Details

Celant (2004) II, S. 568/5.

Mit einer schriftlichen Expertise der Fondazione Piero Manzoni, Mailand, vom 7.11.2013. Die Arbeit ist bei der Fondazione Piero Manzoni, Mailand, unter der Nummer 1110A/93 registriert.

Provenienz:
Nachlass Prospero Zuccotti, Soncino;
Privatsammlung, Turin;
Privatsammlung, Lugano.

Ausstellung:
Gruppo Del Cenobio, Fontana, Manzoni and the Avant-garde, Brun Fine Art, London 2019, Kat.-Nr. 3, mit Abb. S. 124.

Beschreibung

Bei „Achrome“ handelt es sich um eine ausgesprochen seltene, frühe Leinwandarbeit von Piero Manzoni. Der Mailänder Künstler, der als Graf Meroni Manzoni di Chiosca e Poggiolo geboren wurde, schuf seine ersten „Achrome“ – sogenannte farblose bzw. weiße Bilder – in den Jahren 1957/58. Bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 1963 entstand ein kunsthistorisch äußerst bedeutsames, aber von der Anzahl der Arbeiten überschaubares Œuvre.
Manzoni begann seine künstlerische Laufbahn als Autodidakt und schuf zunächst gestisch abstrakte Werke. Er begann allerdings schnell die traditionellen Methoden des Kunstschaffens in Frage zu stellen und die Verbindungen zwischen künstlerischer Praxis und kollektivem Bewusstsein zu erforschen. Als er 1957 Yves Kleins Ausstellung „Monochrome Vorschläge, blaue Periode, 1957“ in der Galleria Apollinaire in Mailand sah, änderte sich Manzonis Vorstellung von zeitgenössischer Kunst grundlegend. Die Ausstellung war auf 11 praktisch identische monochrom blaue Gemälde reduziert. Als unmittelbare Reaktion auf Yves Kleins bahnbrechende Geste begann Manzoni mit einer Reihe von Werken aus unterschiedlichen Materialien zu experimentieren, die alle „farblos“ bzw. weiß waren – es entstanden die ersten „Achrome“-Bilder. Zunächst beschichtete er Leinwände mit Gesso – einer Mischung aus Gips, Kreide und Pigment: Die vorliegende Arbeit gehört zu diesen frühesten Arbeiten des Werkzyklus. Die gekonnte Gegenüberstellung unterschiedlicher Materialien wie gespachteltem Gesso, grober Leinwand und gleichmäßig glattem Farbauftrag entlang der Bildränder führt hier zu einer besonders reizvollen Gesamtkomposition.
Mit Agostino Bonalumi und Enrico Castellani arbeitet Manzoni zu dieser Zeit regelmäßig zusammen und gründet mit Castellani in Mailand die legendäre Galleria Azimut. Die Galerie sowie die Zeitschrift Azimuth, die nur zweimal erscheinen sollte, wurden zu einem Kristallisationspunkt eines neuen Kunstverständnisses.
Mit einer Reihe von proto-konzeptuellen Werken begann Manzoni damals, das Wesen des Kunstobjekts selbst zu hinterfragen. Mit „Merda d’artista“ gelang ihm ein Coup, der in seiner Radikalität Kunstgeschichte schrieb: Es handelt sich um eine Auflage von 90 30-Gramm-Dosen, die angeblich die Exkremente des Künstlers enthielten und deren Wert jeweils dem Marktpreis von 30 Gramm Gold entsprach. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er mit der Herstellung von „Achrome“-Bildern, wobei er mit neuen Materialien experimentierte, darunter chemisch veränderter Baumwolle (die bei Temperaturschwankungen ihre Farbe veränderte), Glasfaser und mit Kaolin überzogenen Brötchen, Styroporkugeln und Steinen.
Am 6. Februar 1963 starb Piero Manzoni plötzlich an einem Herzinfarkt in seinem Atelier in der Via Fiori Chiari in Mailand.
„Achrome“-Bilder befinden sich heute unter anderem im Museum of Modern Art in New York, dem Guggenheim Museum in Los Angeles und der Tate Modern in London.

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