

Provenienz:
Dr. Georg Schäfer (1896-1975), Schweinfurt;
Neumeister, München, Sonderauktion „Bilder aus der Sammlung Georg Schäfer II“, 25.2.2005, Los 295.

Beschreibung

Das Motiv, das der Münchner Johann Georg von Dillis gewählt hat, ist wenig spektakulär – der Blick in eine unscheinbare Waldschlucht mit einem Steg –, wie Dillis sich dem Motiv allerdings malerisch annähert, dagegen sehr wohl. Wie Dillis in diesem kleinen, intimen Werk seinen gesamten malerischen Kosmos entfaltet, ist große Kunst. Ähnlich wie in seinen Aquarellen verdichtet Dillis das Geschehen durch den sicheren Einsatz zarter, dabei nur weniger Farben zu dem Eindruck reichster Farbigkeit. Kaum einem anderen Maler in Deutschland der Zeit um 1800 ist es gelungen, dem Natureindruck solch eminenten malerischen Ausdruck zu verleihen – nicht den großen, ernsten Romantikern wie Philipp Otto Runge oder Caspar David Friedrich, und schon gar nicht den damals führenden, in Rom tätigen Landschaftsmalern Joseph Anton Koch und Johann Christian Reinhart. Gegenüber ihren strengen, durchkomponierten Landschaften steht Dillis als künstlerischer Freigeist und -denker außerhalb jeder Konvention. Ist es ein Zufall, dass solch unterschiedliche malerische Lösungsansätze in einer Zeit möglich sind, in der Deutschland und Europa durch die Französische Revolution und die nachfolgende Epoche Napoleons von tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen ergriffen werden? Diese große Umbruchzeit hat in ganz Europa künstlerische Potentiale freigesetzt, die den Beginn der Moderne markieren.
In der Rückschau, in dem Wissen um das, was danach kam, haftet man Dillis angesichts seines skizzenhaften, häufig die Formen verschleifenden und auflösenden Verständnisses von Malerei gerne das Attribut „impressionistisch“ oder „vorimpressionistisch“ an – doch Dillis konnte nicht ahnen, was nach ihm kam. Erst vor diesem Hintergrund wird Dillis‘ ganz eigener Beitrag zur Geschichte der Malerei deutlich und seine Modernität ersichtlich, die ihn zum Begründer der Freilichtmalerei in Deutschland macht – eine Entwicklung, die erst am Ende des Jahrhunderts im Impressionismus gipfeln sollte.

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